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Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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wären allein mit dieser Situation fertiggeworden. Ich will es nicht hören.«
    Abscheulich, dass sie zugeben musste, wie erleichtert sie gewesen war, als sie ihn im Ten Bells gesehen hatte – aber warum sollte sie sich verstellen?
    »Ich bin froh, dass Sie da waren.«
    »Ich bin nicht froh, dass Sie da waren«, erwiderte er düster.
    »Ich weiß«, gab sie zu. »Und ich verstehe, warum, ich verstehe es wirklich. Aber es war wichtig für mich, heute jemanden zu finden. Woher haben Sie gewusst, wohin ich gegangen war?«
    »Leeson hat Sie Black House verlassen sehen, in dieser Aufmachung. Er ist in Panik, weil Sie ohne Begleitung ausgegangen sind. Wissen Sie, wie gefährlich die Stadt heute ist?«
    Sie nickte. »Ich werde mich bei Mr Leeson für seine freundliche Anteilnahme bedanken müssen.«
    Lord Black geleitete sie um die schadhaften Stellen im Gehweg herum, und dabei nahm er die Hand von ihrem Ellbogen und legte sie ihr ins Kreuz. Er ging dicht neben ihr, so dicht bisweilen, dass seine Hose ihre Röcke streifte. Gott stehe mir bei, flehte sie innerlich, er erregte sie mit seiner Gegenwart, selbst wenn er wütend war.
    In beiden Richtungen drängten sich Fußgänger an ihnen vorbei. Die meisten, vor allemdie Damen, warfen einen zweiten, verstohlenen Blick auf den gut aussehenden Herrn mit dem exotischen langen Haar und der eleganten Kleidung. Einige drehten sich sogar um, als er vorbeiging, um zu gaffen.
    Eines hatte Elena in ihrer Zeit im Hospital gelernt: Das East End war ein ungewöhnliches Viertel, und es gab dort Tag und Nacht ungewöhnliche Dinge zu sehen. Und auf irgendeine unerklärliche Art passte er perfekt hierher.
    Laut sagte sie: »Drüben im Ten Bells haben die Damen diesen Mann Ludwig genannt. Sie haben ihn anders genannt.«
    »Ich habe etwas gehört, das einer seiner Freunde sagte«, antwortete er vage und schaute über die Menge hinweg. »Ich bin einfach das Risiko eingegangen, dass ich seine Aufmerksamkeit damit fesseln könnte.«
    »Es war bemerkenswert, wie Sie ihn angesehen haben und wie er …«
    »Wen versuchen Sie heute zu finden?«
    »Ein Mädchen, Lizzy Harper.«
    »Steht Sie Ihnen sehr nahe?«
    »Eigentlich nicht«, gestand Elena. »Genau genommen habe ich sie erst gestern im Hospital kennengelernt. Sie war eine meiner Patientinnen. Ich weiß nicht, warum, aber irgendwie habe ich eine starke Verbindung zu ihr verspürt. Sie wissen schon, wie das eben manchmal ist.«
    »Ich nehme an, ich weiß es nicht«, antwortete er kühl.
    Trotz seiner Attraktivität war leicht einzusehen, warum er das nicht wusste. Obwohl »Arroganz« keine treffende Beschreibung für ihn war – denn er war in seinem Habitus oder seiner Ausdrucksweise nicht hochmütig –, verströmte er doch eine gewisse Unzugänglichkeit, als halte er jedes Gefühl und jede Regung hinter einer undurchdringlichen Mauer verborgen. Elena konnte nicht umhin, sich zu fragen, wie er wohl wäre, wenn diese Mauer zerstört würde.
    »Ich mache mir Sorgen um sie«, sagte sie, »und um die Freundin, mit der sie die Nacht verbringen sollte. Ich weiß, es ist töricht, aber als ich hörte, dass es zwei weitere Morde gegeben hat …«
    Er erwiderte nichts, sein Kinn spannte sich jedoch sichtlich an.
    Auf der anderen Seite der Straße hatte man eine Reihe schmaler Tische auf den Gehsteig gestellt. Frauen, die ihre besten Kleider angezogen hatten, drückten Passanten Flugblätter in die Hand. Neben ihnen stand ein großes Schild mit den Worten Komitee der Bürgerwehr von Whitechapel .
    Sie riefen in die Menge: »Meine Damen! All ihr Damen, ja, Sie da und Sie. Bitte, kommen Sie und unterzeichnen Sie die Petition. Eine Petition, die unserer allergnädigsten Herrin, Königin Victoria, vorgelegt werden wird. Lasst uns die Schließung aller verderbten Häuser der Sünde und Unreinheit in unserer Stadt verlangen!«
    »Haben Sie den Wunsch, die Petition zu unterzeichnen?«, fragte Lord Black höflich.
    »Vielen Dank, aber nein.«
    Er zog seine dunklen Brauen hoch. »Warum nicht?«
    »Es ist nicht Verderbtheit, die diese Frauen auf die Straße treibt; es sind Verzweiflung und Armut. Ich werde jede Petition unterzeichnen, die für diese Probleme eine Lösung vorschlägt. Oje. Sehen Sie sich all diese Leute an.«
    Sie hatten die Kreuzung Whitechapel Road erreicht. Die Gehsteige waren zuvor schon recht bevölkert gewesen, aber jetzt hatten sie kaum noch Platz. Hunderte, wenn nicht Tausende Menschen zwängten sich in die Durchgangsstraße, sodass sie nur

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