Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei
umzudrehen, einfach nicht widerstehen.
»Das ist wirklich tragisch. Ich habe gesehen, wie einer Ihrer eigenen Männer sie niedergeschossen hat. Wenn Sie ihre Leiche finden, wird die Autopsie ergeben, dass es so gewesen ist.«
Draper atmete tief durch und versuchte es noch mal. »Wo ist Diego Galvan?«
»Als ich ihn zum letzten Mal gesehen habe, war er noch am Leben. Aber wissen Sie, ich glaube, er leidet an einer Allergie. Er verträgt einfach kein Blei. Wetten Sie also besser nicht darauf, ihn noch mal lebend zu sehen. Die Wette würden Sie nämlich bestimmt verlieren.«
Damit hatte er das Fass zum Überlaufen gebracht. Er hätte sich besser nicht über den Fed lustig gemacht.
»Mach ruhig so weiter, du eingebildeter Hurensohn!« Draper beugte sich in den Streifenwagen und fügte im Flüsterton hinzu: »Wenn Galvan tot ist, bist du es nämlich auch. Ich brauche nicht einmal etwas dafür zu tun. Sein Vater wird dir den Arsch aufreißen, selbst wenn ich dich nicht anrühren darf. Ich werde Rivera persönlich schildern, wie die Sache meiner Meinung nach abgelaufen ist.«
Die Selbstgefälligkeit im Blick des Alten wurde durch einen Ausdruck nackter Angst ersetzt. Dabei fing Draper gerade erst an.
»Es gibt noch etwas, worauf ich Einfluss nehmen kann. Der Staat wird dir für lange Zeit eine Unterkunft gewähren, und ich werde persönlich dafür sorgen, dass du dann das Zimmer mit einem Lebenslangen namens Bruno teilen wirst, der schon anfängt zu geifern, wenn er nur an deinen lilienweißen Hintern denkt. Wer auch immer meint, er hätte einen beeindruckenden Schwanz, hat den von Bruno noch nicht gesehen.« Er schob sich noch dichter an Cavanaugh heran und fügte gehässig hinzu. »Jedes Mal, wenn er ihn dir reinschiebt, wirst du an mich denken. Weil du mir diese Freude zu verdanken hast. Auch wenn das nur ein Bruchteil dessen ist, wie du für diese Mädchen büßen wirst.«
»Schaffen Sie mir diesen Typen aus den Augen«, sagte er zu dem Polizisten, der hinter dem Steuer saß, warf Cavanaugh die Tür vor der Nase zu und blickte dem davonbrausenden Wagen erfüllt von glühend heißem Zorn und mit wild klopfendem Herzen hinterher.
Sein Magen zog sich zusammen, als er daran dachte, dass Diego nicht mehr lebte. Dann drehte er sich wieder um, aber als Santiago etwas sagen wollte, schüttelte er stumm den Kopf. Er wollte nicht darüber reden. Er wollte sich nicht trösten lassen. Und er wollte vor allem nicht daran erinnert werden, dass der Rettungseinsatz auf seinen Befehl hin derart lange hinausgezögert worden war.
Er marschierte zurück in Richtung der alten Lagerhalle und wartete ab. Wieder blickte er in die Gesichter all der Leute, die aus dem Gebäude kamen.
Bis er einen Mann bemerkte, dessen Gang ihm irgendwie bekannt vorkam. Er trug ein junges Mädchen in den Armen. Neben ihm lief eine Frau.
Da er plötzlich aus irgendeinem Grund nur noch verschwommen sah, konnte er nicht sicher sagen, ob sie es tatsächlich waren, doch seine Hoffnung war groß genug, dass er nach Santiago rief.
»He, Arturo. Jetzt habe ich etwas, was Sie sehen sollten.«
Der Lieutenant kam angestürzt und folgte mit den Augen Drapers ausgestrecktem Arm. Blinzelnd starrte er in die Ferne, bis er eindeutig erkannte, dass die junge Frau Rebecca war. Mit einem Mal leuchtete sein Gesicht wie ein Weihnachtsbaum.
Er wandte sich wieder Draper zu, riss verblüfft die Augen auf, stieß ihn dann aber freundschaftlich mit der Schulter an. »Allergien. Meine Augen brennen auch immer um diese Jahreszeit. Vor allem, wenn sich mein Innerstes so anfühlt, als würde es aus lauter Marshmallows bestehen.«
Draper rollte mit den Augen, fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht und sah Santiago böse an. »Falls Sie irgendjemandem etwas davon erzählen, schwöre ich Ihnen …«
»Meine Lippen sind versiegelt.« Mit hochgezogener Braue fügte er hinzu: »Wer würde mir schon glauben, dass Sie so zart besaitet sind?«
»Kein Mensch.«
Becca blickte blinzelnd in das grelle Licht der Scheinwerfer und schirmte dann die Augen mit einer ihrer Hände ab. Inmitten all der Cops und Sanitäter, die über das Grundstück liefen, entdeckte sie einen Krankenwagen und steuerte direkt auf ihn zu.
Als sie aus der Dunkelheit ins Licht getreten war, war ihr klar geworden, dass sie sich verändert hatte. Dass nichts je wieder so sein würde, wie es bisher war. Obgleich ihr jede Stelle ihres Körpers wehtat, vollführte ihr Herz eine Reihe riesengroßer Freudensprünge,
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