Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
stark, dass sie kaum sprechen konnte. Sie zeigte auf ihn und spürte kalten Schweiß auf der Stirn.
»Das ist nur ein Kratzer«, versicherte er ihr.
Sie taumelte die paar Schritte auf ihn zu und warf sich an ihn. Es war ihr sogar egal, dass ihr Lieblingsnachthemd Blutflecken bekam. Sie drückte ihr Gesicht an seine warme Haut und zitterte immer noch.
Er legte die Arme um sie. Holiday kam heran und legte ihr die Hand auf den Rücken.
Kylie wusste nicht, wer von den beiden Feen es tat, oder ob sie es beide waren – es war ihr eigentlich auch egal –, aber die tausend winzigen Nadelstiche der Panik ließen langsam nach. Sie fühlte sich sicher, und das allein zählte.
Sie vergrub ihr Gesicht noch tiefer in Dereks nackte Schulter, und sie genoss seinen Geruch und das Gefühl, ihm so nah zu sein.
»Bring Kylie in einem der anderen Zimmer ins Bett«, sagte Holiday.
»Nein, es geht mir gut.« Kylie hob den Kopf, wollte aber die Wärme von Dereks Armen ungern verlassen. Sie brauchte das nur noch ein klein wenig länger. Er war so warm, und sie war so … kalt.
Kylie sah Daniel hinter Holiday stehen. Er lächelte sie an und verschwand dann. »Danke«, sagte Kylie und hoffte, dass er sie noch hörte.
»Gern geschehen«, antwortete Derek.
Kylie drehte sich zu Derek, um ihm noch mal richtig zu danken, doch ein lauter Knall unterbrach sie. Die Hüttentür flog mit lautem Krachen auf, und es klang so, als sei sie zerbrochen. Burnett kam in die Hütte gestürmt, seine Augen glühten rot, und er hielt ein großes Gewehr in den Händen.
»Du hast mir versprochen, du würdest nicht hierherkommen«, fuhr er Holiday an.
»Ich habe es mir anders überlegt«, sagte sie und klang überhaupt nicht so, als täte es ihr leid.
Der Löwe brüllte auf der anderen Seite der Tür, und Burnett brüllte mit ihm. »Ich erledige das erst mal, dann reden wir weiter.«
»Ja, dann mal viel Glück mit dem«, feixte Holiday.
Burnett ging auf die Tür zu. »Warte.« Derek schob Kylie von sich weg. »Lassen Sie ihn mich zuerst beruhigen, damit er nicht denkt, Sie wollten ihn töten.«
Burnett zögerte, doch als Holiday nickte, stimmte er zu.
Kylie konnte nicht sagen, ob sie dem Tier genauso viel Entgegenkommen gezeigt hätte, aber sie bewunderte Derek insgeheim dafür.
Die zwei Männer schoben das Sofa wieder weg. Burnett drückte ein Ohr an die Tür und sagte dann: »Er ist auf der anderen Seite des Zimmers.« Dann fasste er nach der Türklinke.
»Seid vorsichtig«, sagte Kylie.
Derek sah zurück und lächelte. »Kinderspiel.«
»Du musst wirklich nicht hierbleiben«, sagte Kylie etwa eine Stunde später zu Holiday, die sich einen Stuhl neben Kylies Bett gezogen hatte. Die Campleiterin hatte Kylie geholfen, ihr Zimmer aufzuräumen und sauberzumachen, um den stechenden Geruch des Tieres zu beseitigen.
Holiday lehnte sich vor und flüsterte: »Entweder ich bleibe hier, oder ich krieg meine Abreibung von MrGroß-und-Böse. Also tu einfach so, als bräuchtest du mich noch, bis er wieder weg ist, ja? Jetzt, wo sie den Löwen weggebracht haben, glaube ich nicht, dass er noch viel länger hierbleibt.« Sie lehnte sich zurück und biss sich auf die Lippe. »Mann, bin ich froh, dass Derek da war.«
Kylie fiel etwas ein. »Hätte nicht eine der Hexen das beenden können?«
»Wenn ich eine gefunden hätte«, sagte sie. »Sie waren alle auf einer Wanderung mit Sky. Burnett war gerade von hier losgefahren zum Wildlife-Park, deshalb hab ich ihn angerufen.«
»Was wollte er denn im Wildlife-Park?«, fragte Kylie. Und dann: »Was ist hier los, Holiday? Wie ist der Löwe hierhergekommen? Wer hat ihn in mein Zimmer gelassen? Und sag mir jetzt nicht, dass es deine Sache ist, sich darüber Gedanken zu machen.«
Es sah nicht so aus, als ob Holiday vorhatte, ihr zu antworten. Ihr Gesicht verdüsterte sich, und sie ließ die Hände in den Schoß fallen. »Morgen findest du es sowieso heraus.«
»Was werde ich herausfinden?«
»Jemand wildert im Wildlife-Park. Tötet genau die Tiere, die der Park versucht zu retten. Die meisten der getöteten Tiere stehen auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Natürlich war die Regierung auch gleich da, um uns zu beschuldigen. Immer, wenn irgendwo ein seltsames Verbrechen passiert, werden zuerst die Übernatürlichen verdächtigt.«
»Sie denken, einer von uns tut das?«, fragte Kylie ungläubig.
Holiday biss sich auf die Lippe. »Das glauben sie nicht nur, seit heute Nachmittag haben sie angeblich
Weitere Kostenlose Bücher