Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
Kylie verstand selbst nicht, wo ihr ungewohnter Mut plötzlich herkam, aber es fühlte sich gut an. Es gab ihr wenigstens ein bisschen das Gefühl von Kontrolle. Und sie brauchte es gerade wirklich, die Kontrolle zu haben, um das Gefühl, ein Opfer zu sein, zu bekämpfen.
»Ist dir klar, was du von uns verlangst?« Kylie hielt weiterhin die Hände ihrer Freundinnen. »Unsere Kleider auszuziehen, wenn ein Mann im Auto ist und einen Rückspiegel hat. Und du erklärst uns nicht einmal, warum?«
Burnett fasste nach oben und riss den Rückspiegel von der Windschutzscheibe.
»O Mann«, murmelte Miranda.
»Zwei Mädchen wurden heute in der Stadt getötet«, rückte Burnett endlich heraus.
»Scheiße«, sagte Della.
»Oh, fuck«, entfuhr es Miranda.
Das Einzige, was von Kylie zu hören war, war ein Luftschnappen.
Burnett fuhr fort: »Ich brauche eure Kleidung, damit ich beweisen kann, dass ihr drei nichts mit den Morden zu tun habt. Das FBI und die FRU wird das verlangen. Also, bitte, tut, was ich sage.«
Kylie ließ die Hände von Della und Miranda los und begann sich auszuziehen. Ein paar Minuten später saßen sie alle drei in grünen Papierkitteln da und sahen aus wie ein Chirurgenteam. Keine hatte während des Umziehens ein Wort gesprochen.
Miranda nahm die drei Plastiktüten und reichte sie zu Selynn nach vorn. »Bitte schön.«
»Glaubt ihr wirklich, dass jemand denken könnte, wir hätten etwas damit zu tun?«, fragte Kylie und dachte an das Blut auf dem Hemd und im Gesicht des Vampirs.
»Nein«, sagte Della. »Aber sie werden glauben, dass ich etwas damit zu tun habe.« Sie klang verletzt. »Es war ein Vampir-Mord, oder?«
»Ja«, bestätigte Burnett. »Aber ich glaube nicht, dass du es getan hast. Ich treffe nur Vorsichtsmaßnahmen, bis wir wissen, wer es getan hat.«
»Wir wissen aber schon, wer es war«, tönte Della. »Kylie hat ihn gesehen.«
»Wen hat sie gesehen?« Selynn und Burnett drehten sich ruckartig zu ihnen um.
»Es war einer von den Blutsbrüder-Vampiren«, erklärte Kylie. »Der eine, der mich im Tierpark angegriffen hat.«
»Verdammt!« Nachdem er fast von der Straße abgekommen war, fuhr Burnett rechts ran und knallte die Automatik-Gangschaltung in den Parkmodus. Er drehte sich wieder im Sitz um und sah Kylie ernst an. »Dir ist aber nichts passiert, oder?« Sein Blick suchte ihren Hals ab, als ob …
»Nein. Mir ist nichts passiert.« Eine heftige Welle von Ich-will-jetzt-weinen überkam sie.
»Hat er etwas gesagt?«, wollte Burnett wissen.
Ich mag den schwarzen am liebsten. »Nein«, log Kylie.
Burnetts Augen wurden schmal. »Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, uns anzulügen.«
Kylie schluckte. »Er hat nichts gesagt, was uns weiterhelfen könnte.«
»Lass uns das mal schön selbst beurteilen, okay?«, meinte Miss-Taffer-Werwolf schnippisch.
Kylies Blick verfinsterte sich. »Er hat gesagt, dass er den schwarzen BH am liebsten mag. Ich war gerade in der Umkleidekabine.« Das Gefühl verletzt worden zu sein, traf sie wie ein Faustschlag, und sie spürte wieder den Zorn in sich aufsteigen.
Burnetts Gesichtsausdruck verwandelte sich sofort von streng zu mitfühlend. »Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist? Er hat nicht …«
»Mir geht es gut«, brachte sie mühsam hervor, aber sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und wandte den Blick ab.
»Es ging alles so schnell. Als ich gespürt habe, dass er da war, war er auch schon wieder weg«, erklärte Della.
Die Erinnerung an sein Spiegelbild schwirrte in Kylies Kopf herum. »Er war voller Blut … Sein Hemd. Seine Haare.«
Miranda nahm Kylies Hand und drückte sie.
Burnett sah jetzt richtig wütend aus. Er drehte sich nach vorn und startete den Motor. Zu Selynn auf dem Beifahrersitz sagte er: »Ruf sie an. Sag ihnen, es ist ein Code Red.«
»Bist du sicher, dass du das machen willst?«, Selynn wirkte zögerlich.
»Was ist denn ein Code Red?« kam Della Kylie zuvor.
Burnett zögerte mit der Antwort. »Im Moment weiß nur die FRU davon. Code Red bedeutet, dass wir es so aussehen lassen, als wäre es ein Autounfall gewesen.«
»Du willst ihn davonkommen lassen?«, fragte Kylie ungläubig.
»Nein«, sagte Burnett. »Aber wir können so etwas nicht an die Öffentlichkeit kommen lassen. Wenn Gerüchte aufkommen und höhere Stellen nervös machen, lassen sie am Ende noch die Schule schließen.«
Selynn hob die Hand, als wollte sie alle zum Schweigen bringen. Dann sprach sie in ihr Handy. »Es ist ein
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