Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei
verhindern. Es ging alles viel zu schnell.«
Er erkannte die Stimme von Paul Murphy, seinem Mann von der hiesigen Polizei.
»Was ist passiert? Fangen Sie noch mal von vorne an.« Draper stolperte ins Bad, während Murphy sprach.
»Sie haben gegenüber ihrer Wohnung unten am Fluss Position bezogen. Sie war nicht zu Hause, also haben sie gewartet.« Murphy stieß einen Seufzer aus. »Becca kam gegen …«
Draper hörte, wie er in Papieren blätterte, um ihm ein Detail zu nennen, das im Augenblick völlig belanglos war. »… Viertel vor zehn. Wir hatten ein Zwei-Mann-Team auf sie angesetzt, einen vor und einen hinter dem Haus. Aus irgendeinem Grund ist Becca über die Feuerleiter auf die Straße runtergeklettert. Mir ist immer noch nicht klar, warum.«
»Wenn es keinen Feueralarm in ihrem Haus gegeben hat, hat sie unsere Männer ja vielleicht gesehen und versucht, sie abzuhängen, indem sie über die Feuertreppe geklettert ist«, theoretisierte Draper, betätigte die Toilettenspülung, vollführte ein einhändiges Waschmanöver, blickte in den Spiegel und fuhr sich mit der freien Hand durch die Reste seines grau melierten Haars. Er war immer noch derselbe klapperdürre, spukhässliche Kerl, der er am Vorabend gewesen war.
»Das glaube ich nicht. Unsere Leute sagen, ihr Verschwinden hätte irgendwas mit irgendwelchen Blumen zu tun gehabt. Was für mich nicht den geringsten Sinn ergibt.«
»Vielleicht ist Ihnen ja schon mal aufgefallen, dass es zu Frauen weder eine logische Gebrauchsanweisung noch ein Gratisset an Küchenmessern gibt. Sie tun nur selten irgendwas, was irgendeinen Sinn ergibt. Also fahren Sie einfach fort.«
»Wie gesagt, sie hat irgendwelche Blumen von der Treppe und auch von der Straße aufgehoben. Dann wurde sie plötzlich von einem Kerl von hinten überfallen und in eine Gasse neben ihrem Haus gezerrt.« Murphys Angst um die Kollegin verlieh seiner Stimme einen leicht gereizten, atemlosen Klang. »Ich hatte einen Mann in Zivil in der Nähe einer Fußgängerbrücke am anderen Flussufer postiert, der die Wohnung von hinten im Auge behalten hat. Als sie überfallen wurde, hat er seinen Partner vorne auf der Straße sofort angefunkt, trotzdem haben sie sie verloren.«
»Verdammt«, fluchte Murphy leise. »Wir dachten, es wäre nur ein Babysitter-Job. Ich habe wirklich keine Ahnung, was geschehen ist.«
»Bleiben Sie bei der Sache. Wo ist die Frau jetzt?«
»Das ist es ja. Wir sind uns nicht hundertprozentig sicher. Bevor das alles passiert ist, hat der Kollege vorne ungefähr eine Stunde lang ein paar Leuten von einem Umzugsunternehmen zugesehen und sich noch gewundert, warum kein Firmenname auf dem Laster stand. Aber dann wurde er abgerufen, um bei der Suche nach Becca zu helfen. Er und sein Partner sind über die Feuerleiter hoch und durch das offene Fenster in die Wohnung, aber obwohl ihre Waffe, ihr Handy und ihre Schlüssel in der Küche lagen, war sie selbst nicht da.«
Murphy hatte eine simple Überwachungsoperation verbockt. Aber es hätte noch viel schlimmer kommen können. Bei einem etwas anderen Timing hätten die Hurensöhne, die Rebecca gekidnappt hatten, in Panik ausbrechen können, dann hätten sie es mitten in der Innenstadt mit einer Geiselnahme zu tun gehabt. Oder, Gott bewahre, vielleicht sogar mit einer Schießerei.
Doch auf einer persönlichen Ebene plagte ihn noch eine andere mögliche Folge dieses Kidnappings. Falls es, wie er vermutete, eine Verbindung zwischen Cavanaugh und den vermeintlichen Entführern gab, konnte das nur bedeuten, dass die Überwachung aufgeflogen war. Wahrscheinlich war dann Galvans Leben keinen Pfifferling mehr wert. Draper kam sich wie ein Arschloch vor, weil er an nichts anderes denken konnte als an seinen Fall, er hatte einfach zu viel Zeit in diese Sache investiert, um jetzt mit anzusehen, wie ein Möchte-gern-Fed aus San Antonio alles den Bach hinuntergehen ließ. Verdammt, Galvan war mit Cavanaugh zusammen, was bestimmt kein gutes Zeichen war. Die Lage war also auch so schon kompliziert genug.
Er verdrängte diese Überlegungen und hörte Murphy weiter zu.
»Als meine Männer die Suche abgeschlossen hatten, fielen ihnen die Umzugsleute und der kleine Laster wieder ein, sie sind sofort wieder runter auf die Straße. Um ein Haar wären sie zu spät gekommen, denn der Laster fuhr schon los. Sie konnten gerade noch zu ihrem eigenen Wagen rennen und sich an die Kerle dranhängen.«
»Ein Umzug mitten in der Nacht? Ergibt das für Sie
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