Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei
an ihre Brust, benutzte ihn als Schild und nahm Brogan gleichzeitig ins Visier.
Gleich ist alles vorbei. Beweg dich! Brogan bemerkte die plötzliche Bewegung, riss seine Waffe herum und drückte ab. Es gab einen ohrenbetäubenden Knall. Und noch einen und noch einen. Ellis bäumte sich vor ihr auf, denn die Kugeln trafen eine nach der anderen seine Brust.
Sein zuckender Körper wurde eine Last, die sich nicht mehr halten ließ. Sie stieß ihn zur Seite, legte die Pistole an und blickte Brogan über den Lauf seiner Waffe hinweg direkt ins Gesicht.
Ich erwische dich! Ich erwische dich, du Schwein!
Ein lautes Knistern drang aus Drapers Funkgerät. »Sir, wir gehen einer Meldung über Schüsse nach. Irgendwo in der unteren Etage. Keine Ahnung, wie oft bisher geschossen worden ist.«
Er erkannte die Stimme von Martinez, dem Leiter seines Geiselbefreiungsteams, und fragte: »Könnten das unsere Leute sein?«
»Wir sind uns noch nicht sicher, wo unsere Männer alle sind. Aber ich schicke ein Team runter, um nachzusehen, was da vor sich geht.«
»Hat irgendwer Diego Galvan oder Detective Rebecca Montgomery gesehen?«, wollte Draper wissen.
»Bisher nicht, Sir. Aber wir haben die Toten noch nicht alle identifiziert. Wir halten Sie weiter auf dem Laufenden. Ende.«
Die Toten? Die Worte schnürten ihm die Kehle zu. Dabei hatte er sich bisher immer eingebildet, Schuldgefühle wären ihm vollkommen fremd.
Er fing den Blick von Lieutenant Santiago auf, der ein paar Meter neben ihm stand. Der Mann hatte die letzte Meldung ebenfalls vernommen und machte ein sorgenvolles Gesicht.
Draper spürte deutlich, wie sich auch sein eigener Magen schmerzlich zusammenzog. Er hatte die Leben zweier Menschen bewusst aufs Spiel gesetzt. Obwohl er Joe Rivera gnadenlos gezwungen hatte, seinen eigenen Sohn als Spitzel bei diesen Schweinen einzuschleusen, hatte Diego ihnen mindestens genauso gut gedient wie jeder ausgebildete Agent. Falls ihm irgendwas passierte, täte ihm das weh, als verlöre er jemanden aus seinem Trupp.
»Verdammt.« Er biss die Zähne aufeinander und sah sich die unzähligen Leute an, die in wildem Durcheinander durch die Halle liefen. Er musterte jedes einzelne Gesicht, Diego tauchte nirgends auf.
Die Hochphase des Einsatzes war inzwischen abgeschlossen, jetzt räumten sie hinter den Verbrechern auf. Die Lichter der Streifen- und der Krankenwagen wanderten über den dunklen Himmel und blendeten die Sterne aus. Die hektischen Stimmen von Ärzten, Sanitätern und Gesetzeshütern nahm Draper nur am Rande wahr, aber wenn er auf einen Anruf reagieren musste, verstand er jedes Wort. Seinen eingebauten Chaos-Beherrschungsfilter nannte er das.
Natürlich lockte dieser Einsatz auch die Medien an, was ebenfalls ein Grund für das Einschalten des Filters war. Ein paar Blocks entfernt hatte er den Kamerateams den Weg versperren lassen, damit er keine Rücksicht auf sie nehmen musste, falls ihnen einer der Kerle entkam. Erst einmal war es von Vorteil, dass er die Meute auf Abstand hielt. Er würde mit den Journalisten reden, wenn er so weit war. Jetzt hatte er anderes zu tun.
Bis vor ein paar Minuten war er davon ausgegangen, dass die Halle rundherum gesichert war. Die Verletzten und die Toten wurden rausgebracht, und die Sanitäter nahmen sich der Verwundeten an. Die neuerliche Schießerei war eine weitere Komplikation, aber damit kämen seine Leute sicherlich zurecht. Bisher hatten alle Toten zu Cavanaugh gehört. Von seinen eigenen Männern waren einige verletzt, allerdings niemand wirklich schwer.
Sämtliche entführten Mädchen hatten sie gerettet. Ein paar der jungen Frauen waren nie in seinen Akten aufgetaucht. Die Mädchen waren unterernährt, dehydriert und brauchten dringend ärztliche Versorgung. Insgesamt konnte man sagen, dass der Einsatz ein Erfolg gewesen war.
Als Draper die Mädchen sah, die einzeln aus der Halle kamen, hätte er am liebsten laut geknurrt. Cavanaugh hatte sogar Kinder in Mexiko entführen und in die Staaten bringen lassen. Wahrscheinlich hatte er sie mit dem Versprechen angelockt, sie bekämen Arbeit, oder sie einfach kidnappen lassen, weil er sicher wusste, dass die Eltern der verschwunden Mädchen nicht über die nötigen Verbindungen verfügten, um der Spur der Töchter über internationale Grenzen hinweg nachzugehen.
Insgesamt hatte sein Team neunzehn Mädchen im Alter zwischen zehn und zweiundzwanzig aus dem Verlies geführt.
Da er selber Vater war, ging ihm die Geschichte wirklich
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