Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
wäre nicht schlecht«, antwortete Kylie und konnte dabei den sarkastischen Unterton in ihrer Stimme nicht unterdrücken. »Aber jetzt sagst du mir bestimmt, dass du mir keinen geben kannst und dass ich es dir auch so glauben soll, oder?«
»Nein, eigentlich hatte ich schon vor, es dir zu beweisen.« Holidays Stimme war auffällig ruhig. Inzwischen jagte das Ganze Kylie eine Heidenangst ein. Was, wenn Holiday die Wahrheit sagte? Was, wenn … Wieder fiel ihr ein, wie kalt sich das blasse Mädchen im Bus angefühlt hatte. Auf keinen Fall. Sie konnte das einfach nicht glauben. Vampire und Werwölfe existierten nur in Büchern und Filmen, nicht im wahren Leben.
Die Frau zog ein Handy aus ihrer Jeans und wählte eine Nummer. »Kannst du Perry mal zu uns ins Klassenzimmer beim Büro schicken? Danke.«
Sie schob das Handy zurück in ihre Hosentasche. »Also, ihr seid alle eingeladen, hierzubleiben und zuzuschauen. Oder, wenn euch das lieber ist, könnt ihr auch rausgehen, es wartet auf jeden von euch ein Mentor, der sich um all eure Fragen kümmert.«
Kylie beobachtete, wie die anderen sich gegenseitig anschauten und dann alle beschlossen zu bleiben. Sie war froh, dass sie nicht die Einzige war, die Zweifel hatte.
Nach ein paar langen Minuten, in denen die Stille wie Nebel im Raum lag, hörte sie Schritte vor der Hütte. Die Tür ging auf, und der Blonde aus dem Bus mit den seltsamen Augen betrat den Raum.
»Hi, Perry. Schön, dich wiederzusehen«, sagte Holiday, und sie schien es ehrlich zu meinen.
»Schön, wieder da zu sein.« Er sah Kylie an, und ihr stockte der Atem, als sie in Augen schaute, die so dunkel waren, dass sie nicht mehr menschlich erschienen. In dem Moment war er noch viel unheimlicher, als er es vorher gewesen war.
»Ich würde mich sehr freuen, wenn du uns die Ehre erweisen könntest, uns deine spezielle Gabe zu zeigen.«
Die nicht menschlichen Augen waren immer noch auf Kylie gerichtet. Perry grinste. »Du hast also ein paar Ungläubige, was?« Er blickte jetzt Holiday an. »Was würdest du denn gern sehen?«
»Warum lassen wir nicht Kylie entscheiden?« Holiday sah sie an. »Kylie, das ist Perry Gomez, er ist ein sehr begabter Gestaltwandler, einer der mächtigsten überhaupt. Er kann wahrscheinlich jede Gestalt annehmen, die ihr euch vorstellen könnt. Also, wieso suchst du dir nicht etwas aus?«
Kylies Blick pendelte zwischen Holiday und Perry. Als sie merkte, dass sie eine Antwort von ihr hören wollten, zwang sie sich, etwas zu sagen. »Ein … Einhorn.«
»Es gibt gar keine Einhörner«, entgegnete Perry, er schien sogar etwas beleidigt zu sein.
»Es gab sie früher«, fügte Holiday an, als wollte sie Kylie in Schutz nehmen.
»Kein Scheiß?«, fragte Perry. »Die gab es wirklich?«
»Kein Scheiß«, gab Holiday zurück. »Aber wir sollten etwas an unserer Sprache arbeiten.« Sie lächelte. »Stell dir einfach ein Pferd mit einem Horn vor. Ich weiß, dass du das kannst.«
Er nickte, legte dann seine Handflächen aneinander, und seine schwarzen Augen rollten zurück. Die Luft im Raum wurde plötzlich dünn, als hätte jemand den Sauerstoff entzogen. Kylie starrte Perry an, auch wenn ihr ihre Vernunft sagte, dass sie es nicht tun sollte. Ihre Neugierde, ihr Wunsch, es wissen zu wollen, löste sich in diesem Moment in Luft auf. Sie hatte den Spruch ›Selig sind die geistig Armen‹ nie verstanden – bis jetzt. Jetzt wollte sie lieber unwissend bleiben. Sie wollte nichts sehen, wollte nichts glauben.
Aber sie sah etwas.
Sie sah, wie sich Funken um Perrys Körper bildeten – Funken, als hätte jemand einen Eimer voller Glitter über ihm ausgeleert, als ob tausend Lichter auf dem Glitter tanzen würden und von jedem kleinen Teilchen reflektiert würden. Hunderte von Diamant-Lichtlein schwirrten um ihn herum. Langsam fielen die Funken zu Boden, und an der Stelle, wo Perry eben noch gestanden hatte, stand jetzt ein riesiges weißes Einhorn mit einem rosa Horn auf der Stirn.
8. Kapitel
Das Einhorn, alias Perry, peitschte unruhig mit dem Schweif und drehte sich dann zu Kylie um. Das Tier kam ein paar Schritte auf sie zu, so nah, dass sie es hätte berühren können, wenn sie gewollt hätte. Aber die Absicht hatte sie nun wirklich nicht.
Es warf den Kopf zurück, wieherte und blinzelte mit einem schwarzen Auge.
»Krass!«
»Verdammt!«
»O Mann!«
»Ach du heilige Sch…!«
»O. Mein. Gott!«
Kylie wusste gar nicht, wer jetzt was gesagt hatte, vielleicht war auch
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