Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
hasse sowas«, sagte Kylie, und ihr Herz fühlte mit ihrer Freundin.
In dem Moment ging die Tür auf. Kylie hielt den Atem an und hoffte, dass es ihr Dad sein würde. Stattdessen kam Lucas Parker mit einer älteren Frau herein. Kylie bemerkte, wie fürsorglich Lucas den Arm der Frau hielt. »Wer ist das?«, fragte Kylie.
Holiday schaute auf. »Lucas’ Großmutter.« Kylie hatte die Möglichkeit, auf Lucas’ Eltern zu treffen, gar nicht in Betracht gezogen. Das Letzte, was sie wollte, war, von ihnen erkannt zu werden – besonders da es offensichtlich war, dass Lucas das nicht tat. »Seine Eltern kommen also nicht?«
»Ich fürchte nein. Seine Eltern wurden getötet, kurz nachdem er geboren wurde. Er ist bei seiner Großmutter aufgewachsen.«
»Nicht gleich nach seiner Geburt«, sagte Kylie, ohne nachzudenken.
»Ja, es ist schrecklich«, sagte Holiday, die Kylies Bemerkung für einen ungläubigen Ausruf hielt. »Ich glaube, es heißt in den Akten, dass er erst ein oder zwei Wochen alt war, als es passiert ist.«
»Oh.« Kylie schaute weg. Dann fiel ihr ein, was Miranda über Kinder gesagt hatte, die von Abtrünnigen abstammen. Hatte Lucas etwa gelogen, was seine Eltern anging, weil die anderen sonst Vorurteile ihm gegenüber gehabt hätten? Und stimmte der Spruch, dass ein als abtrünnig Geborener auch als Abtrünniger sterben würde?
»Nicht schon wieder!« Holiday sah genervt aus.
Kylie schaute auf und sah, wie Burnett James den Speisesaal betrat. Seine Miene war finster, und sie brauchte keine übernatürlichen Kräfte, um zu sehen, dass etwas passiert war.
Holiday zog ihr Handy aus der Tasche, wählte eine Nummer und hielt es ans Ohr. Sie zog die Augenbrauen hoch und ließ das Telefon wieder in ihre Tasche gleiten. »Warum ist Sky nie erreichbar, wenn er auftaucht? Immer muss ich alleine mit ihm klarkommen?«
Kylie ging nicht davon aus, dass Holiday eine Antwort von ihr erwartete, also zuckte sie nur mit den Achseln und schwieg.
»Tut mir leid«, sagte Holiday. »Sieht so aus, als hätte ich eine weitere Schlacht zu schlagen.«
Sekunden später verließen Holiday und Burnett zusammen den Raum. Kylie schaute auf ihre Uhr und überlegte, ob sie ihren Dad noch einmal anrufen sollte, um sicherzugehen, dass er nicht eine Reifenpanne oder so etwas gehabt hatte. Natürlich wusste sie, dass ihr Vater in der Lage war, einen platten Reifen zu wechseln, immerhin hatte er Stunden damit zugebracht, Kylie beizubringen, wie man es machte. Aber vielleicht dauerte es einfach länger als sonst.
Mein Mädchen wird niemals irgendwo mit dem Auto liegenbleiben. Kylie lächelte bei der Erinnerung an Reifenwechsel-Wettbewerbe, die sie abgehalten hatten. Während ihr lauter schöne Erinnerungen durch den Kopf gingen, entschied sie, dass sie ihm die Schnitzer der letzten Wochen verzeihen sollte. Er war einfach ein zu guter Vater gewesen, als dass man ihm solche Kleinigkeiten vorwerfen sollte. Sie lächelte wieder und war sich sicher, dass ihr Dad auch wollte, dass sie bei ihm wohnen würde, wenn ihre Mom so viel unterwegs war.
Eine Stunde später lächelte Kylie allerdings nicht mehr. Er war immer noch nicht aufgetaucht. Sie befürchtete schon das Schlimmste, als sie schließlich ihr Handy herausnahm und ihn anrief.
Er ging nach dem dritten Klingeln dran. »Hallo Kleines«, sagte er gutgelaunt.
Sie war schon erleichtert, seine Stimme zu hören. »Hi Dad? Hast du’s noch weit?«
»Weit bis wohin?«
Kylie schnürte es die Kehle zu. Sie erinnerte sich an seine Worte. Um Punkt zehn bin ich da. »Hast du nicht daran gedacht?«
»Woran gedacht?«
Der Kloß in ihrem Hals begann ihre Mandeln einzuengen, und ihre Nase kribbelte. »Es ist doch Elterntag im Camp. Du hast gesagt …« Sie biss sich auf die Lippe und betete, dass er anfangen würde zu lachen und ihr sagen würde, dass er genau um die Ecke wartete.
Das tat er aber nicht.
»Verdammt.« Sie hörte, wie er tief Luft holte. »Herzchen, ich kann heute nicht zu dir kommen. Ich stecke bis zum Hals in Papierkram vom Büro. Ich hatte eine schreckliche Woche.«
»Aber du hast gesagt …« Kylie sprang auf und lief durch den Speisesaal, ehe sie noch total zusammenbrach – und das in einem Raum voller Eltern.
»Ich habe was gesagt?«, fragte er.
»Ich muss weg.« Kylie klappte ihr Handy zu und schoss durch die Tür, auf der Suche nach einem Ort, an dem sie allein sein konnte. Sie fühlte, wie ihr etwas Kaltes bis zur Hütte folgte. Wut und Schmerz waren in ihrer
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