Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
verdient hatten. Also, ja, vielleicht war das schlecht von ihr, aber ihre Zaubersprüche waren nicht schlimm, sie sollten die Leute nur ein bisschen ärgern. Als sie eines Tages vor die Tür ging, haben plötzlich ihre Kleider gebrannt. Und puff, einfach so, stand sie in Flammen. Sie ist seitdem entstellt, hat furchtbare Narben, und alle sagen, dass es die Todesengel waren, die ihr eine Lektion erteilen wollten.«
»Oder jemand, den sie verhext hatte, wollte sich rächen«, warf Kylie ein.
»Sie wurden alle vom Hexenrat befragt. Und alle für unschuldig erklärt.«
Kylie schüttelte den Kopf. »Wir wissen ja nicht einmal, ob es Todesengel wirklich gibt. Es kann ja auch sein, dass es nur besonders mächtige Geister sind.« Auch das hatte Holiday ihr mal gesagt. Wenn Della und Miranda nur die Hälfte von dem wüssten, was geschehen war, als Daniel sie in seine Träume gezogen hatte, und wie sie in seinem Körper miterlebt hatte, wie er starb – dann würden sie ihn wahrscheinlich für einen Todesengel halten.
Della kippelte mit ihrem Stuhl nach hinten. »Wenn du gar nicht glaubst, dass es sie gibt, warum willst du dann überhaupt hingehen?«
»Weil ich auch nur die kleinste Chance, dass es sie doch gibt und dass sie noch mächtiger sind als normale Geister, nutzen muss, um jemanden zu retten, der mir nahesteht.« Sie hatte Della und Miranda nie etwas von alldem erzählt. Wie auch, wenn die beiden schon ausflippten, sobald Kylie das Wort Geist auch nur erwähnte?
»Wen denn?« Della balancierte auf den hinteren Stuhlbeinen und schaute sich im Raum um, als wollte sie nach einem Geist Ausschau halten.
»Ich weiß es nicht. Vielleicht bist du es.« Kylie schaute in Dellas schwarze Augen. »Oder du.« Sie zeigte auf Miranda. »Da ist so ein Geist, der mir immer wieder sagt, dass jemandem, der mir nahesteht, etwas Schreckliches geschehen wird. Wahrscheinlich meint der Geist, dass jemand sterben wird. Und er sagt, dass ich es verhindern kann …«
»Hoffentlich ist es keine von uns«, unterbrach sie Miranda.
Della schnaubte. »Vielleicht ist es eine von uns und wir sterben, weil du uns als Opfer für die Todesengel mitgenommen hast.«
»Du weiß, das würde ich nicht tun.« Kylie war enttäuscht. Sie tippte ungeduldig den linken Fuß auf den Boden.
Della schüttelte den Kopf. »Ich meine, es ist schlimm genug, dass wir damit leben müssen, dass bei dir die Geister ein- und ausgehen, aber die Todesengel auch noch freiwillig zu besuchen …« Sie kippte den Stuhl mit Schwung zurück auf alle vier Beine. »Ich hab keine Lust, am Ende das Gesicht voller Narben zu haben. Nein, danke.«
Kylie starrte ihre Freundinnen nacheinander an. »Okay, selbst wenn es sie gibt, was habt ihr beide denn so Schlimmes getan, dass sie euch abfackeln würden?« Sie schaute Miranda an. »Du verhext nicht einfach jeden.« Und zu Della: »Und du …«
»Du hast doch keine Ahnung, was ich getan habe«, fuhr Della sie an, ihre Augen glühten. »Verdammt, ich weiß doch nicht einmal, was ich alles getan habe. Wenn man sich in einen Vampir verwandelt, gibt es eine Zeit, in der man komplett neben sich steht. Ich hab von zwei kompletten Tagen keine Erinnerungen mehr. Ich weiß nicht, was da passiert ist, und ich will es auch nicht wissen. Deshalb sitze ich im Glashaus, und deshalb halte ich mich zurück und urteile nicht leichtfertig über andere. Und deshalb gehe ich nicht freiwillig an einen Ort, wo es vielleicht Todesengel gibt. Du bist vielleicht die Unschuld in Person. Aber ich bin nicht so perfekt.«
Kylie hörte den schuldbewussten Unterton in Dellas Stimme. »Ich glaube nicht, dass du etwas Schlimmes getan hast«, meinte sie.
»Darauf würde ich nicht wetten.« Miranda verzog das Gesicht. »Immerhin ist sie auch ganz schön gemein zu mir«, beschwerte sie sich.
Della warf Miranda einen abschätzigen Blick zu. »O bitte, ich war noch nie gemein zu dir.«
»Bullshit«, schimpfte Miranda. »Du hast doch die letzten beiden Tage nichts anderes getan. Mir geht es schlecht, und du machst dich die ganze Zeit nur über mich lustig.«
»Ja, aber ich tue es aus Liebe zu dir. In der Hoffnung, dass du siehst, was du für ein Dummerchen bist. Jammerst einem Typen hinterher, der sich in die Hosen pinkelt, nur weil einer seiner Freunde dich geküsst hat. Du solltest eigentlich draußen rumlaufen und alle seine Freunde küssen, um ihm zu zeigen, dass es dir scheißegal ist. Stattdessen heulst du hier rum …«
»Ich bin kein Dummerchen.«
Weitere Kostenlose Bücher