Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
Kopf.
Ohne die Decke von ihrem Gesicht zu nehmen, rief Kylie: »Komm rein.«
Kylie hörte, wie sich die Tür zu ihrem kleinen Zimmer öffnete, dann wieder schloss, wie Holiday ein paar Schritte ging und schließlich vor ihrem Bett stehen blieb. »Das ist aber kein sehr herzliches Willkommen«, stellte die Campleiterin fest.
»Willst du, dass ich es vortäusche?« Kylie zog sich die Decke vom Kopf und setzte sich auf. Socke Junior, ihr kleiner Kater, kuschelte sich an sie.
Holiday lächelte und setzte sich an das Fußende von Kylies Bett. »Ich weiß, es ist hart.«
»Du hast doch keine Ahnung.« Kylie zog die Knie an die Brust und beobachtete Socke, wie er zu Holiday hinübertrottete und seinen kleinen Kopf an ihrem Arm rieb. »Ich hatte einen Plan. Ich wollte Daniel dazu bringen, mir endlich zu erzählen, was er war, damit ich weiß, was ich bin. Heute Abend ist er dann tatsächlich aufgetaucht, konnte mir aber keine Antworten geben.« Kylie hatte einen Kloß im Hals.
Holiday sah sie verwundert an. »Warum konnte er dir denn keine Antworten geben?«
»Weil er adoptiert ist. Bis er achtzehn war, wusste er selbst nicht, dass er übernatürlich war. Und jetzt bin ich wirklich planlos, wie ich weiterkommen soll.«
»Du wirst es schon noch herausfinden.« Holiday streichelte Socke. »Ich glaube ganz fest daran.«
Kylies Augen brannten, es würde nicht mehr lange dauern, bis die Tränen kamen. »Wenn ich den Geschmack von Blut mag, heißt das dann, dass ich ein Vampir bin?«
Holiday zögerte.
»Warte. Lass mich raten«, sagte Kylie, bevor Holiday etwas antworten konnte. »Du weißt es auch nicht, oder? Und dann willst du wahrscheinlich sagen, dass ich das selbst herausfinden muss.« Kylie wischte sich schnell die ersten Tränen weg.
Holiday seufzte schwer und griff dann nach Kylies Hand. »Da liegst du nur teilweise richtig. Du hast recht, ich weiß nicht, ob du ein Vampir bist. Aber ich kann dir ziemlich sicher sagen, dass das Mögen von Blut nicht gleichzeitig bedeutet, dass du einer sein musst. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die gern Blut trinken, und sie sind deshalb noch keine Vampire. Auch wenn es Freaks gibt, die das selbst von sich glauben.«
»Also könnte das alles gar keine Bedeutung haben?« Kylie zog ihre Hand weg.
»Ja, es könnte sein, dass es nichts bedeutet.« Holiday klang nicht ganz überzeugt.
»Aber du glaubst das nicht.«
»Ich glaube schon, dass es etwas bedeutet. Ich weiß nur nicht, ob es bedeutet, dass du ein Vampir bist.«
»Aber was könnte es denn sonst noch bedeuten?«
Holidays grüne Augen waren voller Mitgefühl. »Ich weiß es nicht. Aber … ich bin mir sicher: Wenn du weiter suchst, wirst du die Antworten, die du wirklich brauchst, auch bekommen.«
»Die ich wirklich brauche?«, wiederholte Kylie. »Ich brauche doch alle Antworten wirklich.«
Holiday zog die rechte Augenbraue hoch. »Aber wir wissen nie alles, Kylie. Manche Dinge sind dazu bestimmt, ein Geheimnis zu bleiben.«
»Vielleicht manche Dinge«, räumte Kylie ein. »Aber nicht das. Nicht, was ich bin. Ich hab das Gefühl, dass mein ganzes Leben auf Pause gestellt ist, solange ich das nicht weiß.«
»Dann such weiter«, ermutigte sie Holiday.
Kylie ließ den Kopf auf die Knie sinken und stöhnte. »Siehst du, ich wusste, du würdest das sagen.« Socke kam zu ihr gelaufen, als wollte er nach ihr sehen.
Holiday legte eine Hand auf Kylies Kopf. »Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Also such nach ihr.«
Kylie richtete sich wieder auf. »Und was, wenn da keine andere Tür ist?«
»Dann versuch es mit dem Fenster.«
»Und wenn da kein Fenster ist?«
»Dann findest du einen Vorschlaghammer und machst dir dein eigenes Fenster. Das Leben ist nicht immer einfach. Aber je härter es ist, etwas zu erreichen, desto besser sind die Ergebnisse.«
»Aber was ist, wenn ich es nicht schaffe?«, fragte Kylie. »Was, wenn jemand erstochen wird, weil ich nicht klug genug war, die richtigen Antworten zu finden? Ich habe es ja schon so versucht, wie du gesagt hast und gezielte Fragen gestellt. Aber der Geist tut nichts anderes, außer immer wieder die gleiche Warnung zu wiederholen. Sie sagt immer, es wird etwas Schreckliches geschehen. Jemandem, den ich liebe. Wenn ich es nicht aufhalte … Sie will mir aber nicht sagen, was ›es‹ ist, oder wem wann etwas passieren wird. Wie, verdammt nochmal, soll ich denn da Antworten finden?«
»Woher weißt du, dass jemand erstochen werden wird?«,
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