Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
vielleicht nur, dir etwas mitzuteilen?«
»Ich glaube, es ist wirklich passiert.« Kylie biss sich auf die Unterlippe. Sie musste an die Warnung denken, dass das auch jemandem, der ihr nahesteht, passieren könnte, wenn sie nichts dagegen unternahm. »Es hat sich zu echt angefühlt, ein bisschen so wie der Traum, den ich von Daniel hatte, in dem er erschossen wurde. Ich war in ihrem Traum. Und die Typen sind auf mich zugekommen, mit so komischen Messern. Ich hab mich total benebelt gefühlt, wie auf Drogen, und als ich versucht habe, mich zu wehren, haben sie mich festgebunden.« Als sie sich den Horror wieder vor Augen führte, schlug ihr Herz schneller. Wieder stieg Panik in ihr auf.
Holiday fasste über den Tisch und berührte Kylies Hand. Ihre Berührung war warm und beruhigend. Die Angst, die in Kylie aufkommen wollte, verzog sich schlagartig.
Kylie schaute die Campleiterin an. »Danke, aber das bringt mich nicht weiter. Das ist wie ein Pflaster auf einer Schusswunde.«
»Ich weiß.« Holiday sah sie ernst an. »Aber wenn man nichts außer einer beruhigenden Berührung anzubieten hat, dann will man wenigstens das tun.«
Kylie atmete hörbar aus. »Was passiert denn, wenn ich das Rätsel nicht löse?«
Holidays Hand auf Kylies Handgelenk wurde wärmer, als spürte sie, dass Kylie gleich wieder Beruhigung gebrauchen konnte. »Dann sagst du dir, dass du alles getan hast, was in deiner Macht stand, und machst weiter.«
Die Bedeutung dessen, was Holiday gerade gesagt hatte, und die Verantwortung, die Kylie auf den Schultern lastete, waren plötzlich zu viel für sie. Kylie riss ihre Hand los. »Nein. Das könnte ich nicht … Ich könnte damit nicht leben. Ich meine, wenn ich das hier richtig verstehe, wird jemand sterben. Und zwar in der Realität, und es wird kein leichter Tod werden.« Mit einem Mal stürzten alle ihre Probleme wie eine Lawine auf Kylie herab. Tränen schossen ihr in die Augen. Es tat ihr immer noch weh, wenn sie an die Beerdigung ihrer Großmutter dachte – sie wollte nicht noch jemanden verlieren. »Versagen kommt nicht in Frage.«
Kylies Gedanken überschlugen sich, als sie versuchte, herauszufinden, wer aus ihrem Umfeld in Gefahr sein konnte. War es vielleicht ihre Mutter? War es jemand von zu Hause? Jemand aus dem Camp? Es könnte sogar Holiday sein. O Gott, was, wenn es Lucas oder Derek war? Sie schielte zur Tür und bekämpfte den Fluchtreflex.
Holiday räusperte sich. »Klar, wollen wir nicht versagen, aber unsere Gabe ist keine Garantie dafür, dass wir jedem helfen können. Manchmal müssen wir auch einsehen, dass wir nicht alles reparieren können.«
Kylie schüttelte den Kopf. »Du kannst das vielleicht akzeptieren, aber ich kann es nicht.« Sie biss sich so fest auf die Lippe, dass es wehtat. »Ich hätte die Gabe ablehnen sollen. Ich kann das einfach nicht. Ich hätte sie zurückschicken sollen, mit einem klaren ›Nein, danke‹.« Ihre Stimme klang gepresst. »Ist es jetzt zu spät, sie zurückzugeben?«
»Ich fürchte schon«, antwortete Holiday. »Du hast dich geöffnet, als du …«
Kylie sprang so plötzlich auf, dass der Stuhl dabei nach hinten kippte und mit einem lauten Knall auf den Boden fiel.
»Kylie, warte«, rief ihr Holiday hinterher, als sie aus dem Büro stürmte, aber Kylie beachtete sie nicht. Verdammt. Sie musste die Nachricht des Geists irgendwie entschlüsseln. Sie musste es schaffen. Sonst würde jemand, den sie liebte, sterben und damit könnte Kylie niemals leben.
Kylie war immer noch völlig aufgewühlt, als sie wieder bei ihrer Hütte ankam. Die Sonne war inzwischen aufgegangen, die goldenen Lichtstrahlen wärmten ihr den Rücken und warfen einen langen Schatten auf die Veranda. Als sie einen Schritt auf die Tür zu machte, schien ihr Schatten auf den Holzdielen zu tanzen. Tanzende Schatten … Der Wasserfall.
Kylie hielt den Atem an. Sie musste zum Wasserfall gehen. So verrückt sich das auch anhörte, aber irgendetwas sagte ihr, dass sie dort die Antworten finden würde. Sie dachte lange nach und langsam keimte wieder Hoffnung in ihr auf.
Sie atmete tief durch die Nase ein und fühlte sich auf einmal erfrischt und voller Energie.
Sie konnte das schaffen. Sie wollte es nur nicht allein machen. Ihr Blick fiel auf die Hüttentür. Warum sollte sie es allein machen? Wofür hatte sie denn ihre Freunde? Geister hin oder her, wenn sie sie darum bat, würden sie ihr schon helfen.
Okay, sicher, Kylie hatte sie schon öfters gefragt, ob sie
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