Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei
jedoch anfing, sich diesen Körper aus der Nähe vorzustellen, auf dem kühlen Seidenlaken ihres Betts, schaltete sie sofort um, bis sie wieder ganz Polizistin war, und fuhr mit ihrer Bestandsaufnahme fort.
Er hatte volles, schwarzes, gut frisiertes Haar. Und er roch einfach phänomenal.
Sie zog eine Grimasse, weil sie sich einfach nicht konzentrieren konnte, fuhr dann aber mit ihrer harten Arbeit fort. Gepflegte Fingernägel. Teurer Anzug. Eine kleine Narbe dicht über dem rechten Auge – die schmale weiße Linie stand in deutlichem Kontrast zu seinem olivfarbenen Teint –, die seinem Gesicht Charakter verlieh. Und die vielleicht ein Merkmal war, anhand dessen er sich identifizieren ließ. Am bemerkenswertesten jedoch waren eindeutig seine Augen – sie hätte sie überall wiedererkannt.
Falls diese Augen irgendwo in einem Strafregister oder einer Datenbank verzeichnet waren, fände sie sie auf jeden Fall. Dunkelbrauner Honig, der in der heißen Julisonne schmolz. Ob das wirklich eine Augenfarbe war?
»Sie sehen aus wie jemand, der für alles einen Grund hat, was er tut. Was haben Sie beim Theater gemacht?«, versuchte sie es auf dem direkten Weg.
»Ich war dort, um die Interessen meines … Wohltäters zu wahren. Er hatte einmal eine Beziehung zu dem alten Imperial. Das ist alles.« Wieder hob er betont langsam seine Kaffeetasse an den Mund. »Sieht aus, als hätten Sie Beweise dafür gefunden, dass es Brandstiftung ist.«
»Vermuten Sie nur oder wissen Sie, dass es so ist?«
»Bisher vermute ich es nur, aber ich habe die Befürchtung, dass meine Vermutung stimmt.«
Sie zählte eins und eins zusammen, und ihr wurde klar, weshalb er auf der anderen Straßenseite an der Ecke des Theaters gestanden hatte. Er hatte sie ausspioniert, als sie mit Gallegos bei der Mülltonne auf dem hinteren Parkplatz des Imperial war. Da er das aber mit Bestimmtheit leugnen würde, fuhr sie mit einer anderen Frage fort.
»Und welcher Art war die sogenannte Beziehung Ihres Wohltäters zu dem Theater? Hat es ihm vielleicht einmal gehört?«
Als er nur leise lächelte, probierte sie es auf einem anderen Weg. »Okay, versuchen wir es mit etwas Leichterem. Hat Ihr Gönner vielleicht auch einen Namen?«
»Alles zu seiner Zeit, Rebecca. Ich habe uneingeschränktes Vertrauen in Ihre Fähigkeit, derartige Dinge herauszufinden.« Ohne sie auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, legte er seinen Kopf ein wenig auf die Seite und fuhr mit ruhiger Stimme fort: »Aber ich muss Sie warnen. Mein Gönner ist ein äußerst gefährlicher Mann.«
»Ist das etwa eine Drohung?«
»Sehen Sie es eher als Warnung an. Als Geste der Höflichkeit.«
Sie starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an und versuchte zu ergründen, ob dieser Satz vielleicht ironisch gemeint war. GQs Miene aber war todernst.
»Gehen Sie dann nicht ein Wagnis ein, indem Sie die Polizistin warnen, die in diesem Fall ermittelt? Weshalb sollten sie Ihren Wohltäter verärgern, wenn er so gefährlich ist?«
»Ich schätze, ich liebe einfach das Risiko.« Seine Miene wurde tatsächlich noch ernster, er blickte auf seine Kaffeetasse und schob sie über den Tisch. »Und … noch … bin ich nicht sein Eigentum.«
Sie streckte einen ihrer Arme aus und rieb den Ärmel seines teuren Anzugs zwischen ihren Fingern. »Da bin ich mir nicht so sicher. Sieht aus, als hätte er bereits eine beachtliche Anzahlung auf diese Investition geleistet.«
Er presste die Lippen aufeinander und hob ruckartig den Kopf. Anscheinend hatte sie mit der Bemerkung einen Nerv bei ihm getroffen, stellte sie zufrieden fest.
»Sie sollten darauf achten, dass Sie ihm gegenüber mit einem Spitzenteam auflaufen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie mächtig und gemein er ist.«
»Um mich brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, Kumpel.« Sie hob herausfordernd das Kinn. »Ich bin nämlich wirklich gut.«
»Ach, tatsächlich.« Er sah ihr ins Gesicht, griff nach einer Serviette, beugte sich überraschend noch ein wenig weiter vor und streckte die Hand mit dem blassblauen Leinentuch in ihre Richtung aus. Becca wich schockiert zurück, doch als er ihr unerwartet sanft mit der Serviette das Kinn abwischte, holte sie tief Luft und entspannte sich.
Na super, Beck. Echt klasse. Anscheinend hatte sie die ganze Zeit mit einem schwarzen Fleck am Kinn auf ihrem Stuhl gehockt. Und er hatte es mit keinem Ton erwähnt.
Er zog ein wenig spöttisch eine Braue hoch und hielt ihr die schmutzige Serviette
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