Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
zum Kotzen finde, dass die denken, sie können mir sagen, in wen ich mich verlieben soll, fand ich es trotzdem nicht so toll, dass er sich in dich verliebt hat.«
»Für ihn bestimmt? Willst du sagen, die Ältesten arrangieren die Hochzeiten hier?«
»Sie versuchen, alles zu bestimmen. Die spinnen total. Na ja, bis auf deinen Großvater vielleicht, aber …« Jenny rieb sich die Hände an den Jeans, als machte es sie nervös, Kylie von ihren Gefühlen zu erzählen. »Sie schotten uns von allem ab, angeblich, damit uns niemand sieht, bis wir soweit sind, dass wir unser Muster verbergen können. Aber ich meine, schau dich mal an. Du hast in der normalen Welt gelebt; du bist auch nicht ermordet oder in die Sklaverei verschleppt worden.«
»Sklaverei?« Kylie riss entsetzt die Augen auf.
»Ja, sie machen uns Angst, um uns ruhig zu halten. Um uns dazu zu bringen, hier zu bleiben und nicht raus in die Welt zu gehen.«
Kylie schüttelte den Kopf. »Ich hab davon noch nie was gehört.« Aber jetzt, wo sie so darüber nachdachte, fiel ihr auf, wie isoliert sie in der Zeit hier gewesen war. Für sie war alles so neu gewesen, dass sie es gar nicht bemerkt hatte.
»Sie haben dir fast nichts gesagt. Aber du musst mir glauben. Sie wollen uns hierbehalten. Um uns zu schützen, wie sie sagen, aber … manchmal denke ich, dass wir am meisten Angst davor haben sollten, von diesem eingeengten Leben erstickt zu werden. Und wenn sie herausfinden, dass du anderer Meinung bist als sie, dann ist die Hölle los, das sag ich dir.«
»Was mich wieder auf meine Frage vom Anfang bringt«, hakte Kylie ein. »Wenn du so viel Angst hast, wieso tust du das hier?«
Jenny vermied wieder den Augenkontakt.
»Was verschweigst du mir?«, bohrte Kylie.
Jenny atmete tief ein und aus. »Es ist Hayden.«
»Hayden Yates?«, fragte Kylie.
»Wir sprechen ab und zu miteinander. Meine Eltern wissen nichts davon, und schon gar nicht die Ältesten. Du darfst es niemandem sagen.«
Kylie rechnete schnell ein bisschen, schätzte Haydens Alter ab und verglich es mit Jennys. »Ist er nicht ein bisschen zu alt für dich?«
Jennys grüne Augen wurden groß. Dann schüttelte sie schnell den Kopf. »Nein, er ist doch nicht mein Freund. Er ist mein älterer Bruder.«
Kylie musste diese neue Information erst einmal verarbeiten. »Aber wieso würden deine Eltern dann nicht wollen, dass du mit ihm redest?«
»Weil er weggegangen ist. Wenn ein Chamäleon die Gemeinschaft verlässt, muss derjenige alle Verbindungen zur Familie abbrechen, um die anderen nicht auffliegen zu lassen.«
»Aber mein Großvater hat doch auch Kontakt mit Hayden«, wandte Kylie ein.
»Wie gesagt, dein Großvater gehört hier nicht zu den Schlimmsten. Dein Großvater lässt mich sogar manchmal mit ihm sprechen.« Jenny wirkte plötzlich ungeduldig. »Aber wir haben keine Zeit, hier rumzustehen und zu quatschen. Ich meine es ernst, wenn wir jetzt nicht gehen, werden uns die Wachen erwischen.« Das Geräusch von Schritten, die sich schnell näherten, unterstrich Jennys Worte.
»Verdammt«, stieß sie hervor. »Lauf weg. Lauf immer nach Süden, bis du an die Grundstücksgrenze kommst. Du solltest es vor den Wachen schaffen, wenn du dich jetzt beeilst.«
»Aber …«
»Los, verdammt! Ich hab meinem Bruder versprochen, dass ich dich hier rausbringe.«
Jenny klang so panisch, dass Kylie sich davon anstecken ließ und losrannte. Doch schon nach etwa hundert Metern verlangsamte sie ihre Schritte. Sie konnte Jenny doch nicht so zurücklassen. Kylie fühlte bereits, wie sich ihr Protector-Gen meldete, wenn sie daran dachte, dass das Mädchen in Gefahr sein könnte. Nein, sie würde Jenny nicht allein lassen, bis sie sicher war, dass die Wachen, oder wer auch immer da auf sie zugerannt war, ihr nichts antaten. Kylie wirbelte herum und rannte zurück.
»Verdammt!« Eine raue Stimme schallte durch den stillen Wald. Eine Stimme, die ihr vertraut vorkam. »Geh von mir runter.«
»Lass sie in Ruhe«, schrie Jenny. »Sie geht dorthin zurück, wo sie hingehört.«
Kylie flog nur so über den Waldboden in Richtung der Stimmen. Sie war noch nicht ganz angekommen, als sie die Stimme erkannte. Dann sah sie die beiden. Derek rang mit einer sehr wütenden Jenny, die sich an seinem Rücken festgekrallt hatte und ihm die Augen zuhielt.
Derek riss ihre Hände weg, doch Jenny griff stattdessen nach seinem Hals.
»Wo ist Kylie?«, knurrte Derek und drehte sich im Kreis, als wollte er sich umsehen und
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