Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
Telefon im Büro benutzen, da ich mein Handy ja nicht hatte.«
Sie sah ihn entschuldigend an. »Was sagt mein Großvater dazu?«
»Er ist nicht gerade glücklich mit der Situation.« Hayden hielt inne. »Ich glaube immer noch nicht, dass er mit dem Plan, dich dort festzuhalten, etwas zu tun hatte. Und er schien dringend mit dir sprechen zu wollen.«
»Ich weiß. Ich glaube Ihnen, es ist nur … Ich hab das Gefühl, ihn verletzt zu haben, als ich einfach so verschwunden bin, und jetzt ist er bestimmt auch noch sauer, dass ich Burnett von Ihnen erzählt hab. Ich kann es gerade einfach nicht ertragen, dass er sauer auf mich ist.«
»Ich hab ihm erklärt, warum wir es Burnett erzählen mussten.« Hayden lehnte sich zurück, und der Holzstuhl knarzte. »Du bedeutest deinem Großvater viel. Ich weiß, er kann ziemlich dickköpfig sein, aber er hat schon so viel verloren in seinem Leben – sein Kind, seine Ehefrau. Jetzt hat er Angst, auch dich zu verlieren.«
»Ich weiß. Und trotzdem … auch, wenn Shadow Falls nicht mein Zuhause geworden wäre, könnte ich nicht so leben, wie er es gern möchte. So isoliert von der Welt.«
»Ich weiß. Es ist schwer.« Seine plötzlich verkrampfte Haltung zeigte Kylie, dass es auch für ihn schwer gewesen war.
»Wie alt waren Sie, als Sie weggelaufen sind?«
Er drehte einen Bleistift zwischen Zeigefinger und Daumen. »Woher weißt du, dass ich weggelaufen bin?«
»Das hab ich mir zusammengereimt«, erwiderte Kylie.
Er zögerte. »Siebzehn.«
»Haben Sie Ihre Eltern seitdem mal wieder gesehen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, aber dein Großvater hält mich auf dem Laufenden, wie es ihnen geht und … seit kurzem lässt er mich mit Jenny sprechen, seit …«
»Seit wann?«
»Seit er befürchtet, dass sie auch weglaufen könnte.«
»Hat sie das denn vor?«
»Ich glaub, ich konnte sie wieder ein wenig beruhigen, sie muss auch nur noch etwa ein Jahr durchhalten. Sie ist bald so weit. »
»Was heißt
so weit
?«, fragte Kylie.
»Wenn man sein Muster ändern und kontrollieren kann, dann ist man so weit, die Gemeinschaft zu verlassen, ohne ausgeschlossen zu werden. Es wird zwar nicht gern gesehen, aber man darf dann immerhin noch zu Besuch kommen. Die Ältesten drängen allerdings darauf, dass sie heiratet. Damit versuchen sie die jungen Leute in der Gruppe zu halten.«
Kylie konnte Haydens Frust nachvollziehen, und sie konnte auch Jenny gut verstehen. »Merken die denn nicht, dass sie die jungen Leute so erst recht vertreiben? Das ist ja so ähnlich wie diese Sekten, die ihre Kinder zwingen so zu leben wie im Mittelalter.«
»Die Ältesten denken, sie beschützen sie nur«, erklärte Hayden. »Und vielleicht war das zu ihrer Zeit auch die einzige Möglichkeit. Doch die Zeiten ändern sich. Ich hab es auch geschafft, mir ein Leben aufzubauen, ohne mich in Gefahr zu bringen.«
Kylie nickte, doch sie fragte sich, wie gut das Leben sein konnte, wenn er seine wahre Identität permanent verstecken musste. Sie sah aber ein, dass es besser war, als völlig im Verborgenen zu leben. »Werden Sie hierbleiben?« Sie hielt hoffnungsvoll die Luft an.
Er senkte den Blick auf den Bleistift in seiner Hand. »Burnett hat noch nicht mit mir gesprochen.«
»Aber wenn es für ihn okay ist, bleiben Sie dann?«
Er rollte den Bleistift zwischen den Händen. Kylie hielt es nicht länger aus. »O bitte! Ich fände es echt gut, wenn Sie bleiben würden. Und … ich glaub, ich würde gern versuchen, etwas zu verändern. Sie wissen schon, den anderen jungen Chamäleons helfen. Ich hab Holiday oder Burnett noch nichts davon erzählt, aber bei Gelegenheit werde ich sie darauf ansprechen.«
»Ich werde darüber nachdenken«, erwiderte Hayden. »Aber lass es mich mal so sagen: Dein Freund Burnett macht es mir nicht gerade leicht, hierbleiben zu wollen.«
»Er ist eigentlich gar nicht so. Ich weiß, manchmal ist er ein bisschen … schwierig. In mancherlei Hinsicht, erinnert er mich ein bisschen an meinen Großvater. Und manchmal sogar an Sie.«
»Ich bin ja wohl nicht annähernd so stur«, widersprach Hayden. »Er hat kein Recht, mich so zu behandeln.«
Kylie hätte dagegenhalten können, dass es auf Burnett nicht gerade vertrauensvoll wirken musste, dass Hayden, seit er im Camp war, seine wahre Identität verheimlicht hatte. Aber was würde es nützen? »Versprechen Sie mir, darüber nachzudenken? Ich brauche Sie hier.«
»Ich denk darüber nach, aber mehr kann ich dir nicht
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