Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
mit den Augenbrauen zu üben, runzelte sie ihre Stirn.
Nur vier Leute hatten sich auf die rechte Seite gestellt. Einer von ihnen war der Gepiercte aus dem Bus.
Holiday sah sich beide Gruppen an, während Sky wieder hereinkam und sich neben die rothaarige Leiterin stellte. »Also, ihr auf der rechten Seite kommt mit mir. Sky spricht mit den anderen.« Holiday wollte losgehen, hielt jedoch noch einmal inne, und ihr Blick fiel auf Kylie. »Komm mit uns, Kylie.«
Schockiert darüber, dass die Frau ihren Namen wusste, schüttelte sie den Kopf. »Ich weiß, wieso ich hier bin«, log sie.
»Ach wirklich?«, fragte Holiday.
Wild entschlossen, es wenigstens zu probieren, sagte sie: »Ich war auf einer Party, wo Drogen gefunden wurden.«
Kylie hörte leises Lachen.
Holiday schaute missbilligend zu denen, die lachten, und wies Kylie an, vorwärtszugehen.
»Ist es, weil meine Eltern sich scheiden lassen?«, fragte sie verzweifelt.
Holiday sagte nichts weiter. Allerdings musste sie das auch nicht. Der Blick, mit dem sie Kylie ansah, ähnelte dem ›Wag-dich-bloß-nicht-Blick‹ ihrer Mutter. Und das eine Mal, als Kylie sich getraut hatte, sich zu wagen, hatte sie einen Monat Hausarrest kassiert. Also folgte Kylie Holiday und den vier anderen hinaus aus dem Speisesaal.
Als sie die Gruppe passierten, die draußen stand, fühlte Kylie wieder, wie alle Augen sich auf sie richteten. Miranda nickte und formte mit dem Mund noch mal die Worte »Viel Glück«. Irgendetwas sagte Kylie, dass sie es ernst meinte.
Dann fiel Kylies Blick auf Lucas Parker, der neben dem Gothic-Girl stand, das vorhin im Saal die Hand gehoben und die Frage gestellt hatte. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und flüsterten. Dabei starrten sie Kylie an, als wäre sie die totale Außenseiterin. Wo Kylie ihnen ja sofort recht gegeben hätte. Sie bemerkte jetzt erst, dass Lucas auch im Gothic-Style gekleidet war. Zumindest hatte er ein schwarzes T-Shirt an. Zugegeben, er sah ziemlich gut aus in dem Shirt. Der Stoff lag an seinem sehr schlanken und doch muskulösen Oberkörper an wie eine zweite Haut. Es war so unfair, dass Typen nie den Moderegeln folgen mussten, um gut auszusehen.
Ihr wurde bewusst, dass sie die Bauchmuskeln des Typen anstarrte und dass das Mädchen neben ihm sie hämisch angrinste. Kylie drehte sich weg und tat so, als hätte sie den fiesen Gesichtsausdruck des Mädchens nicht bemerkt. Wenn sie doch nur so tun könnte, als sei nichts von all dem wirklich passiert. In dem Moment tauchte der Gepiercte neben ihr auf. Kylie sah ihn an und versuchte zu lächeln. Sie kannten sich zwar nicht, aber zumindest hatten sie im selben Bus gesessen, und er schien genauso ahnungslos zu sein wie sie.
Er kam näher. »Du hast nicht zufällig Drogen dabei, oder?«
Kylie blieb der Mund offen vor Entsetzen und Demütigung. Erschießt mich bitte. Echt super. Dank ihrer Bemerkung im Speisesaal dachten jetzt alle, sie würde Drogen nehmen.
Holidays rote Haare wehten hinter ihr her, als sie sie in eine kleinere Hütte mit Blechdach führte, die direkt hinter dem Speisesaal lag. An der Terrasse aus Holz hing ein Schild mit der Aufschrift Campbüro . Kylie und die anderen vier folgten ihr in ein Hinterzimmer, das aussah wie ein Klassenzimmer.
»Setzt euch, Leute.« Holiday lehnte sich an den Schreibtisch, der vorn stand, und wartete, bis alle Platz genommen hatten.
Sie ließ Kylie keine Sekunde aus den Augen, als befürchtete sie, Kylie könnte abhauen. Was nicht abwegig war, Kylie hatte tatsächlich mehr als einmal daran gedacht. Deshalb suchte sie sich auch einen Platz in der Nähe der Tür aus.
Doch irgendetwas hielt Kylie davon ab, wegzurennen, etwas außer der Tatsache, dass sie beim 100-Meter-Lauf noch nie der Knaller gewesen war. Es war nicht nur die Angst, beim Abhauen geschnappt zu werden.
Es war Neugierde.
Aus irgendeinem Grund fühlte Kylie, dass es, egal, was Holiday zu sagen hatte, ein paar Dinge erklären würde. Und Kylie brauchte dringend ein paar Erklärungen.
»Okay«, begann Holiday und zeigte ihnen ein Lächeln, das zu sagen schien: Entspannt euch, alles ist gut. Da brauchte es aber mehr als ein Lächeln, um Kylie zu überzeugen.
»Was ich zu sagen habe, wird für die meisten von euch eine Erleichterung sein, weil ihr bestimmt schon bemerkt habt, dass hier etwas … nun ja … anders ist. Einige von euch wissen es bereits ihr ganzes Leben, einige haben von ihrer Bestimmung erst vor kurzem erfahren. Aber wie auch immer, das hier
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