Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
Thema bei dem sich Kylie auf die Zunge beißen musste. »Ich versuch mein Bestes, um dich doch noch am Samstag zu sehen. Vielleicht kann ich ganz früh am Morgen einen Flug bekommen. Wenn ich vor zehn lande, könnte ich es noch schaffen. Auch wenn ich dann etwas zu spät wäre.«
»Mom, das ist schon okay. Mach dir keine Sorgen. Und die Besuchszeiten sind hier echt streng.« Im Klartext, wenn man ohne Erlaubnis das Camp betrat, hatte man einen wütenden Vampir auf dem Hals. »Also, mach dir keinen Stress, okay?«
»Ich vermisse dich einfach«, sagte ihre Mutter weinerlich.
»Ich vermisse dich auch.«
Als Kylie aufgelegt hatte, hing die Kälte des Geistes noch immer im Raum. Kylie hatte das komische Gefühl, dass die Geisterfrau ihrem Gespräch gelauscht hatte. Aber warum?
»Hast du mir etwas zu sagen?«, fragte Kylie. »Oder mir etwas zu zeigen?«, murmelte sie mit weniger Enthusiasmus. Kylie stand nicht wirklich auf die abgedrehten Visionen und Träume der Geister, aber wenn es nötig war, um das Rätsel zu lösen und jemanden zu beschützen, den sie liebte, würde sie auch das tun.
Keine Antwort lag in der kalten Luft und ein paar Sekunden später verschwand die Kälte. Sie schaute auf die Uhr auf ihrem Nachttisch und stöhnte auf. Sie war zu spät, was bedeutete, dass Della und Miranda wahrscheinlich schon sauer auf sie waren.
Sie schnappte sich ihr Handy und ihre Handtasche. Als sie gerade die Tür hinter sich schließen wollte, fiel ihr Blick noch einmal auf Lucas’ Brief auf ihrem Bett.
»Ein anderes Mal«, murmelte sie und zog die Tür zu. Sie machte sich im Laufschritt auf den Weg zum Speisesaal und plötzlich hallten Holidays Worte in ihrem Kopf wider: Verdrängen ist eine ganz schlechte Methode, mit etwas umzugehen.
Ja, ja, ja, dachte Kylie. Eins nach dem anderen.
»Hey«, rief Miranda drei Stunden später aus einer Umkleidekabine. »Seid ihr zwei noch da?«
Kylie und Della waren dabei, sich Oberteile an einem Kleiderständer anzuschauen. »Ja, wir sind hier«, rief Kylie zurück und ging mit Della zu Mirandas Kabine.
Sie waren jetzt seit zwei Stunden shoppen und hatten bisher einen Riesenspaß. Der einzige Wermutstropfen für Kylie war der Moment gewesen, als sie an der Stelle vorbeikamen, wo sie damals ihren Vater mit seiner Assistentinnen-Tussi beim Rummachen gesehen hatte.
Miranda trat aus der Umkleidekabine heraus und präsentierte ein Paar Jeans. »Okay, seid ehrlich. Sieht mein Arsch da drin gut aus?«
»Dreh dich mal«, forderte Kylie sie auf.
»Meintest du gut oder breit?«, fragte Della grinsend.
Die wenigen Geschäfte in der Innenstadt von Fallen boten nicht annähernd die Auswahl, wie Kylie es von ihrem Einkaufszentrum zu Hause gewohnt war. Aber das minderte nicht im Geringsten ihren Spaß. Kylie musste sogar zugeben, dass die Stadt einen gewissen altertümlichen Charme hatte. Sie war anscheinend wirklich zu lange nicht aus dem Camp herausgekommen.
»Meinst du das ironisch, weil ich nur so wenig Arsch habe?« Miranda schaute über ihre Schulter, als würde sie ihren Hintern betrachten wollen.
»Die Jeans sieht cool aus«, warf Kylie ein.
»Hey«, meinte Della. »Da ich ja selbst auch auf einem Gebiet einen Mangel habe«, sie schielte auf ihre Brust, »hacke ich nicht auf den Körperteilen anderer herum. Außer sie sind so richtig blutig und dann …«
»Psst«, machte Kylie, als sie bemerkte, dass ein paar andere Teenager in der Nähe sie beobachteten.
Della konnte es nicht leiden, zum Schweigen gebracht zu werden, und ihr Blick verfinsterte sich. Das verstärkte noch ihre sowieso schon einschüchternd wirkende Legt-euch-nicht-mit-mir-an-Ausstrahlung, die sie schon den ganzen Tag an sich hatte. Und ausnahmsweise war dieses Auftreten nicht für Miranda und Kylie gedacht. Nein. Es gingen Gerüchte um, dass die einheimischen Teenager und auch einige aus anderen Camps in der Gegend die Shadow Falls Kids nicht leiden konnten. Kylie hatte es noch nicht selbst erlebt, aber Holiday hatte es bei der letzten Campversammlung erwähnt, deshalb ging Kylie davon aus, dass an der Geschichte etwas dran war.
»Warum denn ›psst‹?«, wollte Della wissen.
Kylie schielte zu den beiden Mädchen hinüber. Dellas Blick verfinsterte sich noch weiter.
Kylie fragte sich, ob Della ihr komplett schwarzes Outfit mit Absicht gewählt hatte, nach dem Motto, wenn man selbst nach Ärger aussieht, kann man ihn sich besser vom Leib halten. Kylie war sich allerdings nicht so sicher, ob diese Taktik
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