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Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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auf und blockierte den Ausgang.
    »Morgen, Süße.« Er hatte hohe, kantige Wangenknochen, einen dunklen Schnurrbart und schwarze Augen, und er überragte sie beinahe um Haupteslänge. Er sprach mit starkem Akzent – osteuropäisch, nach ihrer Erfahrung im Hospital zu urteilen. »Hab dich vorbeigehn sehen. Hatte gehofft, mich vorzustelln.«
    Elena schaute ihm direkt in die Augen. »Entschuldigen Sie, ich wollte den Pub gerade verlassen.«
    »Es soll dein Schaden nicht sein.«
    Mrs Scott warf ein: »Sie ist nicht diese Art Mädchen, Ludwig. Lass sie vorbei.«
    Er wich nicht von der Stelle.
    »Wirklich, Sir. Ich muss weg.«
    Sie ging um ihn herum, konnte aber nicht verhindern, dass er sie am Unterarm packte und zu sich heranriss.
    »Was hab ich gesagt?«, brüllte Mrs Scott und stemmte sich an ihrem Tisch hoch. »Nimm die Hände weg von ihr.«
    Die Männer an seinem Tisch lachten schallend.
    Elena erstarrte und schaute auf ihren Arm hinab, wo er sie umfasst hielt. Sie war nicht naiv, was das East End betraf, und machte sich keine Illusionen darüber, was in seinen Straßen geschehen konnte, ob bei Tag oder Nacht. Ihr war vollauf klar, welche Risiken sie einging, wenn sie hierherkam.
    »Bitte, nehmen Sie die Hand von meinem Arm.«
    »Oh, wie sprechen wir hochnäsig und fein«, höhnte er und spiegelte nicht länger Höflichkeit vor. »Tut mir leid, Prinzessin . Nicht bis du ein Glas mit mir und meinen Freunden geteilt hast.«
    Mary, die an der Theke gelehnt hatte, drehte sich um und trat tapfer zwischen sie. »Lass sie gehen, Ludwig.«
    Seine Faust fuhr hoch.
    Mary hob die Arme, um sich zu verteidigen.
    »Nein!«, rief Elena.
    »Severin Antoniowitsch«, erklang die ruhige, befehlsgewohnte Stimme eines Mannes.
    Im Pub verstummten die Gäste.
    Elena schaute zur Seite …
    Lord Black saß nur wenige Schritte von ihnen entfernt auf einem Stuhl, sein dunkles Haar fiel ihm schimmernd wie ein Wasserfall bei Nacht über die Schultern. Sein eisiger Blick war auf ihren zudringlichen Verehrer gerichtet.

8
    Überall im Raum wurden Ausrufe und Flüche laut. Elena durchfuhr der Schreck. Wie konnte Lord Black bis jetzt unbemerkt geblieben sein?
    Ein kaum wahrnehmbares, provokatives Lächeln umspielte seine Lippen. Ohne den Mann aus den Augen zu lassen, beugte er sich auf seinem Stuhl vor und richtete sich langsam zu seiner vollen, beeindruckenden Größe auf. Schummriges Licht ließ den kostbaren Stoff schimmern, aus dem das Revers seines Mantels gemacht war. Angesichts seiner dunklen Pracht erschien der Pub wie ein schmuddeliger Kohleeimer.
    »Ich glaube, Sie würden jetzt gern die Hand von der Dame nehmen«, murmelte er und starrte dem Mann fest in die Augen. »Nicht wahr, Severin?«
    Ludwig oder Severin oder wie auch immer der Mann hieß, stieß einen gequälten Aufschrei aus und ließ Elena los. Er taumelte rückwärts, die Augen geweitet und trüb, und er umklammerte seine Hand, als litte er quälende Schmerzen, nur um von Mary in die gegenüberliegende Richtung gestoßen zu werden.
    Archer nahm seinen Hut vom Tisch und ergriff Elenas Ellbogen. Ohne eine Veränderung seiner Miene begleitete er sie zur Tür. Als sie ins Mittagslicht hinaustraten, huschten Mrs Scott und Mary hinter ihnen hinaus – Mrs Scott mit einem überschwappenden Becher in einer Hand und ihrer noch nicht aufgegessenen Fleischpastete in der anderen.
    »Vielen Dank, Sir«, sagte Mary grinsend.
    »Ich sehe Sie bald, Schwester Whitney«, rief Mrs Scott.
    Elena beobachtete beide Frauen, wie sie über die Straße eilten und in der Menge auf dem Gehweg gegenüber verschwanden.
    Allein gelassen mit ihrem Vormund wappnete sie sich, denn gewiss würde er eine Erklärung verlangen. Sie war so vorsichtig gewesen, als sie Black House verlassen hatte. Wie hatte er ihr diesen ganzen weiten Weg folgen können, ohne dass sie es gemerkt hatte?
    Aber weder sagte er etwas, noch ließ er ihren Ellbogen los. Seine stille Präsenz sandte einen dunklen Schauer der Erwartung durch ihre Knochen, während sie die bevölkerte Straße entlanggingen. Sie fürchtete seinen Zorn, und dennoch begehrte sie qualvoll seine Gegenwart.
    Um den Ernst ihrer Situation abzuschätzen, schaute sie ihm unter der tiefen Krempe seines Huts in die Augen.
    »Wie lange vor dem unangenehmen Zwischenfall waren Sie schon dort?«
    Er begegnete ihrem fragenden Blick vollkommen ruhig. »Lange genug, um zu begreifen, dass Sie dergleichen schon früher getan haben. Und erzählen Sie mir nicht, Sie dächten, Sie

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