Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
heran.
Sie biss sich auf die Unterlippe, und dachte daran, wie es sich angefühlt hatte, mit Eis überzogen zu sein. »Es war ein bisschen unheimlich, aber es ist mir nichts passiert.«
Er hob ihr Kinn und sah ihr in die Augen. »Bist du sicher?«
Weil sie ihn nicht anlügen wollte, stellte sie sich einfach auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Er schmeckte so gut – ein bisschen nach Zahnpasta und Schokolade. Sie stand schon immer auf Pfefferminzschokolade, deshalb öffnete sie den Mund ein bisschen mehr, und er nahm die Einladung an. Der Kuss verwandelte sich innerhalb eines Herzschlags von einem süßen, unschuldigen zu einem leidenschaftlichen, heißen Kuss.
Als seine Zunge in ihren Mund glitt, schmolz Kylie dahin. All ihre Sorgen waren mit einem Schlag wie weggefegt. Sie konnte nur noch an diesen Moment denken.
Sie liebte es, ihm so nah zu sein. Sein Mund fühlte sich samtig an auf ihrem. Seine kurzen Bartstoppeln kitzelten sie, und sein muskulöser Oberkörper lag an ihrem. Sie genoss den festen Griff seiner Hände an ihrer Taille. Eine innere Stimme flüsterte ihr zu, dass sie mit allem klarkommen konnte, mit Eichelhähern, einer Horde Geister, sogar mit einem Babymörder-Geist mit Gedächtnisverlust. Sie würde mit all dem klarkommen, wenn danach Lucas’ Arme und seine Küsse auf sie warteten. Sie würde überleben, solange sie den Zauber seiner Nähe hatte, der ihr durch die schwierigen Zeiten half.
»Jemand wird leben … aber jemand anderes muss sterben.«
Die Stimme kam gleichzeitig mit der Kälte, die Kylie über den Rücken lief. Sie zog sich von dem heißen Kuss zurück und vergrub ihr Gesicht an Lucas’ warmer Brust, um der Kälte zu entkommen. Sie wollte das jetzt nicht. Nicht so schnell nach dem Besuch des Friedhofs, wo die Erinnerung an all die verlorenen Seelen noch so frisch war. Nicht jetzt, da sie gerade gelesen hatte, was diese Frau für schreckliche Sachen getan hatte.
»Sie bestehen darauf, dass ich dir das immer wieder sage« , erklärte Jane oder Berta.
Wer stirbt?, fragte Kylie in ihrem Kopf.
»Vielleicht meinen die mich« , schlug der Geist vor und klang wie üblich völlig verwirrt.
Kylie wusste, dass das nicht stimmte. Jemand wird leben … aber jemand anderes muss sterben. Die Worte hallten in ihrem Kopf wider. Vielleicht gab es doch etwas, das Lucas’ Küsse nicht reparieren konnten. Der Gedanke, jemanden zu verlieren, der ihr nahestand, war unerträglich.
Sie hob die Wange von Lucas’ warmer Brust und öffnete die Augen.
Während sie Jane Doe musterte, rief sich Kylie die Details der Geschichte ins Gedächtnis, die sie gerade im Internet gelesen hatte. Berta hatte nicht nur ihr eigenes Baby getötet, sondern auch das einer Nachbarin.
Der Geist erwiderte Kylies Blick ohne Scheu. Ohne Vorbehalte. Ohne Scham. Hatte die Frau etwa vergessen, was auf dem Friedhof passiert war? Dass Catherine sie verpetzt hatte – dass Kylie jetzt über alles Bescheid wusste?
Aber trotz allem konnte Kylie, wenn sie in die Augen der Frau sah, nichts Böses darin entdecken. Sie sah nur eine Frau, die verloren war und die ihre Hilfe brauchte.
Was hatte das nur zu bedeuten? , fragte sich Kylie.
21. Kapitel
Eine Stunde später ging Lucas zu seinem Wanderkurs, und Kylie setzte sich wieder an den Computer, um weiterzurecherchieren. Sie hatte inzwischen fast alle Artikel zu Berta Littlemon gelesen. Außerdem hatte sie nach Catherine O’Connell gesucht, der Geisterfrau, die gesagt hatte, Jane wäre Berta. Nicht nur, weil Kylie vorhatte, ihr Versprechen zu halten – versprochen war versprochen –, sondern auch, weil sie wissen wollte, ob die Frau aufrichtig gewesen war.
Kylies Suche im Internet ergab, dass Catherine ihr die Wahrheit über Berta gesagt hatte. Aber bedeutete das auch, dass Jane Berta war?
Bis jetzt hatte sie erst eine Internetseite gefunden, auf der ein Foto von Berta Littlemon zu sehen war. Aber es war zu verschwommen, um wirklich sicher sagen zu können, dass es sich um Jane Doe handelte. Gut, Jane hatte braune Haare, die wohl mal lang gewesen waren, und die Gesichtszüge waren ähnlich, aber … es gab noch Hoffnung.
Und die Hoffnung wuchs mit einem Mal, als Kylie etwas einfiel, das Holiday ihr mal über Geister gesagt hatte, die wirklich böse sind.
Fast als hätte das Denken des Namens sie hergezaubert, hörte Kylie plötzlich Holidays Stimme.
»Kann ich reinkommen?«
Kylie sah aus dem Augenwinkel, wie Jonathon aus dem Tiefschlaf hochschreckte, beachtete
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