Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
Code Red.« Und nach einer kurzen Pause. »Ich weiß.« Sie schaute Burnett mit schneidendem Blick an. »Er hat die Anordnung gegeben, ich bin nur die Übermittlerin.«
Burnett runzelte die Stirn, und Kylie hatte das Gefühl, dass er das alles gerade nur für die Schule tat oder vielleicht auch für Holiday. Aber sie fragte sich dennoch, ob das fair für die Leute aus der Stadt war – die Menschen, die jetzt nie erfahren würden, dass ein Mörder zwei Mädchen getötet hatte.
Als sie eine halbe Stunde später in Holidays Büro kamen, sprang Holiday förmlich aus ihrem Stuhl auf und rannte auf sie zu. »Gott sei Dank«, rief sie und schlang die Arme um die drei Mädchen. Della löste sich als Erste aus der Umarmung.
»Es geht uns gut«, wiegelte Della ab.
Dir vielleicht, dachte Kylie. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte die Umarmung ruhig noch etwas länger dauern können. Seit der Sache mit Burnett hatte sie sich Holiday nicht mehr so nah gefühlt wie in diesem Moment.
»Hey, seht mal.« Della zeigte auf den Flachbildschirm des Fernsehers, der an der Wand befestigt war.
Kylie schaute auf, und ihr stockte der Atem. Im Fernsehen sah man gerade ein Autowrack und dann die Fotos von zwei Mädchen. Das konnte doch nicht sein. Ihr wurde plötzlich schlecht.
Holiday hastete zur Fernbedienung und drehte die Lautstärke auf.
»Zwei Mädchen wurden heute bei einem Autounfall getötet. Es scheint so, als …« Der Reporter fasste die vom FRU erfundenen Fakten zusammen.
»Die haben wir in der Stadt getroffen«, platzte Kylie heraus. Sie fühlte sich benommen. »Wir haben mit ihnen geredet.« Aus irgendeinem Grund machte die Tatsache den Vorfall noch persönlicher. »Die Rothaarige heißt Amber. Den Namen von der Blonden weiß ich nicht mehr.«
»Sie waren nicht sehr nett«, Dellas Stimme klang gepresst. »Aber sie hatten es nicht verdient, zu sterben.«
»Nein, wirklich nicht.« Miranda hielt sich die Hand vor den Mund und starrte auf den Bildschirm.
Kylie hätte zugestimmt, wenn sie es gekonnt hätte. Aber sie brachte kein Wort heraus. Die ganze Zeit sah sie das mit Blut beschmierte Hemd des Vampirs vor sich. Es war das Blut der beiden Mädchen gewesen, das sie gesehen hatte. Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen, und kam sich vor wie eine Heulsuse. Aber als sie zu Della und Miranda rüber schielte, sah sie, dass die zwei auch feuchte Augen hatten.
»Ich hab das Gefühl …« Kylie presste die Worte hervor. »Ich hab das Gefühl, als wäre es meine Schuld.«
Holiday schnappte sich die Fernbedienung, drückte auf einen Knopf und der Fernseher wurde schwarz. »Das ist eine furchtbare Sache. Aber nur eine Person ist dafür verantwortlich. Und zwar der Vampir, der es getan hat.« Dann musterte sie die drei Freundinnen eingehend, als müsste sie sich ihr Bild einprägen. »Als ich gehört habe, dass zwei Mädchen gefunden wurden … Da habe ich gedacht …« Holidays Augen füllten sich mit Tränen. Und damit war die Heul-Party komplett. Sogar Della weinte.
In dem Moment kam Burnett ins Büro. Sein Blick ging von einer zur anderen. Kylie konnte fast schon hören, wie er innerlich aufstöhnte.
»Ich … ich warte dann mal draußen.« Offensichtlich konnte selbst ein hartgesottener Vampir mit Spezialausbildung nicht mit vier weinenden Frauen umgehen.
Eine Viertelstunde später streckte Burnett wieder den Kopf ins Zimmer, und als er sah, dass sie aufgehört hatten zu weinen, kam er herein, gefolgt von Selynn, der Werwolf-Frau aus dem Auto. Sie stellte sich dicht neben ihn, so dass ihre Schulter seinen Oberarm berührte. Burnett machte einen Schritt zur Seite und erklärte ihnen, dass er sie getrennt voneinander befragen musste. Er öffnete die Tür und schickte Kylie und Miranda hinaus, sie sollten vor dem Büro warten.
Als die beiden hinausgingen, schaute Selynn Holiday an. »Sie sollten auch besser gehen.« Selynns Tonfall war so herablassend, dass Kylie in diesem Moment endgültig beschloss, dass sie sie nicht leiden konnte. Nicht mal ein kleines bisschen.
Holiday warf der Frau einen kämpferischen Blick zu. »Tut mir leid, aber ich nehme keine Befehle entgegen, wenn es um meine Kids geht, egal von wem. Hat Ihnen Burnett das etwa nicht gesagt?«
»Sie kann bleiben«, unterbrach sie Burnett.
Selynn legte eine Hand auf Burnetts Unterarm. »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.«
»Die Mädchen werden sich wohler fühlen, wenn sie dabei ist.« Er entzog sich ihrer Berührung.
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