Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
Ihre Mutter seufzte. »Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten.«
»Was ist denn los?« In diesem Moment fiel die Raumtemperatur. Kylie spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte. War jemandem, den sie liebte, etwas zugestoßen, so wie es der Geist gesagt hatte? »Geht es dir gut, Mom?« Panik stieg in ihr auf.
»Nein, es geht mir nicht gut.«
O Gott! Die Temperatur im Zimmer fiel noch um mindestens fünf Grad. »Was ist denn los? Was ist passiert?«
»Ich habe gerade eine E-Mail bekommen, dass meine Firma darauf besteht, dass ich heute noch zu einem Geschäftstermin nach New York fliege. Es geht um einen großen Kunden und … Ich werde dich am Elterntag nicht besuchen können. Ich habe extra nachgeschaut, ob es einen Nachtflug zurückgibt, aber es ist schon alles ausgebucht.«
Die Kälte hielt an, auch als Kylies Panik nachließ. »Das ist doch in Ordnung.« Kylie schaute sich im Zimmer nach dem Geist um, aber er war nirgends zu sehen. Kylie streckte den Arm aus und streichelte Socke, der mit seinen Knopfaugen nervös umherschaute. Socke wusste immer, wann ein Geist im Raum war.
»Ich hätte dich gern gesehen. Es fühlt sich an, als wäre es schon wieder Monate her, dass wir uns zuletzt gesehen haben«, sagte ihre Mutter traurig.
»Es sind aber keine Monate, sondern nur zwei Wochen.« Aber auch Kylie hatte das Gefühl, dass es schon länger her war. »In ein paar Wochen komme ich doch das ganze Wochenende nach Hause. Dann haben wir genug Zeit, alles nachzuholen.«
»Und wir gehen gemeinsam zum Geisterhaus«, fügte ihre Mutter hinzu. Sie klang schon jetzt aufgeregt.
»Ja, das auch.« Kylie versuchte, ihre Stimme nicht allzu missmutig klingen zu lassen.
Sie redeten noch ein paar Minuten über die Pläne ihrer Mutter und über die Cousine ihrer Mutter, die zu Besuch kommen wollte. Kylie hätte beinahe Daniel erwähnt, aber sie wusste nicht, wie sie am geschicktesten das Gespräch auf ihn bringen konnte.
Während sie am Telefon war, zog sich Kylie die Decke bis unters Kinn. Die Kälte des Geistes hielt sich und wurde sogar noch stärker. Trotzdem zeigte er sich nicht.
»Oh, rate mal, wen ich im Supermarkt getroffen habe?«, fragte ihre Mutter.
»Wen denn?« Gott, wie kalt konnte es denn noch werden?
»Sara.«
Kylie spürte einen Stich in der Brust. »Wie geht es ihr denn?«
»Ehrlich gesagt, sie sah gar nicht gut aus.«
»Was hat sie denn gemacht, sich die Haare gefärbt oder ein Nasenpiercing stechen lassen?« Kylie wusste, wie ihre Mutter über solche Sachen dachte. Auch wenn sie plötzlich eine gemeinsame Basis mit ihrer Mutter gefunden hatte, hieß das noch lange nicht, dass die Frau jetzt perfekt war und keine Vorurteile mehr hatte.
»Nein, das nicht«, erwiderte ihre Mutter. »Sara ist doch nicht so eine.«
Ihre Mom wäre ganz schön überrascht, wenn sie von Saras Partyverhalten wüsste. Was nicht bedeutete, dass Sara ein schlechter Mensch war. Sie hatte nur … so eine Phase.
»Sie sah nur nicht gut aus, also nicht gesund«, fuhr ihre Mutter fort. »Sie war dünner als sonst. Ich finde es schlimm, dass ihr Mädchen immer meint, ihr müsst so super dünn sein, um gut auszusehen. Ich hoffe, du nimmst nicht auch ab.«
»Nee, auf keinen Fall. Ich wachse eher.« Kylie sah missmutig zu ihrem Busen hinunter. Was nur ihre Mutter dazu sagen würde?
»Apropos, warst du denn schon shoppen?«, fragte ihre Mutter. »Deine Campleiterin hat angerufen und gefragt, ob es okay ist, wenn du in die Stadt fährst. Ich habe ihr gesagt, dass ich es dir bereits erlaubt hab.«
»Das haben wir heute vor.« Kylie schauderte von der Geisterkälte.
»Na dann, viel Spaß. Und übertreib es nicht«, mahnte ihre Mutter.
»Nein, mach ich nicht«, versprach Kylie. »Unter hundert Dollar. Ich denk dran.«
»Na ja, sagen wir hundertfünfzig. Aber nicht mehr.«
»Mom, ich wollte doch gar nicht …«
»Ich weiß schon.« Ihre Mutter lachte. »Aber ich biete es dir an.« Sie war für einen Moment still. »Ach, mein Baby wird erwachsen.« Ihre Mutter seufzte tief. »Oh, eins hab ich noch vergessen. Ich hab Sara erzählt, dass du bald zu Besuch kommst. Sie meinte, du hättest ihr schon eine SMS geschrieben, und sie wäre dir eine Antwort schuldig. Sie wollte sich in den nächsten Tagen bei dir melden.«
Sara schuldete ihr mehr als nur eine SMS, ganz abgesehen von den Telefonanrufen und E-Mails.
Sie und ihre Mutter plauderten noch ein paar Minuten. Hauptsächlich ging es um den Verkauf des Hauses – noch so ein
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