Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
»Kylie! Wo bist du?«
»Ich rede mit ihm«, schlug Kylie vor. »Sie bleiben besser unsichtbar.« Sie ließ seine Hand los und machte sich wieder sichtbar.
Sofort traf sie Burnetts wütender Blick. »Wo steckt er?«
»Er ist hier, wir reden noch. Unter vier Augen, wie gesagt.«
»Du kannst andere unsichtbar machen?«
Sie nickte. Das hätte sie bei Hayden zwar nicht gemusst, da er selbst Chamäleon ist, aber das wusste Burnett ja nicht.
»Das ist verrückt. Ich will endlich die Wahrheit!«
»Die wirst du bekommen, wenn du mir jetzt noch ein bisschen Zeit gibst!«, gab Kylie entschlossen zurück. »Ich bitte dich, mir zu vertrauen – so wie du mich in der Vergangenheit auch schon oft darum gebeten hast.«
Er knurrte und hob den Blick zur Zimmerdecke, als flehte er um Geduld. Kylie machte sich wieder unsichtbar.
»Ich bin direkt neben dir«, vernahm sie Haydens Stimme von der Seite. »Also, was genau willst du ihm denn alles erzählen?«
»Alles«, antwortete Kylie. »Dass mein Großvater Sie geschickt hat und dass Sie auch Chamäleon sind. Und dass Sie bleiben möchten.« Sie hielt kurz inne. »Und es wäre bestimmt nicht verkehrt, wenn Sie erwähnen könnten, wie beeindruckt Sie von der Schule sind. Wenn wir ihn dazu bekommen, dass er Sie als Verbündeten sieht, vielleicht …«
»Vielleicht, was?«, fragte Hayden ungeduldig.
»Ich weiß auch nicht, ob es möglich wäre, aber ich hab in letzter Zeit oft an die jungen Chamäleons wie Jenny gedacht. Sie könnten doch auch nach Shadow Falls kommen.«
»Daran hatte ich auch schon mal gedacht. Aber die Ältesten würden nicht …«
»Okay, Zeit ist um!«, rief Burnett ins Leere und begann unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen. »Seht zu, dass ihr eure Ärsche wieder her bewegt, sofort!«
»Nur eine Minute noch«, bettelte Kylie. »Wir sind fast fertig.«
»Er kann dich doch nicht hören«, erinnerte Hayden.
»Oh, stimmt.« Sie hielt inne. Ihr gingen so viele Fragen durch den Kopf, die sie Hayden gern gestellt hätte. Doch Burnett würde bald durchdrehen. Und mit einem durchgedrehten Burnett war noch schlechter Kirschen essen.
»Sind Sie bereit?«, fragte Kylie. »Ich hab noch so vieles, über das ich mit Ihnen gern reden würde, aber im Moment … Ich glaube, wir sollten den Bogen nicht überspannen. Aber warten Sie mal!« Als Kylie ihn nicht mehr hörte, rief sie seinen Namen. »Mr Yates?«
»Ja?«
»Meinen Sie, mein Großvater war in den Plan, mich zu kidnappen, eingeweiht?«
»Nein, das glaube ich nicht. Er hat sich große Sorgen um dich gemacht – er hat mich fünf Mal angerufen, als du noch nicht hier warst.«
Erleichterung machte sich in Kylie breit. »Können Sie ihm sagen, dass es mir leid tut, dass … ich ihm nicht tschüss gesagt habe?«
»Mach ich.«
»Kylie!«, brüllte Burnett.
Sie atmete tief durch und machte sich wieder sichtbar. Hayden erschien zeitgleich neben ihr.
Burnett sah kein bisschen beeindruckt aus. Er ging auf Hayden los und packte ihn am Kragen. »Wenn Sie noch einmal verschwinden, werde ich dafür sorgen, dass es für immer ist.«
»Beruhig dich doch mal.« Kylie ging auf Burnett zu. »Mr Yates ist nicht der Feind. Nur wegen ihm haben wir Holiday gefunden, als Warren sie entführt hatte. Und er war auch der Grund, wieso ich heute Nacht rechtzeitig fliehen konnte.« Kylie bemerkte im Augenwinkel Haydens erstaunten Blick. Er hatte anscheinend nicht damit gerechnet, dass sie diese Information auch hatte.
Burnett ließ von Hayden ab und musterte dessen Stirn. »Sie sind ein Chamäleon?«
Hayden straffte unmerklich die Schultern. »So wie Sie das sagen, klingt es wie eine Beleidigung.«
Burnetts Haltung versteifte sich ebenfalls. »Ich sage das so, als hätten Sie mich angelogen.«
Hayden fuhr sich über das zerknitterte Hemd. »Ich bin hergekommen, um sicherzugehen, dass Kylie nicht an die FRU verkauft wird, von jemandem, der Probleme mit seiner Autorität hat.«
Burnett runzelte die Stirn. »Ich bin hier die Autorität. Und ich hab Sie überprüfen lassen. Überall steht, dass Sie Halbvampir und Halbfee sind. Sie sind so registriert.«
»Das ist richtig«, bestätigte Hayden.
»Aber das stimmt doch gar nicht.«
Hayden blinzelte nicht. »Ich habe mein Leben so gewählt.«
Burnett schüttelte den Kopf, als versuchte er, es zu verstehen. »Aber laut meinen Untersuchungen ist Kylies Großvater bei der FRU als Mensch registriert. Und die wenigen Chamäleons, die ich außerhalb der Gemeinschaft gesehen habe,
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