Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
Freimütigkeit ganz kribbelig. »Eher fordere ich Sie wohl heraus.«
»Sie denken nicht, dass ich es tun werde?«
»Nein, das denke ich nicht«, stachelte sie ihn unverfroren an. »Ich denke, Sie sind ein wenig prüde, Lord Black.«
Sie war ein wunderschönes, himmlisches Ding in einer Welt, die in Grauschattierungen gemalt war. Die Straße, die Gebäude und der Himmel – alles schien trostlos im Vergleich zu ihr. Sie war so am Boden zerstört gewesen, als sie vom Mord an Catherine Eddowes gehört hatte, dass er dafür sorgen wollte, dass sie weiter lächelte.
Er wollte, dass sie sich lächelnd an ihre gemeinsame Zeit erinnerte.
Elena beobachtete, wie er sich rückwärts auf die Tür zubewegte, während sich auf seinen schönen Lippen langsam ein Lächeln ausbreitete. »Kommen Sie?«
Er drehte sich auf dem Absatz seines glänzenden spitzen Stiefels herum, trat durch die Tür und hielt sie auf, bis Elena ihm hineingefolgt war. Der Laden war dunkel und vollgestopft bis zur Decke mit allem möglichen Waren wie Kerzen in Zwölferpackungen und Massen von Lebensmitteln. Weihrauchschwaden erfüllten die Luft mit ihrem Duft.
Ein massiger Mann mit einer glänzenden Glatze und funkelnden Augen saß in der gegenüberliegenden Ecke, bis zu den Schultern umgeben von Kisten in allen Größen. Der eintätowierte Kopf eines grünen und roten Drachen lugte um seinen Hals. Mindestens vier Katzen hockten um ihn herum, jede in einer anderen Farbe und Größe.
Er rief leutselig: »Hallo? Kann ich Ihnen helfen?«
Archer schaute Elena an und dann wieder den Ladenbesitzer.
»Ich bin ein Mann, der auf der Suche nach einer Tätowierung ist.«
Augenblicke später saß Archer neben einer riesigen Lampe, eine dicke rote Katze an sein Hosenbein geschmiegt. An der Wand hinter ihm waren verschiedene Militärabzeichen befestigt als Vorbild für die Tätowierung britischer Offiziere und Soldaten. Der Tätowierer tauchte durch einen dunklen Vorhang im hinteren Teil des Ladens auf. Er hatte eine makellos weiße Schürze umgebunden und brachte ein Bündel Werkzeuge mit Bambusgriffen und einen kleinen Topf Tinte mit.
»Welche Art Zeichnung hätten Sie denn gern? Einen Drachen? Ein Schiff?« Er kicherte. »Eine Frau?«
»Ms Whitney, ich denke, Ihnen sollte die Ehre gebühren, das zu entscheiden.«
»Wirklich?« Elena stand einige Schritte entfernt. Sie war verwirrt, dass Archer überhaupt zugestimmt hatte. »Necken Sie mich nicht, denn ich werde nicht ablehnen.«
»Sagen Sie dem Herrn, welches Mal ich auf meiner Haut haben soll.« Er verzog das Gesicht. »Für immer.«
»Eines wie ich, denke ich.« Sie streifte die Stulpe ihres Handschuhs herunter und zeigte dem Mann ihr Handgelenk. »Nur um seinen Oberarm geschlungen.«
Sie deutete auf die Partie zwischen Schulter und Ellbogen. »Was sagen Sie, Lord Black?«
Archer neigte den Kopf, zugegebenermaßen erfreut, dass sie den Wunsch hatte, dies auf einem so intimen Niveau mit ihm zu teilen. Er wusste, dass er selbst ohne die Tinte und die Nadeln für immer gezeichnet sein würde.
»Fangen Sie an, Sir.«
»Ich werde hier drüben warten«, sagte Elena und ging auf die andere Seite des Raums, wo Regale einen willkürlichen Wandschirm bildeten und etwas Abgeschiedenheit schufen. Dort schlenderte sie umher und blieb stehen, um eine Reihe irdener Töpfe mit verschiedenen Tabaksorten zu betrachten. Sie hob einen Glasdeckel an und inhalierte den holzigen, schokoladigen Duft.
Während sie zwischen den Dosen mit Tee und den Flaschen mit Essig hin und her schaute, erhaschte sie einen Blick auf Archer, wie er sein Hemd aufknöpfte. Wie gebannt sah sie zu, während er das Leinen so weit zur Seite schob, wie die Knöpfe es zuließen, und einen Ärmel abschüttelte, sodass die Hälfte seiner Brust und sein Arm gänzlich nackt waren.
Er schaute auf und ertappte sie. Ihr wurde sengend heiß, aber sie wandte den Blick nicht ab. Glut schwelte in seinen grauen Augen, Beweis für die unausgesprochene Anziehungskraft, die weiterhin zwischen ihnen loderte. Überwältigt von der Intensität ihrer Gefühle drehte Elena sich wieder um, um die Waren zu betrachten.
Eine Stunde später war Archer tätowiert, bandagiert und angekleidet. Elena streichelte die Katzen, während Archer den Ladenbesitzer bezahlte.
Als sie auf den belebten Gehsteig hinaustraten, durchzuckte Elena jähe Verzweiflung. Sie wollte nicht, dass der Nachmittag endete, nicht da ihr Abschied so schnell naherückte. Irgendwie wusste sie, dass er,
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