Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei
Grund, um sofort reinzugehen. Wenn ich mich nicht irre, kann man sogar von hier aus riechen, dass sie da drinnen Methamphetamine brauen. Falls die vermissten Mädchen in der Halle sind, sollten die Einsatztrupps das als Geiselnahme werten und endlich ihre Arbeit tun.«
»Bei meinen Ermittlungen geht es um Cavanaugh, und wegen dieser Mädchen fällt der Fall und somit auch der Einsatz in meinen Zuständigkeitsbereich. Ich bin also derjenige, der hier das Sagen hat. Und ich sage, wir warten, bis er kommt.« Draper passte seinen Ton an den von Santiago an. »Der Bastard hat das Restaurant inzwischen verlassen und ist auf dem Weg hierher.«
Was keine Gewissheit, sondern eher eine Vermutung von ihm war. Seine Männer, die der Limousine folgten, hatten ihm gemeldet, dass sie erst einmal in eine völlig andere Richtung fuhr. Aber es war noch zu früh, um sicher ausschließen zu können, dass er noch erschien, bei einem Kerl wie Cavanaugh wusste man nie.
»Das können Sie nicht sicher wissen«, widersprach der Lieutenant ihm. »Könnte schließlich sein, dass er auf dem Weg nach Hause ist oder sich noch ein Stückchen Pastete bei Denny's holt. Ich glaube, Sie leiden an akutem Wunschdenken, und da hilft nicht einmal Penicillin. Die Ermittlungen in diesem Fall haben Sie eindeutig völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie sind regelrecht besessen von dem Kerl.«
»Und Ihre Männer haben derartige Schuldgefühle, weil vielleicht einer Kollegin etwas zugestoßen ist, dass sie lieber mit ansehen, wie Cavanaugh mir durch die Lappen geht, statt einfach ehrlich zuzugeben, was bei Ihnen falsch gelaufen ist. Geben Sie es zu. Ihre Jungs haben die Überwachung hoffnungslos vermasselt. Und jetzt hauen Sie endlich ab.«
Santiago biss die Zähne aufeinander und lief unruhig hin und her. Er war lange noch nicht fertig mit dem aufgeblasenen Kerl vom FBI. Er fuhr sich über die schweißbedeckten Brauen und rückte seine Baseballkappe von der Polizeimannschaft zurecht. Dann baute er sich abermals vor Draper auf und senkte seine Stimme auf ein Flüstern, damit keiner von den anderen Männern ihn verstand.
»Lassen Sie uns die Situation doch einmal objektiv betrachten, falls Ihnen das möglich ist«, übte er sein Recht auf Sarkasmus aus. »Sie haben keine Ahnung, wer die Männer sind, die Rebecca gekidnappt haben, stimmt's? Vielleicht haben sie gar nichts mit Hunter Cavanaugh zu tun. Aber gehen wir um Ihretwillen davon aus, dass es entgegen jeder Logik doch so ist.« Er klappte den Kragen seiner schusssicheren Weste hoch. »Sie wissen, was Cavanaugh mit diesen jungen Frauen macht. Was glauben Sie, geht momentan da drinnen vor? Glauben Sie, nachdem Rebecca von den Schweinen erst mal vergewaltigt worden ist, interessiert sie noch, dass Ihre Festnahme von Cavanaugh wie aus dem Lehrbuch abgelaufen ist?«
So sarkastisch und so zornig hatte Draper ihn noch nie erlebt. Doch auch wenn sein Einwand sicherlich berechtigt war, bedachte Draper ihn mit dem gewohnten, kühlen Blick. Er konnte es sich einfach nicht erlauben, selbst darüber nachzudenken, was in diesem Augenblick vielleicht geschah. Schon allzu oft hatte er gute Männer angewiesen, ihre Pflicht zu tun, um dann mit anzusehen, wie die Leichen fortgetragen wurden, und ihren Familien mitteilen zu müssen, dass der Ehemann, der Bruder, Vater oder Sohn nicht mehr am Leben war. Auch Santiago hatte das als Lieutenant sicher schon des Öfteren getan.
Bei jedem lohnenswerten Kampf gab es irgendwelche Opfer. Irgendjemand musste Gut und Böse abwägen und danach entscheiden, was nicht einfach zu entscheiden war. Dieses Mal war er es, der das tat. Vielleicht hätte beim nächsten Mal ein anderer das Steuer in der Hand und er bisse ins Gras. Doch er würde sich nicht um die Erfüllung seiner Pflichten drücken, ganz egal, in welcher Position.
»Ich weiß ebenso wenig wie Sie, was da drinnen vor sich geht.« Er würde sich ganz sicher nicht verteidigen. Er hatte alles gesagt, was er zu sagen hatte, Arturo Santiago aber offenbar noch nicht.
»Genau das ist der Punkt, Draper. Sie sind mit diesem Nichtwissen zufrieden. Ich ganz sicher nicht.« Zähneknirschend trat der Lieutenant einen Schritt zurück. »Wie können Sie mit einem solchen Ego leben? Sie sind jemand, der andere benutzt. Mir ist noch etwas anderes aufgefallen. Und zwar, dass es viele Gemeinsamkeiten zwischen Cavanaugh und Ihnen gibt.«
Draper blickte dem Lieutenant hinterher, als dieser ihn einfach stehen ließ, und musste mühsam
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