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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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nicht die Einzigen waren, die eines dieser neumodischen Geräte besaßen. Kupferrohre schlängelten sich zwischen runden Glasbechern, jeder gefüllt mit Flüssigkeit in verschiedenen Rottönen. Kolben zischten und summten, und scharlachrote Flüssigkeit tropfte in ein Kupferfass.
    Selene schnüffelte. »Es ist dieser Geruch vom Weihrauch.«
    »Sehr interessant, meinst du nicht auch?«
    »In der Tat.«
    »Da ist noch mehr.«
    »Sag es mir.«
    Er antwortete nicht, wartete lediglich darauf, dass sie … etwas erblickte.
    Und dann sah sie es. Ihr blieb das Herz stehen. Hinter dem Laborgerät glitzerte etwas. Große, gläserne Krüge waren auf einem tiefen Holzregal aufgereiht. Als sie weiter in den Raum hineintrat, nahm sie den beißenden Duft von Alkohol wahr.
    »Es riecht wie in einem Leichenschauhaus.«
    »Allerdings«, stimmte er leise zu.
    Selene näherte sich den Krügen und seufzte schwer. Aus der grünlichgelben Flüssigkeit starrten ihr zwei große, blicklose Augen aus dem maskenhaften Gesicht einer Frau entgegen. Auf dem Deckel stand mit schwarzer Ölkreide gekritzelt: »Miss Taylor.« Traurigkeit senkte sich auf Selenes Gemüt.
    »Armes Mädchen. Wenigstens ist sie nicht mehr verschwunden.«
    »Sieh dir die anderen an.«
    Selene wollte sich die anderen nicht ansehen, tat es aber doch. Es waren insgesamt zwölf Krüge, und jeder enthielt die Überreste einer anderen Frau.
    Rourke hob einen der kleinen Krüge hoch. »Das ist Kate, eines von Jack the Rippers unglücklichen Mädchen.«
    Selene las leise: »Und hier ist Elizabeths fehlender Kopf.«
    »Elizabeth … ermordet von der Dunklen Braut.«
    Selene nahm eine Haube von einem Metalltablett und verzog das Gesicht. »Es muss Pandora sein. Sieh her.«
    Er trat neben sie und spähte hinab. »Sie nimmt ihr Haar und färbt es, um es als ihr eigenes zu benutzen. Ich würde sagen, sie überzieht sich auch mit ihrer Haut.«
    Ledergebundene Tagebücher standen auf einem nahen Regal. Selene zog eins heraus und öffnete es. Da waren Worte, aber sie konnte sie nicht entziffern. Die Schriftzeichen waren komplex – Muster aus schrägen Strichen und exotischen Wirbeln –, angeordnet sowohl in vertikalen als auch in horizontalen Linien. Sie wählte ein anderes der Bücher aus und stellte fest, dass es die gleichen Zeichen enthielt.
    Rourke schüttelte einen der Metallbehälter und verzog das Gesicht. »Sie benutzt zumindest einige der Überreste der Opfer, um diese Substanz zu schaffen. Da sind … ähm,
Teile
drin.«
    Selene starrte in das Tagebuch. »Ich glaube, sie versucht, sich selbst zu einer Frau zu machen. Zu einer echten Frau. Ich kann die Worte nicht lesen, aber sieh dir die Bilder an.« Sie hielt ihm das Buch aufgeschlagen hin. »Hier sind Experimente verzeichnet, in denen sie versucht hat, ihre eigenen mechanischen Teile durch Körperteile ihrer Opfer zu ersetzen.« Selene runzelte die Stirn. »Übrigens, sie hat über alles hinweggekritzelt und dabei mit ihrem Stift heftig aufgedrückt. Ich würde sagen, ihre Experimente haben nicht funktioniert.«
    Sie sammelte die Bücher in den Armen.
    »Wir können sie nicht alle mitnehmen, noch nicht«, sagte Rourke. »Nimm nur eins mit. Das Letzte dort, bei dem das Leder am neuesten wirkt. Wir werden wegen der anderen zurückkommen und sie zur Übersetzung nach London schicken.«
    »Wir wissen, dass Mrs Thrall Pandora ist«, überlegte Selene laut. »Die Frage bleibt … wer ist Mr Silverwest?«
    Von oben erklang ein Schrei, in den einen Moment später andere einfielen.
    Rourke runzelte die Stirn. »Ich rieche Rauch. Die Feuerart, nicht die Blutweihrauchart.«
    »Oh nein, wir brauchen mehr Zeit.«
    Das Haus stöhnte, und dumpfe Aufschläge erklangen von oben, das Geräusch von zusammenbrechendem Gips und fallenden Kronleuchtern.
    Rourke ging voran. Als sie durch die Falltür kamen, leckten Flammen an den Vorhängen des Schlafzimmers, und eine Brandwalze rollte über die Decke. Selene, die durch den Salon lief, der ebenfalls in Flammen stand, schaute aus dem Fenster. »Das Trapez und alle Zirkusartisten sind fort.«
    Eine der griechischen Säulen fiel um. Selene wehrte sie mit einem grimmigen Stoß ab.
    Sobald sie draußen waren, fluchte sie: »Ich habe das Tagebuch drinnen fallen lassen. Ich bin gleich wieder da.«
    Er erhob keine Widerrede und versuchte auch nicht, sie zu begleiten oder zu beschützen. Jetzt war sie wieder wie er – sie war eine Schattenwächterin.
    Sie verschwand nur für einen Moment im Haus. Als sie

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