Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
wir sicher sein können.«
»Okay, aber warum sollte dich der Geist anlügen?«
Kylie zuckte mit den Schultern. »Weil sie vielleicht dachte, sie müsste mir Informationen geben, damit ich ihr helfe.«
»Moment – wem helfen? Der Frau des alten Mannes?«
Kylie bemerkte erst jetzt, dass sie den Teil der Geschichte ausgelassen hatte, als sie Holiday vorhin von ihrem Ausflug zum Friedhof erzählt hatte. »Nein, dem anderen Geist. Catherine O’Connell. Ich hab ihr gesagt, dass ich ihr helfe, wenn sie mir sagt, was sie über Jane Doe weiß.«
»O nein.« Holiday schlug sich die Hände vors Gesicht.
»Wieso ›O nein‹?«
Holiday nahm die Hände weg. »Lass dich nie auf einen Deal mit einem Geist ein, Kylie. Niemals!«
»Warum denn nicht?«
»Weil es genauso schlimm sein kann, wie einen Deal mit dem Teufel einzugehen. Was sie wollen, ist manchmal unmöglich, und sie können sehr hartnäckig sein, wenn sie es einfordern. Und wenn sie denken, dass du deinen Teil nicht erfüllst, kann es richtig hässlich werden.«
Kylie schluckte. Sie hatte sich so sehr auf Holidays Rückkehr gefreut, und jetzt bekam sie nur Ärger von ihr. »Das wusste ich nicht«, murmelte sie.
Holiday seufzte tief. »Tut mir leid«, sagte sie dann und legte ihre Hand auf Kylies. »Ich wollte dich nicht so anfahren. Das ist meine Schuld. Alles ist meine Schuld. Ich wusste, dass es keine gute Idee war, dich zum Friedhof gehen zu lassen. Ich hätte dich gleich davon abbringen sollen.«
Kylie hatte inzwischen etwas von ihrem Selbstbewusstsein wiedergefunden. »Es war aber eine gute Idee. Und vielleicht hätte ich keinen Deal mit Catherine machen sollen, aber auch das scheint nicht so schlimm zu sein. Was sie von mir will, ist erstens machbar und zweitens für einen guten Zweck.«
Holiday schüttelte den Kopf. »Es ist trotzdem keine gute Idee, mit einem Geist zu verhandeln.«
»Ja, aber sie will doch nur, dass ich ihren Kindern etwas über ihre Familiengeschichte schicke. Sie ist Jüdin und hat ihren Mann und ihre Kinder immer angelogen, weil es damals schwierig war, zu ihrer jüdischen Identität zu stehen. Ihre Eltern sind in einem Konzentrationslager gestorben, ihre Großeltern haben sie in die USA geholt. Sie hat ihren Namen geändert. Und jetzt fühlt sich ihr Leben im Nachhinein wie eine Lüge an.«
Holiday schüttelte unnachgiebig den Kopf. »Kylie, so leid es mir tut, aber ich kann nicht zulassen, dass du das tust.«
»O Mann!« Kylie stand auf, und obwohl sie versuchte, ihre Stimme zu dämpfen, fiel ihr selbst auf, wie entschlossen sie klang. »Es tut mir auch leid, aber ich werde nicht aufhören, nur weil du denkst, ich übernehme mich. Weil du es mir nicht zutraust. Ich werde Jane Doe helfen, und, tut mir leid, ich glaube nicht, dass sie diese Kindermörderin ist. Und ich werde auch Catherine O’Connell helfen. Es ist das Richtige.«
Holiday schloss sichtlich angestrengt die Augen. »Kylie, du verstehst nicht, wie gefährlich das für dich werden könnte. Wenn man mit bösen Geistern umgeht, gibt es Sachen, die … sind einfach riskant. Es gibt so vieles, was du noch lernen musst.«
Kylie schüttelte den Kopf. »Dann erklär es mir doch. Aber glaub mir, Holiday, sie ist nicht böse. Wie oft hast du mir schon gesagt, dass ich auf mein Herz hören soll? Und dass ich dann fühlen werde, was das Richtige ist? Also, im Moment sagt mir mein Herz, dass ich das so machen soll, und deshalb werde ich es auch tun.«
Als Holiday den Mund aufmachte, wahrscheinlich, um zu widersprechen, fügte Kylie hinzu: »Außerdem hab ich dich nicht um Erlaubnis gefragt, sondern um deinen Rat.«
22. Kapitel
Sobald die Worte aus ihrem Mund waren, bereute Kylie schon, sie ausgesprochen zu haben. Nicht weil sie es nicht so gemeint hatte. Sie bereute nur, wie sie es gesagt hatte.
Holiday saß einen Moment, der Kylie wie eine Ewigkeit vorkam, einfach nur da, als überlegte sie, was sie antworten sollte. Kylie hielt ihrem Blick stand. Dass sie ihren Tonfall bereute, hieß noch lange nicht, dass sie alles zurücknehmen würde. Das konnte sie nicht. Vielleicht lag es nur an ihrem Mitleid für Jane Doe und deren Identitätskrise, die sie so gut nachvollziehen konnte, aber vielleicht war es auch mehr. Kylie wusste, dass sie dem vergesslichen Geist helfen musste. Und sie würde ihr helfen, mit oder ohne Holidays Segen.
»Mein Gott, wann bin ich eigentlich zu meiner Mom geworden und du zu einer jüngeren Version von mir selbst?«, fragte Holiday schließlich
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