Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
hergerissen. Sie betete, dass sie diese Entscheidung nicht würde treffen müssen.
Der Himmel war schon hell, als Burnett und Holiday Kylie zu ihrer Hütte brachten. Über ihnen funkelten noch tapfer die Sterne, als wollten sie noch mal besonders hell strahlen, ehe die Sonne sie bald ablösen würde.
Kylie hätte eigentlich völlig erschöpft sein müssen, und körperlich war sie das auch. Aber sie bezweifelte, dass sie jetzt gleich ins Bett gehen und schlafen konnte. Ihr gingen noch so viele Dinge durch den Kopf, die sie sicher nicht so schnell zur Ruhe kommen lassen würden. Außerdem stand noch ihre kleine Selbstmitleidsrunde auf dem Programm. Der Kloß, den sie schon die ganze Zeit im Hals hatte, schien zu ihrem Herz gewandert zu sein. Und Kylie wusste aus Erfahrung, dass es nichts Besseres gab, als sich eine Runde ordentlich auszuheulen, um diese Art von Schmerz zu mildern.
Offenbar ließ der beruhigende Effekt von Holidays Berührung nach. Oder vielleicht war es auch einfach zu viel für die Magie der Feen. Manche Dinge musste sie einfach mit sich selbst ausmachen. Zum Beispiel, dass sie das Haus ihres Großvaters verlassen hatte, ohne sich zu verabschieden. Oder dass sie beinahe Lucas getötet hätte. Oder dass sie sich immer noch fragte, ob sie wirklich Monique, Lucas’ Verlobte gesehen hatte. Oder dass sie ihre Mom vermisste, die sich gerade auf der anderen Seite der Welt befand und mit einem elenden Schleimer Sex hatte.
Außerdem war da noch die Sache mit dem psychotischen Mörder, der hinter ihr her war.
Seine Drohung ging ihr ständig durch den Kopf.
Du wirst zu mir kommen, Kylie Galen, bereit zu leiden und zu sterben durch meine Hand, nur zu meinem Vergnügen. Du wirst mir nicht entkommen. Deine Schwäche wird dir zum Verhängnis werden!
Sich mit all diesen Dingen zu beschäftigen, würde sie auf jeden Fall die ein oder andere Träne kosten. Doch wer konnte ihr das schon verübeln? Natürlich sollte sie sich auch bald mal überlegen, auf welche Schwäche Mario angespielt hatte.
»Wie wäre es, wenn wir morgen einen Ausflug zu den Wasserfällen machen würden?« Holiday riss Kylie aus ihren Gedanken. Dann drückte sie fürsorglich Kylies Arm, als hätte sie deren miesen Gefühlszustand bemerkt.
Kylie nickte.
»Ich werde gleich morgen früh nachschauen, wann es bei mir passt«, schaltete sich Burnett ein und machte damit klar, dass er mitkommen würde.
Stille senkte sich über sie wie ein feiner Nieselregen. Die Nacht färbte sich bereits leicht lila, der Morgen konnte nicht mehr weit sein. Burnett räusperte sich. »Kylie, dir ist schon bewusst, dass wir dich wieder beschatten müssen?«
»Das hab ich mir schon gedacht.«
»Bevor ich anfange, Leute einzuteilen, gibt es … jemanden, der nicht dein Schatten sein soll?«
»Nur einen«, antwortete Kylie. »Und ich glaube, du weißt, wen ich meine.«
Burnett nickte.
Ihre Schritte knirschten auf dem Kiesweg. »Wie geht es Helen?«, fragte Kylie.
»Es geht ihr schon viel besser«, antwortete Holiday.
»Kann sie sich wieder an irgendetwas erinnern? Wissen wir schon, ob es Mario war oder nicht?«
»Nein«, erwiderte Holiday.
»Wir untersuchen die Sache noch.« Burnett klang frustriert. »Aber wir wissen, dass Mario am selben Morgen in Fallen gesehen wurde. Und gerade jetzt, wo er schon wieder aufgetaucht ist, deutet doch alles darauf hin, dass er dahintersteckt.«
Sie bogen um die letzte Kurve, und Kylie konnte ihre Hütte schon sehen. Es war kein Licht in den Fenstern. Kylie sah Burnett an. »Ist Della schon zurück?«
»Nein, noch nicht«, antwortete Burnett, und etwas an seinem Tonfall ließ Kylie aufhorchen.
Sie packte ihn am Arm. »Was ist passiert?«
Burnett hob die Hände. »Es geht ihr gut. Sie hatte gestern Abend ein bisschen Ärger, aber jetzt ist wieder alles okay. Sie kommt heute Nacht oder morgen zurück.«
»Was denn für Ärger?« Aus Sorge um ihre Freundin vergaß Kylie sogar für einen Moment ihre eigenen Probleme.
Burnett zögerte mit der Antwort, was Kylie noch misstrauischer machte.
»Was ist passiert?«, bohrte sie ungeduldig.
»Sie ist in einen Streit mit ein paar Bandenmitgliedern geraten. Aber …«
»Bist du sicher, dass es nicht Mario war?«
»Ganz sicher.«
»Ist sie verletzt?« Kylie musste bei dem Gedanken schlucken. »Ich wusste, es war keine gute Idee, für die FRU zu arbeiten.«
»Sie hat nur ein paar Kratzer und Prellungen«, erwiderte Burnett.
»Schlimme Kratzer und Prellungen?«
»Nicht
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