Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
sich zu ihr. »Das ist ja wohl etwas anderes.«
»Ach ja, wieso denn? Wenn ich deine Gefühle lesen könnte, so wie du es bei mir tust, hätte ich dein Verlangen klar und deutlich lesen können.«
»Ja, aber … aber ich bin eben ein Mann.«
Sie starrte ihn mit offenem Mund an. »Also dürfen nur Männer sich zu jemandem hingezogen fühlen?! In welchem Jahrhundert lebst du eigentlich?«
Seine Augen wurden schmal. »So hab ich das nicht gemeint.«
»Was hast du dann gemeint?«
»Ich wollte sagen …« Er spannte die Kieferknochen an. »Ach, Fuck, ich weiß es ja auch nicht, aber es ist einfach anders.«
»Nein, ist es nicht, Derek! Kapierst du das nicht? Du regst dich total auf, weil du eifersüchtig bist, dabei hast du überhaupt keinen Grund dazu.«
»Aber da steckt doch mehr dahinter. Du hast doch gerade gesagt, dass du etwas für ihn empfindest. Das ist doch nicht nur …«
»Ja, ich empfinde etwas für ihn. Wir kennen uns schon sehr lange. Und vielleicht verbindet uns das irgendwie. Und ja, er sieht gut aus. Aber … ich will mit dir zusammen sein.«
Sie dachte schon, er hätte es geschluckt, aber er schaute weg. »Ich kann das nicht, Kylie. Bis du mir beweisen kannst, dass er dir nichts bedeutet, kann ich das nicht.« Er ließ sie stehen.
»Derek?«, rief sie ihm hinterher.
Er drehte sich um. »Was?«
Es fiel ihr nicht leicht. »Du hast mich angelogen.«
»Wann denn?« Seine Stimme klang leblos.
»Du hast gesagt, wir würden Freunde bleiben. Aber so geht man nicht mit seinen Freunden um.«
Er hob den Blick zum Himmel, bevor er ihr wieder in die Augen schaute. »Du hast recht. Es tut mir leid. Ich schätze, ich kann nicht dein Freund sein.« Er ging davon.
Dieses Mal ließ sie ihn gehen.
Es fiel ihr schwer, den Tag durchzustehen. Kylie wollte Holiday bitten, sie von ihren Kursen zu befreien, aber sie hatte schon zu oft ausgesetzt. Also machte sie eine Wanderung mit und verlor sich danach im Kuchendekorieren.
Sie versuchte, jeden Gedanken an Derek zu verdrängen. Dadurch war sie so auf ihre Cupcakes konzentriert, dass sie erst nach der Hälfte der Zeit feststellte, dass Miranda gar nicht da war.
Danach hätte sie noch Musik gehabt, aber das ließ sie ausfallen. Auf der Suche nach Miranda traf sie auf Della, die gerade auf dem Weg zum See für die Kajak-Stunde war. Della war in letzter Zeit ziemlich ruhig, die Sache mit der FRU und den Tests steckte ihr noch in den Knochen. Außerdem machte es ihr zu schaffen, dass sie dabei helfen sollte, ihren Cousin des Mordes zu überführen. Auf der anderen Seite hatte sie jetzt so viele andere Sorgen, dass sie kein Stück mehr ans Elternwochenende dachte. Hey, es hatte doch alles seine Vor- und Nachteile.
»Hast du Miranda gesehen?«, fragte Kylie.
»Nein. Ist was passiert?«
»Sie war nicht im Backunterricht. Ich wollte grad mal zur Hütte gehen und nach ihr schauen.«
»Soll ich mitkommen?«
»Nein, musst du nicht.« Kylie wusste doch, wie sehr sich Della auf den Kajak-Kurs gefreut hatte. »Wenn ich sie nicht finde, hol ich dich. Aber ich bin sicher, es ist nichts Ernstes.«
Dummerweise musste Kylie das revidieren, noch bevor sie bei der Hütte angekommen war. Zumindest war der gellende Schrei, der aus der Hütte kam, nicht gerade ein Zeichen dafür, dass alles okay war.
Kylie rannte los, und als sie auf der Veranda angekommen war, stellte sie fest, dass es nicht Miranda war, die schrie. Das beruhigte sie aber noch nicht wirklich. Jemand da drinnen schrie sich die Seele aus dem Leib. Und Miranda war verschwunden.
Kylie riss die Tür auf und stürmte in die Wohnung. »Miranda?«
»Ich bin hier«, rief Miranda aus ihrem Schlafzimmer. Allerdings waren ihre Worte kaum zu hören, weil das Schreien ohrenbetäubend war.
Als sie die Tür öffnete, war Kylie auf alles vorbereitet. Dachte sie zumindest. Doch sie hatte sich getäuscht.
29. Kapitel
Kylie konnte nicht fassen, was sie da sah. Ein rothaariges Mädchen war in einem großen lilafarbenen Käfig eingesperrt und schrie wie am Spieß. Miranda saß gemütlich auf dem Bett und lackierte sich die Fußnägel, als wäre es Sonntagvormittag und sie hätte nichts anderes zu tun.
»Lass mich hier raus, du Schlampe!« Das Mädchen rüttelte am Käfig.
Miranda lackierte in aller Seelenruhe ihren kleinen Fußnagel in einem knalligen Pink. Als sie fertig war, sah sie hoch. »Was ist los?« Sie lächelte Kylie breit an.
»Schlampe!«, schrie das Mädchen und wandte sich dann an Kylie. »Sag ihr, dass
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