Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
schlimm. Ich bin mir sicher, ihr Ego hat den meisten Schaden davongetragen«, beruhigte sie Burnett.
»Es geht ihr wirklich gut, glaub mir«, fügte Holiday hinzu. »Ich hab selbst mit ihr gesprochen.«
Kylie atmete tief durch. Sie wusste, dass sie überreagierte, doch ihre Nerven lagen einfach blank. Sie ging schnell weiter in Richtung Hütte, in der Hoffnung, noch so lange durchzuhalten, bis sie endlich allein war.
Holiday schloss zu ihr auf und nahm ihre Hand. Kurz bevor sie an der Veranda ankamen, zog Holiday Kylie an der Hand. »Willst du, dass ich mit dir reingehe und wir noch ein bisschen reden?«
»Nein«, sagte Kylie und fühlte sich wie ein Idiot. »Ich brauch ein bisschen Zeit für mich.« Sie umarmte Holiday und zog noch ein wenig Ruhe aus ihrer Berührung. Dann drehte sich Kylie um und ging auf die Verandatreppe zu. Doch Burnett räusperte sich laut. Kylie drehte sich um.
Er hatte die Arme ausgebreitet. »Und was ist mit mir?«
Kylie sah, wie Holiday erstaunt die Augen aufriss und musste unwillkürlich grinsen. »Pass auf oder die Leute denken noch, du bist ein Softi geworden.«
»Das wage ich zu bezweifeln«, erwiderte Burnett und umarmte Kylie. Mit dem Kinn auf ihrem Kopf raunte er ihr zu: »Ich werde den Schweinehund schnappen, das verspreche ich dir.«
»Danke«, erwiderte sie leise. Dann drehte sie sich schnell um und eilte ins Haus.
In der Hütte empfing sie ein vertrauter Geruch, den sie nicht gleich zuordnen konnte. Was auch immer es war, es hatte einen beruhigenden Effekt auf Kylie. Und da wurde ihr klar, was es war: Es roch nach den Menschen, die sie liebte. Miranda, Della. Und dann war da noch ein würziger Geruch, der nach … Nein, das konnte nicht sein!
Es roch nur nach zu Hause, redete sich Kylie ein.
Dellas Schlafzimmertür stand offen – was ein deutliches Zeichen dafür war, dass sie nicht da war. Ihre Freundin legte viel Wert auf Privatsphäre und hatte ihre Tür immer geschlossen, wenn sie zu Hause war.
Kylies Blick fiel auf Mirandas Schlafzimmertür.
»Zeit für mich«, flüsterte sie vor sich hin. Wenn sie schon zusammenbrechen musste, wollte sie das allein tun. Sie ging auf ihr Zimmer zu und öffnete die Tür. In dem Moment hörte sie die hölzernen Dielen knarzen. Sie war nicht allein. Schnell hob sie den Blick und sah jemanden in der Ecke ihres Zimmers stehen.
Sie wusste, wer es war.
Vielleicht würde sie doch keine Zeit für sich bekommen.
9 . Kapitel
Kylie machte so ruckartig auf dem Absatz kehrt, dass ihre Sportschuhe Spuren auf dem Holzboden hinterließen, und sauste aus dem Zimmer.
»Jetzt bleib doch hier!«, rief Lucas ihr hinterher. »Bitte! Du musst früher oder später sowieso mit mir reden.«
Später wäre gut
. Kylie ballte wütend die Hände zu Fäusten. Es war nicht richtig. Sie starrte ins Leere, noch nicht bereit, ihm gegenüberzutreten. »Warum? Warum muss ich mit dir reden? Ich schulde dir gar nichts. Keine Erklärung, keine Entschuldigung. Ich bin doch nicht diejenige, die …« Ihr blieben die nächsten Worte im Hals stecken. Sie hörte, wie er sich hinter ihr bewegte.
»Ich weiß … Ich hab’s vermasselt. Das gebe ich ja zu. Ich … hätte es dir erzählen sollen. Nein, das ist falsch. Ich hätte es nie soweit kommen lassen dürfen. Ich hätte meinem Vater von Anfang an sagen sollen, dass er mich mal kann. Ich bin hier der Schuldige. Aber du musst mir glauben. Ich habe nichts getan … Ich hab nicht mit ihr geschlafen. Ich hab sie nur zweimal geküsst. Das eine Mal hast du gesehen. Und beide Male war ich unter Zugzwang. Ich hab es doch nur getan, um meinen Dad zu überzeugen, dass ich das mit der Hochzeit durchziehen würde. Aber ich hab niemals vorgehabt, sie zu heiraten, nicht eine verdammte Sekunde lang.«
Der Kloß in ihrem Hals wurde größer. Ihre Augen brannten. Sie schüttelte den Kopf und brachte nur ein einzelnes Wort heraus: »Nein.« Sie war sich nicht mal sicher, zu was sie nein sagte. Dann drehte sie sich zu ihm um.
Es war egal, was sie sagte, er hörte ihr sowieso nicht zu. Er stand nur da und starrte sie an, gefangen in seinem eigenen Schmerz.
»Du liebst mich«, fuhr er fort. »Das weiß ich.«
Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, nein zu sagen, doch Kylie brachte es nicht über die Lippen. Oh, es lag ihr auf der Zunge, doch das Wort fühlte sich an, als wäre es darauf festgeklebt. Klar, wäre es eine Lüge gewesen, aber in solchen Situationen war eine kleine Notlüge doch wohl erlaubt, oder? Wenn die
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