Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
ihn aber nicht weiter, sondern rannte durchs Wohnzimmer und fiel Holiday um den Hals.
»Ich bin so froh, dass du wieder da bist«, rief Kylie und drückte die Campleiterin extra lang. Sie hatte es vermisst, mit Holiday zu reden und mit ihr zusammen zu sein. Aber am meisten hatte Kylie wahrscheinlich die Umarmungen vermisst. »Ich muss dir so viel erzählen und dich so vieles fragen.« Sie war kurz davor, ihren ganzen emotionalen Ballast sofort bei Holiday abzuladen, als ihr wieder einfiel, warum Holiday weg gewesen war. Ihre Tante war gestorben. Und ihr Tod hatte Holiday ganz schön zugesetzt.
Vielleicht, dachte Kylie, hatte Holiday schon genug um die Ohren und konnte Kylies Probleme gerade nicht gebrauchen.
Kylie hielt inne und holte Luft. »Wie geht es dir? Das mit deiner Tante tut mir so leid. Konntest du alles regeln?«
»Ja, es geht mir gut.« Holiday fasste Kylie an den Schultern, als verstünde sie Kylies Gedanken. »Und ja, ich glaube, ich hab es geschafft, alles zu regeln. Die wichtigere Frage ist: Wie geht es dir?«
Jonathon setzte sich schlaftrunken auf dem Sofa auf. Holiday hatte ihn anscheinend vorher nicht gesehen, denn sie zuckte zusammen, als er sich bewegte.
»Oh, Jonathon. Du hast mich erschreckt.« Holiday starrte den schläfrigen Vampir an.
»Muss ich jetzt noch bleiben, wenn du da bist?«, fragte er.
Holiday schaute auf ihre Armbanduhr. »Ich bin wahrscheinlich die nächste Stunde hier, und dann wird auch Della wieder da sein. Also, wenn du willst, kannst du gehen.« Jonathon machte sich auf den Weg, und Holiday legte Kylie einen Arm um die Schulter. »Jetzt erzähl mal, was bei dir los ist.«
Kylie sah sie an. »Bist du sicher, dass du das möchtest?«
»Ist es so schlimm?« Holiday hob besorgt eine Augenbraue.
»Nein. Oder na ja, vielleicht doch. Ich meinte, ob du dir wirklich jetzt meine Probleme anhören möchtest, wo du selbst genug hast?« In Kylies Blick lag Mitgefühl. »Ich weiß, wie es sich anfühlt, jemanden zu verlieren. Als meine Großmutter gestorben ist, war ich total fertig.«
Holiday lächelte. »Ist schon gut. Trauern ist wichtig. Aber lass es mich mal so sagen, ich wende einfach die Kylie-Galen-Methode an, mit meinen Problemen umzugehen.«
»Und wie geht die?«, fragte Kylie verdutzt.
Holiday grinste. »Ich konzentriere mich auf die Probleme anderer, damit ich nicht über meine eigenen nachdenken muss.« Sie wurde ernst. »Aber Spaß beiseite. Es geht mir gut. Jetzt erzähl mir, was du auf dem Friedhof erlebt hast. Und danach haben wir noch eine Menge anderer Dinge zu besprechen.«
Kylie ging gerade zum Küchentisch, als ihr die wichtigste Frage überhaupt einfiel. Sie schnellte herum.
»Eine Sache muss ich wissen. Hast du mir nicht mal gesagt, dass böse Seelen nicht lange hierbleiben, weil die Hölle sie ziemlich schnell zu sich holt?«
»Meistens ist das so. Aber es gibt auch Fälle, wo …« Holidays Blick verfinsterte sich. »Wieso fragst du?«
Kylie seufzte entnervt. »Warum muss alles eine Ausnahme haben? Es wäre so schön, einmal eine einfache Frage zu stellen und eine eindeutige Antwort darauf zu bekommen. Ja oder nein – schwarz oder weiß.« Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Das Leben wäre so viel einfacher.«
»Einfacher, ja. Aber realistisch … nein. Die wenigsten Dinge sind wirklich schwarz oder weiß.« Holiday musterte Kylie für einen Moment. »Bitte sag mir nicht, dass du es mit einem für die Hölle bestimmten Geist zu tun hast.«
Eine Viertelstunde später saß Kylie neben Holiday, während diese die verschiedenen Artikel über Berta Littlemon auf dem Computer las.
»Okay, das reicht. Ich kann keinen einzigen dieser Artikel mehr lesen!« Holiday schaltete den Computer ab. »Du solltest das nicht lesen. Und du solltest nicht mehr mit diesem Geist reden.« Etwas in Holidays Tonfall, der plötzlich sehr mütterlich war und keinen Widerspruch zu dulden schien, ließ bei Kylie die Alarmglocken schrillen.
»Wir wissen doch nicht einmal, ob sie es wirklich ist«, wandte Kylie ein. »Ich kann doch nicht einfach glauben, dass sie …«
»Doch, das kannst du! Du hast doch gesagt, der andere Geist hat dir erzählt, dass Jane Doe aus dem Grab von Berta Littlemon gekommen ist. Mir reicht das.«
Kylie war nicht überzeugt. »Ja, aber vielleicht lügt sie. Und du hast doch die Fotos von Berta gesehen. Sie sind ganz verschwommen. Ich meine, ja, sie sehen Jane Doe vielleicht irgendwie ähnlich, aber sie sind nicht so deutlich, dass
Weitere Kostenlose Bücher