Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei
Obdachloser vor, die in der Kanalisation zu Hause war.
Das Geräusch jedoch, das sie bis ins Mark erschütterte, war das Leiseste von allen. Ein unterdrücktes Schluchzen, das sich wie ein Krebsgeschwür in ihre Seele fraß. Plötzlich nahm das leise Wimmern zu. Becca hörte Brogan, der mit seiner rauen Stimme fluchte, während gleichzeitig das Kettenklirren langsam, aber sicher näher kam.
Eine große, düstere Gestalt kam langsam auf sie zu. Sie hatte keine Ahnung, ob es nur ein Mensch oder eine Gruppe war. Als Brogan schließlich wieder in den hellen Lichtkreis trat, zerrte er ein klapperdürres, schmutzstarrendes Mädchen mit verfilztem blondem Haar hinter sich her.
Infolge ihrer Unterhaltungen mit Diego über Cavanaugh und dessen Menschenhandel wusste sie, was sie da vor sich sah. Dies war der Ort, nach dem Diego und Draper die ganze Zeit gesucht hatten. Cavanaughs Versteck. Der Bastard hielt tatsächlich junge Mädchen gegen ihren Willen fest, ließ sie erniedrigen und sexuell missbrauchen, und dabei ging es ihm ausschließlich ums Geschäft. Becca hielt es nicht mehr aus. Sie stützte sich mit beiden Händen auf dem Boden ab, während sie sich krampfhaft übergab, bis sie vor Erschöpfung kaum noch Luft bekam. Sie roch ihr eigenes Erbrochenes, hatte den Geschmack im Mund und verspürte eine zunehmende Angst um ihre eigene Sicherheit.
Als sie wieder aufblickte, stand Brogan direkt über ihr und hielt sein Opfer dicht an seiner Seite fest. Becca blinzelte wegen des grellen Lichts, bis sie das Gesicht des Mädchens sah.
»Ich glaube, ihr zwei kennt euch.« Grinsend stieß Brogan die junge Frau zu Boden, bis sie Becca direkt gegenübersaß. Sie wirkte zu kaputt und zu geschlagen, um sie auch nur anzusehen, als sie es aber schließlich tat, setzte Beccas Herzschlag aus. Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund starrte sie in das Gesicht ihrer Schwester Danielle.
»Oh mein Gott.« Jede Faser ihres Wesens war schockiert. »Dani?«
Brogan lachte fröhlich auf. »Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.« Sein krankes Lachen füllte den gesamten Raum.
Becca aber war für sein Gelächter völlig taub. War dies eine neuerliche Halluzination? Ein grausamer Scherz? So herzlos konnte Gott nicht sein. Sie wollte einfach glauben, dass die Illusion des Mädchens, das inmitten all des Unrats vor ihr auf dem Boden saß, ihre Schwester war. Mit zitternden Fingern berührte sie das ausgemergelte Gesicht. Plötzlich stiegen heiße Tränen hinter ihren Augen auf.
Dani starrte sie aus großen blauen Augen an. Sie sahen beschädigt und verloren aus, doch sie gehörten ganz eindeutig ihrer Schwester. Ihr einst so niedliches Gesicht wies dunkle Schmutz- und Tränenstreifen auf, und ihre Lippen zitterten so sehr, dass Becca nicht verstehen konnte, was sie sprach.
Mit ebenso stark zitternden Händen umfasste sie Danis Gesicht, und alles andere um sie herum versank in völliger Bedeutungslosigkeit. Noch immer desorientiert, vollkommen verwirrt von dieser plötzlichen Begegnung, unsicher, wer Becca war, aber dankbar für die Zärtlichkeit, schmiegte sich Dani an sie. Sie war so dünn und zerbrechlich, dass ihr Becca alle Knochen brechen würde, nähme sie sie allzu innig in den Arm.
»Oh Gott, Dani …«, weinte Becca und zog ihre kleine Schwester eng an ihre Brust. »Bist du es wirklich? Bitte, lieber Gott. Oh, Schätzchen, bist das wirklich du? Ich bin es, Becca. Erkennst du mich denn nicht?«
»Becca?«, wimmerte sie rau. »Ich dachte, ich würde dich nie wieder …« Mehr brachte sie beim besten Willen nicht heraus.
»Momma und ich dachten, du wärst tot. Die Polizei hat dein Blut in dem Motelzimmer gefunden … so viel Blut, dass alle sicher waren, dass du nicht mehr lebst.«
»Momma?« Dani klammerte sich stärker an ihr fest. »Wo ist Momma?«
»Sie ist … es geht ihr gut, Schätzchen. Nur vermisst sie dich.« Becca konnte sehen, dass Dani nicht das Mindeste verstand. Das Motelzimmer. Die Unmengen von Blut, aufgrund derer es so ausgesehen hatte, als ob Dani ermordet worden wäre. Wenn Becca versuchte, ihr alles zu erklären, würde sie dadurch bestimmt noch mehr verwirrt.
Ehe sie jedoch Gelegenheit bekam, die kleine Schwester zu beruhigen, mischte sich Matt Brogan ein.
»Das Blut war meine Idee«, brüstete sich der Kerl. »Wir haben es ihr über ein paar Wochen hinweg abgezapft, bis wir genug zusammen hatten, um es aussehen zu lassen, als ob sie abgeschlachtet worden ist. Nachdem die Medien Wind
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