Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
deine Hütte zu finden und hat sich verlaufen. Sie … sie hat etwas gesehen, das sie nicht hätte sehen dürfen.«
»Was?« Kylie dachte daran, wie krass es für sie gewesen war, als sie das erste Mal zugesehen hatte, wie Perry sich verwandelte. »Was hat sie denn gesehen?«
»Ihr Gedächtnis muss bereinigt werden«, mischte sich Selynn ein. »Und zwar schnell.«
Bereinigt? »Was … soll das denn heißen?«
Die Werwölfin packte Kylie am Arm und zog sie Richtung Wald.
Kylie stemmte sich dagegen.
»Was heißt bereinig t?«, fragte sie wieder. Sie verstand rein gar nichts, fand aber, dass es alles andere als gut klang. Sie riss ihren Arm los und ging auf Selynn los. Sie war ihr so nah, dass sie die Wimpern der Frau hätte zählen können.
»Lass ja die Finger von meiner Mutter!«, drohte Kylie, und ihre Stimme klang irgendwie nicht wie sie selbst. Sie war tiefer. Rauer.
»Kylie, hör mir zu.« Holiday legte ihre Hand auf Kylies Rücken und sofort breitete sich eine Welle der Entspannung über Kylies Schultern aus. Kylie hätte auf sie gehört, hätte die Beruhigung von Holiday wahrscheinlich auch akzeptiert, wäre da nicht Selynn gewesen.
»Wir haben für so was keine Zeit«, zischte Selynn. Sie packte Kylie an beiden Armen und grub ihre Finger so tief in Kylies Oberarme, dass es wehtat. Als Kylie versuchte, sich loszureißen, verstärkte sie den Griff noch.
»Sie ist ein Mensch«, sagte Selynn. »Wir müssen uns darum kümmern. Sofort.«
»Darum kümmern?« Zorn, Wut und Angst um die Sicherheit ihrer Mutter drohten Kylie zu überwältigen. »Verdammt, wo ist meine Mutter?« Kylies Stimme klang noch tiefer als zuvor.
»Hör auf damit, Selynn!«, schaltete sich Holiday ein. »Du regst sie nur auf. Sie versteht nicht, was los ist.«
»Ja, hör auf damit!«, ertönte Dereks Stimme.
Kylie spürte wieder Holidays Hand auf ihrer Schulter. Die Fee versuchte Kylie mit friedlichen Gefühlen zu entspannen und ihre Wut zu dämpfen, aber irgendwie schaffte es Kylie, den beruhigenden Strom am Fließen zu hindern.
»Deiner Mom wird nichts geschehen.« Holidays Stimme schien von weit her zu ihr durchzudringen. »Sie ist in Helens Hütte. Sie …«
Sobald Kylie wusste, wo ihre Mutter war, versuchte sie wieder, sich loszureißen. Aber Selynn verstärkte den Griff, ihre Fingernägel schnitten Kylie in die Haut. Kylie spürte den Schmerz zwar, es fühlte sich aber nicht so an, als wäre es ihr eigener.
»Lass los!«, zischte Kylie in Selynns Gesicht.
Als die Frau nicht losließ, brach bei Kylie irgendein Instinkt durch. Ohne nachzudenken, packte sie die Frau am Kragen und schleuderte sie zur Seite.
Vom See war ein Raunen zu hören. Kylie stockte selbst der Atem, als sie Selynn wie eine Stoffpuppe durch die Luft fliegen und mit einem lauten Platsch im See landen sah. Die Werwölfin tauchte völlig schlammverschmiert aus dem Wasser auf. Sie war stinksauer. Sie brüllte und paddelte an Land. Sobald sie trockenen Boden unter den Füßen hatte, fixierte sie Kylie, warf den Kopf in den Nacken, knurrte und ging zum Angriff über.
Holiday warf sich vor Kylie und streckte ihr die Handflächen entgegen. »Einen Schritt näher und ich werde die Todesengel heraufbeschwören. Und wenn du glaubst, ich mache Witze, dann kennst du mich nicht gut genug.«
Doch Selynn blieb nicht stehen. Sie lief weiter.
Derek und Della stürzten sich auf sie und warfen sie zu Boden.
Kylie wartete nicht ab, was als Nächstes passierte. Sie rannte los. Das Blut pulsierte in ihren Adern, als sie mit allem was sie hatte durch den Wald rannte, um zu ihrer Mutter zu kommen.
Als sie mit unmenschlicher Geschwindigkeit durch den Wald raste, bemerkte sie einen Windstoß und nahm eine verschwommene Bewegung im Augenwinkel wahr. Die plötzliche Stille sagte ihr, dass es sich um einen Vampir handelte. Doch das war ihr egal.
Sie wollte nur noch zu ihrer Mutter, bevor ihr jemand etwas antun konnte. Wenn ihr auch nur ein Haar gekrümmt würde …
Kylie hörte die Schreie ihrer Mutter schon kurz bevor sie den Wald verließ und auf den Pfad kam, der zu Helens Hütte führte. Panik stieg in ihr auf, wie in einem wilden Tier, das einen Fluchtweg sucht. Sie brach durch das Unterholz und flog den Pfad entlang, bis zu Helens Veranda.
Burnett stand dort und blockierte die Tür, neben ihm eine vom Wind zerzauste Holiday. Offensichtlich hatte Burnett sie mit hergebracht.
»Lasst mich hier raus!« Die Schreie ihrer Mutter kamen aus der Hütte.
Der schwere
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