Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
Sie knackten und verpufften beim Runterfallen, Kylie nahm also an, dass es sich nicht um normale Kräuter handelte. »Ich weiß es nicht so genau.«
»Hast du nicht schon einmal etwas gemacht, um es loszuwerden?«
»Ja, aber der Eindringling ist noch da. Er will einfach nicht verschwinden.«
Kylie wollte eigentlich nicht fragen, aber sie nahm an, sie hatte keine andere Wahl. »Könnte es vielleicht ein Geist sein?« In dem Fall war sich Kylie nicht sicher, ob Miranda wirklich versuchen sollte, ihn loszuwerden. Ob sie es mochte oder nicht – mit Geistern klarzukommen, war immer noch Kylies Aufgabe. Bisher hatten Mirandas Rituale zwar noch nicht verhindern können, dass sie Geisterbesuch bekam, trotzdem konnte Kylie nicht riskieren, dass sie vielleicht Daniel verschreckte. Sie musste dringend mit ihm reden.
»Nein, es ist nicht so wie bei deinen Geistern«, erwiderte Miranda.
»Wie ist es dann?« Kylie hatte ein schlechtes Gefühl, als sie an den unwillkommenen Vampirbesuch von neulich dachte. »Ich meine, Della würde es doch merken, wenn es ein wilder Vampir wäre oder so?«
»Ja, aber das ist nicht … normal. Es hat mit Magie zu tun. Ich kann es noch nicht genau sagen, aber ich arbeite daran.«
Sie arbeitete daran, so wie sie daran arbeitete, Socke zurück zu verwandeln? Kylie sagte nichts, weil das Miranda verletzt hätte, aber sie dachte es.
»Hast du es schon Holiday gesagt?«, fragte Kylie.
»Noch nicht. Ich will es erst allein versuchen.«
Kylie nickte, aber sie hatte da so ihre Bedenken.
»Bist du jetzt fertig?«, fragte Miranda und schmiss noch eine Handvoll Kräuterzeug in die Luft.
»Nein.« Kylie wischte sich winzige knisternde Funken aus dem Haar. »Ich … muss noch ein paar Anrufe machen.«
»Okay, aber komm nicht zu spät. Wir haben nachher zusammen Backunterricht und heute machen wir Cupcakes. Deine Aufgabe ist es, sie zu dekorieren. Und wir dürfen sie bestimmt nicht essen, ehe du damit fertig bist. Und ich liebe Cupcakes. Ich hab keinen Bock so lang zu warten.«
»So spät komm ich bestimmt nicht.« Kylie mochte den Backunterricht, den sie seit letzter Woche anstatt der Kunststunde gewählt hatte. Zeichnen, mit Stift und Papier, war noch nie ihr Ding gewesen, aber mit Kuchenglasur zu arbeiten, war irgendwie cool. Außerdem hatte sie sich schon immer gern die Backsendungen im Fernsehen angeschaut.
Miranda machte sich auf den Weg, drehte sich aber noch einmal um. »Wen willst du überhaupt anrufen?«
Kylie hielt die Telefonnummer des Privatdetektivs in der Hand und hätte Miranda schon fast die Wahrheit erzählt, entschied sich dann aber doch dafür, noch zu warten. »Ich erkläre es dir später.«
»Trey?«, fragte Miranda.
»Nie im Leben«, entgegnete Kylie.
»Sicher?«
»Ich erklär dir alles später.« Kylie dachte daran, dass Sara sie immer noch nicht zurückgerufen hatte, und sie seufzte.
»Ein heimlicher Verehrer«, fuhr Miranda fort, als spielten sie ein Spiel. »Ein heißer Cupcake-Hengst, der küsst, als ob es kein Morgen gäbe? Oh, den musst du mir vorstellen?«
Kylie stöhnte. »Es gibt keinen Cupcake-Hengst.«
»Echt nicht? So wie du rot geworden bist, als du von Dereks nacktem Körper erzählt hast, hätte ich gedacht, er wäre dein Cupcake-Hengst.«
»Los, geh frühstücken.« Kylie winkte ihr zu.
»Na gut«, sagte Miranda und machte sich auf den Weg.
Kylie schloss die Tür und schaute auf den Zettel in ihrer Hand. Sie hatte endlich das Gefühl, den Antworten einen Schritt nähergekommen zu sein. Daniels Adoptiveltern hatte sie nicht ausfindig machen können, sie wusste nicht einmal, ob sie noch am Leben waren. Und sie hatte keine Ahnung, wo sie nach seinen richtigen Eltern suchen sollte. Aber wenn Derek recht hatte … Wenn dieser Typ wirklich so gut war, dann bestand vielleicht doch Hoffnung. Und weil mindestens ein Elternteil von ihm übernatürlich sein musste, war auch die Chance größer, dass sie noch am Leben waren.
Und wenn sie erst einmal ihre Großeltern gefunden hatte, würde sie auch die Antworten bekommen. Endlich würde sie wissen, was sie war. Gott, sie hoffte so sehr, dass der Kerl wirklich so gut war, wie Derek sagte.
Beim Gedanken an Derek, oder vielleicht auch wegen Mirandas Muffin-Hengst-Gerede, fiel Kylie wieder die vergangene Nacht ein – die Szene in der Dusche und die heißen Küsse danach.
Was bekomme ich denn, wenn er sie wirklich findet?
Dereks Frage ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie wusste, er hatte es nicht ernst gemeint
Weitere Kostenlose Bücher