Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
noch kurz. Nur ein paar Minuten.« Kylie drehte sich nicht zu ihnen um. Ihre Schuhe und ihre Hose hatten das Wasser aufgesogen wie ein Schwamm. Mühsam machte sie einen Schritt nach dem anderen in dem knietiefen Wasser.
»Bist du sicher, dass du da reingehen willst?« Mirandas Stimme klang besorgt. »Komm schon, Kylie. Lass uns verschwinden, ja?«
»Wenn du da reingehst, kommst du vielleicht nie wieder raus«, warnte sie Della.
Kylie antwortete nicht. Sie hätte schwöre können, dass sie eine Person hinter dem Vorhang aus sprühendem Wasser gesehen hatte. Sie sah wieder eine Bewegung. Kein Zweifel, da war jemand. Hoffentlich auch jemand, der Antworten für sie hatte. Und nicht jemand, der sie in Flammen aufgehen ließ für ihre begangenen Sünden. Nur, um sicherzugehen, schickte sie beim nächsten Schritt ein kurzes Stoßgebet gen Himmel, in dem sie um Vergebung bat.
Die winzigen Tropfen benetzten ihre Haut, als sie näher an den Wasserfall herankam. Sie ging noch einen Schritt weiter. Ein Schwall aus Wasser ergoss sich über ihren Kopf und ihre Schultern.
Kylie durchquerte den Wasserfall und betrat die höhlenartige Finsternis, die dahinter lag. Sie wischte sich mit der Hand übers Gesicht und wartete, dass sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Ihre Haut kribbelte. Sie hatte Gänsehaut. Sie stand völlig regungslos da und hoffte, mit der besseren Sicht würde auch ihr Mut zurückkommen.
Das Rauschen des Wassers war so laut, dass es alle Geräusche von draußen übertönte. Sie blinzelte und die Dunkelheit war schon nicht mehr so undurchsichtig. Sie stellte fest, dass sich hinter dem Wasserfall eine richtige Höhle verbarg. Sie konnte langsam Umrisse erkennen und sah gerade noch, wie sich jemand hinter einen Felsen duckte.
»Hallo?« Ihre Stimme schien vom Rauschen des Wasserfalls verschluckt zu werden. Als sie keine Antwort bekam, fuhr sie fort. »Ich weiß, dass da jemand ist.«
»Dann komme ich wohl besser raus.« Kylie brauchte einen Moment, um die Stimme zu erkennen, und selbst als die Person hinter dem Felsen hervorkam, konnte sie es nicht fassen …
10. Kapitel
»Was machst du denn hier?«, fragte Kylie.
Er hat wirklich eine maskuline Figur, dachte Kylie und wich ein paar Schritte zurück. Sie hatte keine Angst, dafür war sie umso überraschter. Und vielleicht auch etwas überwältigt von ihren Gefühlen. Die ehrfürchtige Stimmung war in der Höhle sogar noch stärker.
»Wahrscheinlich dasselbe wie du«, antwortete Burnett. »Ich bin neugierig.«
Das war nicht ihr Grund, hier zu sein. Sie brauchte Hilfe, aber sie verbesserte ihn nicht – aber nicht, weil sie ihm nicht vertraute. Ihre Blicke trafen sich. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie immer noch nicht darüber hinweg war, wie er sie anfangs eingeschüchtert hatte, aber sie hatte mit der Zeit gelernt, ihn zu respektieren. Sie respektierte ihn sogar so sehr, dass sie sich wünschte, Holiday würde ihre Keine-Vampire-Regel, was Männer betraf, noch einmal überdenken. Die beiden wären ein tolles Paar. Seine dunkle und ihre helle Ausstrahlung. Seine Ernsthaftigkeit und ihre Verspieltheit.
Sie spürte, wie er sie musterte, und sie wusste, er wartete auf eine Antwort.
Aber sie hatte selbst ein paar Fragen. Kylie holte tief Luft. »Was macht dich denn neugierig?«
»Na, das ganze Geister-Ding. Die Legende.« Er steckte sich die Hände in die Hosentaschen und schaute sich um.
»Das ist seltsam«, meinte Kylie.
»Was ist seltsam?« Er drehte sich zur Höhle um, als wollte er sichergehen, dass dort keine Gefahr lauerte. Komischerweise sorgte sich Kylie nicht um sich selbst. Das warme, gute Gefühl in ihrem Bauch sagte ihr, dass sie nichts zu befürchten hatte. Sie war hier sicher.
»Dass du neugierig auf die Geister bist. Ich dachte … also … die meisten Übernatürlichen jedenfalls ziehen es vor, so wenig wie möglich darüber zu wissen.«
»Ja, aber Holiday ist besessen davon, und ich dachte …« Er stockte.
»Dass du sie vielleicht besser verstehst, wenn du mehr über Geister weißt?« ergänzte Kylie, und irgendetwas sagte ihr, dass sie damit richtig lag. Sie hatte wieder das Gefühl, dass Burnett wirklich etwas an Holiday lag.
Er nickte nur, als würde es seinem Macho-Ego schaden, es offen zuzugeben. »Ehrlich gesagt, glaube ich, dass sie nur so viel darüber redet, um mir Angst zu machen.«
»Wahrscheinlich hofft sie, dich damit zu verschrecken.« Kylie biss sich auf die Lippe, als sie merkte, dass
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