Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)
Haremsmädchen aus dem Zirkus arbeitete, erklang von der anderen Straßenseite eine Stimme.
Als er Mr Silverwest auf sich zukommen sah, gefror ihm das Blut in den Adern. Selbst er als Mann musste einräumen, dass Silverwest unbeschreiblich gut aussah. Die Zähne des Mannes waren weiß und gerade und seine Kleider immer perfekt. Rourke bezweifelte, dass sein Hemd und seine Hosen jemals eine Falte gekannt hatten. Rourke starrte auf seine eigenen, schlammverkrusteten Stiefel hinab. Er schloss die Augen und stieß die Luft durch die Nase aus, dann betete er, dass er seine Instinkte, dem allzeit freundlichen Mr Silverwest Gewalt anzutun, würde beherrschen können.
»Lord Avenage. Ich hatte gehofft, Euch zu sehen.«
»Mmmh-mmh.« Es war alles, wozu er sich aufraffen konnte.
»Meine Schwester und ich waren gänzlich unvorbereitet auf die Ankündigung, dass Ihr und die Gräfin nach London aufbrechen würdet.«
Rourke nickte. »Es wird höchste Zeit, dass wir zurückkehren. Wir hatten nie geplant, so lange zu bleiben.«
»Ich wollte Euch in einer persönlicheren Angelegenheit sprechen.«
Die Haare in Rourkes Nacken stellten sich auf, als ihm ein Verdacht kam, was Silverwest als persönlich bezeichnen mochte. Irgendwie wusste er bereits, dass »persönlich« Selene bedeutete.
»Und was wäre das?«
Silverwest nahm seinen Hut ab und lächelte. »Das ist peinlich.«
»Nein, bitte.« Rourke quälte sich selbst und spürte bereits zumindest die Natur der Worte, die kommen würden. Er verdiente es, gequält zu werden, weil er Selene nicht gleich erobert und von Anfang an als die Seine ausgeben hatte können. »Sprechen Sie offen.«
»Ich hoffe, ich überschätze mich nicht, wenn ich sage, dass ich glaube, dass Ihre Schwester eine Zuneigung für mich entwickelt hat.«
»Ich denke, darin können wir alle übereinstimmen. Sie genießt auch die Gesellschaft von Mrs Thrall.«
Ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Ich verstehe, dass ein Mann nicht lange von seinem Geschäft getrennt werden kann. Aber was die Gräfin betrifft, wünschen meine Schwester und ich, sie einzuladen, noch für einige Wochen als unser Gast auf Astley zu bleiben. In aller Aufrichtigkeit, Durchlaucht, ich denke, da ist ein gewisser Funke zwischen Ihrer Schwester und mir selbst, und ich würde es gern sehen, wenn wir uns besser kennenlernen könnten. Mrs Thrall würde natürlich als die erforderliche Anstandsdame fungieren. Würden Sie einem solchen Arrangement zustimmen?«
»Meine Schwester« – wie sehr er dieses Wort zu hassen gelernt hatte – »entscheidet für sich. Die Sache liegt wirklich bei ihr.«
Und Selene wollte offensichtlich ihn. Rourke. Die vergangenen beiden Nächte in seinem Bett bewiesen das. Warum also konnte er nicht sagen, was gesagt werden musste? Warum konnte er ihr keine Bindung anbieten, die mehr als körperlich war? Eine aufrichtige und dauerhafte?
Ein Lächeln glitt über Mr Silverwests Gesicht. »Perfekt. Sie haben mich sehr glücklich gemacht.«
Ja, perfekt.
Rourke runzelte die Stirn, während er Silverwest nachsah.
Als er und Leeson an diesem Nachmittag aus dem Dorf zurückkehrten, stand ein Mann auf der vorderen Treppe der Burg, und in der Einfahrt wartete ein gesatteltes Pferd. Selene stand einige Stufen höher, im Schatten des Bogens, und las eine quadratische weiße Karte. Sie fuhren den Wagen zu den Ställen und luden die Vorräte aus. Als Rourke das Haus durch den Kücheneingang betrat, fand er Selene in dem großen Raum.
»Ich habe eine Nachricht von Mrs Thrall erhalten, die besagt, dass sie uns gern eine sichere und glückliche Reise nach London wünschen würde. Sie hat uns zum Abendessen eingeladen. Für heute Abend. Wie nett. Ich schreibe zurück, um die Einladung für uns beide anzunehmen.«
Rourke hätte sie beinahe daran gehindert. Eine weitere Stunde mit Silverwest und Mrs Thrall klang fast so unterhaltsam wie eine Stunde in Bedlam, dem Londoner Irrenhaus. Aber auf irgendeine verdrehte Art wollte er dabei sein, wenn Selene Silverwests Angebot, ihren »Funken« zu erkunden, ablehnte.
Als der Abend nahte, half Rourke Selene in die Kutsche. Leeson saß auf dem Kutschbock. Die Kinder winkten vom Fenster aus, als sie aufbrachen.
Selene hatte ein leuchtend rotes Gewand gewählt. Auf dem Satin funkelten winzige schwarze Perlen. Obwohl sie in seinem Bett nach Einbruch der Dunkelheit wieder intime Stunden miteinander gehabt hatten, wusste er, dass sie sich zurückhielt, wenn
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