Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
immer noch nicht, was sie gegen uns haben«, sagte eine von Mirandas Hexenfreundinnen.
»Das kann ich beantworten«, schaltete sich Holiday ein. Sie bahnte sich einen Weg nach vorn. »Wie euch vielleicht aufgefallen ist, sind die Vampire im Camp deutlich in der Überzahl. Der Grund liegt auf der Hand. Der Virus kann bei der Vererbung viele Generationen überspringen, weshalb die Eltern eines frisch verwandelten Vampirs eventuell gar nichts von der Existenz Übernatürlicher wissen. Das macht es den jungen Vampiren sehr schwierig, zu Hause zu leben, und nicht wenige landen in einer Gang. Aber seit es das Camp hier gibt, haben wir viele frisch verwandelte Vampire davon abgehalten, einer Gang beizutreten und auf die schiefe Bahn zu geraten. Den Gangs fehlt also der Nachwuchs, und deshalb ist ihnen Shadow Falls ein Dorn im Auge.«
Sie hielt inne. »Gibt es noch weitere Fragen?« Als sich niemand meldete, fügte Holiday hinzu: »Es ist schon fast zwei Uhr morgens, also, wieso geht ihr nicht alle zurück in eure Hütten und schlaft noch ein bisschen? Aber denkt daran, was Burnett gesagt hat, seid wachsam.«
Die Menge zerstreute sich. Kylie ging zu Miranda rüber, die allein in einer Ecke stand und auf ihrem Handy ein Computerspiel spielte. Als sie Kylie sah, legte sie den Kopf schief und grinste blöd. Kylie musste an einen Hundewelpen denken, der zwar total süß, aber auch ein bisschen eingeschnappt aussah.
»Aha, jetzt, da dich alle verlassen haben, kommst du wieder zu mir zurückgekrochen«, empfing sie Miranda.
Kylie fand das nicht lustig. »Ich habe Dellas Gefühle verletzt und musste mich bei ihr entschuldigen.« Und das konnte ich nicht, solange ihr zwei dabei wart, euch die Augen auszukratzen.
»Aber es ist dir egal, ob du meine Gefühle verletzt hast«, schmollte Miranda weiter. »Es ist ja gut zu wissen, wo ich bei dir stehe.«
»Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?«
»Warum nicht?« Sie schüttelte den Kopf und ihr mehrfarbiges Haar – pink, schwarz und grün – fiel schimmernd über ihre Schultern. »Wird es ab jetzt so sein? Weil ihr beide Vampire seid, wollt ihr mich nicht mehr dabeihaben?«
»Nein, so wird es nicht sein. Und … ich weiß doch noch gar nicht, ob ich ein Vampir bin.«
»Du mochtest den Blutgeschmack.«
»Das macht aus mir noch keinen Vampir.« Kylie war frustriert. Aber als sie die Unsicherheit in Mirandas Augen sah, vergaß sie ihre eigenen Probleme für den Moment. »Und nur fürs Protokoll, es tut mir sehr leid, dass ich deine Gefühle verletzt habe. Das wollte ich nicht.«
»Und fürs Protokoll, das wollte ich auch nicht«, ergänzte Della, die plötzlich neben Kylie aufgetaucht war.
»Wow«, Miranda sah Della erstaunt an. »Das war ja fast eine Entschuldigung. Und das, obwohl ich eine Hexe mit Legasthenie bin.«
»Treib es nicht zu weit«, warnte Della.
»Okay.« Ein Lächeln huschte über Mirandas Gesicht. »Lasst uns einen Pakt machen. Egal, was Kylie am Ende sein sollte und egal, was passiert, wir halten immer zusammen.«
Della schnaubte. »Auf welchem Planeten lebst du denn? Den Pakt haben wir doch schon lange geschlossen.«
Sie gingen gemeinsam Richtung Tür, doch Holiday hielt sie auf.
»Kylie, kann ich dich kurz sprechen?«, fragte die Campleiterin.
Della und Miranda gingen vor, um draußen zu warten, während Kylie bei Holiday blieb.
»Ich weiß, du willst darüber reden, was heute Nacht passiert ist, aber ich würde gern zuerst mein Gespräch mit Burnett hinter mich bringen. Ist es denn okay für dich, wenn ich später zu euch in die Hütte komme und wir reden in deinem Zimmer?«
Kylie dachte an das, was Holiday über die Uhrzeit gesagt hatte. »Wenn dir das lieber ist, können wir uns auch morgen früh treffen …«
»Nein.« Holiday runzelte die Stirn. »Willst du nicht lieber gleich noch darüber sprechen?«
Kylie versuchte nicht länger, höflich zu sein. »Ja, ich würde schon gern darüber reden.«
»Also.« Holiday umarmte sie kurz. »Es wird alles gut.«
Auch wenn Kylie nicht mehr ganz so geschockt von der Vampir-Sache war wie am Anfang, war sie immer noch ziemlich verunsichert und zwiegespalten. »Ich weiß.« Sie lächelte und hoffte, dass sie zuversichtlicher klang als sie sich fühlte.
Als Kylie nach draußen kam, waren außer Della und Miranda schon alle in ihre Hütten verschwunden. Die beiden saßen in den weißen Schaukelstühlen auf der Veranda des Camp-Büros.
»Was wollte sie denn von dir?«, fragte Miranda.
»Sie
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