Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
Mamas, Böse Frauen der Vergangenheit. Kylie wurde mulmig zumute. Sie klickte die erste Seite an und bereitete sich auf das Schlimmste vor.
Sie wurde nicht enttäuscht. Das Einzige, das sie nicht fand, war ein ordentliches Foto von Berta, das scharf genug war, um sie identifizieren zu können.
»Du bist mir ja vielleicht ein Aufpasser, Vamp.«
Kylie fuhr herum. Lucas stand in der offenen Tür und starrte Jonathon an, der auf der Couch lag und schlief.
Jonathon bewegte sich nicht. Er öffnete nicht einmal die Augen, als er sagte: »Ich hab dich schon längst gehört. Und noch länger hab ich deinen Wolfsarsch gerochen.«
Lucas knurrte.
Kylie verdrehte die Augen. Ach, die Liebe zwischen Vampiren und Werwölfen war schon etwas Besonderes. Einen verrückten Moment lang dachte sie an Lucas’ Wunsch, dass sie ein Werwolf sei. Und sie fragte sich, was er machen würde, wenn sie herausfand, dass es nicht so war. Würde er sich noch für sie interessieren? Sie wünschte sich so sehr, dass es ihm egal war und dass er über diesen Vorurteilen stand.
Aber sie wusste, dass es ihm wahrscheinlich doch etwas ausmachte.
Und das machte ihr mehr Angst als Stalker-Eichelhäher und ein Geist mit Gedächtnisverlust, die möglicherweise das eigene Kind getötet hatte.
Lucas funkelte Jonathon böse an, dann wandte er sich Kylie zu. »Alles klar bei dir?«
Kylie atmete tief ein. Sie hatte bei Burnett das Gefühl gehabt, ihre Schwäche nicht zeigen zu können. Und auch gegenüber Della oder Jonathon war sie stark geblieben. Doch ein Blick in Lucas’ sanfte blaue Augen genügte, und sie spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Sie merkte plötzlich, wie sehr sie gerade eine Umarmung brauchen konnte.
Er musste ihre Gefühle bemerkt haben, oder vielleicht hatte er auch ihre feuchten Augen gesehen, jedenfalls nahm er sie an der Hand und führte sie in ihr Zimmer …
»Ich soll sie nicht aus den Augen lassen«, rief Jonathon ihnen hinterher, ohne seine Liegeposition auf dem Sofa zu verändern.
»Warum betrachtest du nicht weiter deine Augenlider von innen, wie du es die ganze Zeit schon machst?«, erwiderte Lucas und schlug die Tür hinter ihnen zu. Die Hüttenwände vibrierten von dem Schlag.
Sobald sie allein waren, sah Lucas ihr in die Augen. »Was ist passiert?« Er legte ihr die Hände um den Nacken und zog sie an sich.
Sie legte die Stirn an seine warme Brust und kämpfte tapfer gegen die Tränen. Eine Umarmung zu brauchen war noch okay, aber Tränen mussten nicht sein.
»Es war furchtbar«, brachte sie hervor und schluckte.
»Was war furchtbar?«, fragte er.
»Sie waren überall. Und dann …«
»Wer war überall?« Er strich ihr über den Rücken und spendete ihr genau den Trost und die Zuwendung, die sie brauchte.
Sie wünschte sich so sehr jemanden, der ihr helfen konnte, ihre Erlebnisse zu verstehen. Sie hob den Kopf und sah ihn an. »Die Geister. Aber das war gar nicht das Schlimmste. Ich …«
Er unterbrach sie leicht genervt. »Das war aber doch zu erwarten auf einem Friedhof, Kylie? Nach allem, was du in der Vision erlebt hast, warum wolltest du immer noch da hingehen? Ich verstehe das einfach nicht.«
Okay, also war Lucas doch wie die anderen; er verstand nicht, was sie tat. Sie konnte es ihm auch nicht wirklich verübeln. Es war so, wie Della gesagt hatte, das Geistersehen machte sie zum Freak. Trotzdem war sie enttäuscht von Lucas.
Sie wollte, dass er sie verstand, dass er spürte, wie wichtig ihr das war. Aber das konnte er nicht. Er war nicht … Fee. Er war nicht Derek. Kylie verdrängte den Gedanken schnell wieder.
»Ich musste es tun«, erklärte sie, auch wenn sie kaum Hoffnung hatte, dass es etwas änderte. »Es wird von mir erwartet. Deshalb kommen die Geister zu mir und bitten mich um Hilfe.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Aber zu was für einem Preis? Ich mag es nicht, dich so fertig zu sehen. Und ich mag es noch weniger, dass du dich in Gefahr bringst, um jemandem zu helfen, der schon tot ist. Du könntest dabei verletzt werden.«
Sein Tonfall, sein Gesichtsausdruck und sogar seine Körperhaltung brachten Kylie schnell dazu, herunterzuschlucken, was ihr auf der Zunge lag. Es war bestimmt keine gute Idee, ihm davon zu erzählen, dass der Geist eventuell eine Kindermörderin war. Die Geschichte musste warten, bis Holiday zurück war. Kylie hoffte, dass das bald sein würde.
»Verdammt, ich hasse es, dich so traurig zu sehen«, murmelte er und zog sie noch näher an sich
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