Shadow Touch
erfreuen?
»Nein«, meinte er ironisch. »Glaub mir, Elena. Ich habe mich schon lange nicht mehr so gut gefühlt.«
»Ach ja?« Sie ließ ihre Hüften an seinen kreisen. Artur schloss die Augen und schluckte.
»Du solltest ausruhen«, flüsterte er heiser. »Du musst stark sein, in Hochform.«
»Wofür?«, fragte sie schelmisch. »Vielleicht solltest du auch eine Weile schlafen.«
»Mach dir darüber keine Gedanken, Elena. Ich bin daran gewöhnt, ohne Schlaf auszukommen.«
»In mehr als einer Hinsicht«, neckte sie ihn. Er stöhnte und presste sein Gesicht an ihren Hals.
»Du bist schrecklich«, sagte er. »Aber ehrlich, ich habe nicht mehr entspannt geschlafen, seit ich zwölf Jahre alt war.«
Elena runzelte die Stirn, als ihre Ausgelassenheit plötzlich verpuffte. Das war eine verdammt lange Zeit ohne ein anständiges Nickerchen. Wie konnte er nur so ruhig darüber reden? »Aber du warst doch bei Dirk und Steele? Also in Sicherheit.«
Er zögerte. »Ich habe Albträume.«
Er drückte es ganz schlicht aus, wie ein Kind, nur dass Elena vermutete, Arturs Albträume wären erheblich lebhafter als die Ängste eines Kindes vor der Dunkelheit. Sie berührte sein Gesicht, fuhr die Knochen entlang, strich sein schwarzes Haar zurück.
»Schließ die Augen«, sagte sie. »Ruh dich etwas aus. Ich halte die bösen Träume in Schach.«
»Elena«, begann er, doch sie legte ihm rasch die Finger auf den Mund. Seine Lippen bewegten sich darunter zu einem zärtlichen Kuss, auf den man einen Traum aufbauen konnte.
»Für mich«, flüsterte sie. »Lass mich das für dich tun, Artur.«
»Ich kann nicht.« Seine Lider fielen ihm jedoch bereits zu. Jetzt begriff sie, was ihr zuvor entgangen war: dass sie seine ruhige Coolness, seinen Stoizismus als etwas Natürliches missverstanden hatte. Vielleicht war es das ja auch, aber im Augenblick kam es ihr mehr wie eine ungeheure Müdigkeit vor, ein alter Überdruss, der auf seinen Schultern lastete wie die Albträume, die er fürchtete. Artur, von dem sie geglaubt hatte, dass er nichts fürchtete.
»Ich habe Angst, dich zu verlieren«, sagte er. »Das hörst du nicht gern.«
»Weil ich weiß, dass du es meinst. Niemand außer meinem Großvater hat jemals so für mich empfunden.«
»Ich vermute stark, da irrst du dich.«
»Nein. Niemand fürchtet sich davor, etwas zu verlieren, das er nicht kennt. Und ich ... bin immer allein geblieben. Du weißt schon, warum.«
Artur seufzte. »Solche Geheimnisse sind sehr schwierig. Sie sind dem Atmen ähnlich, sie sind wie Herzschläge, weil jeder so etwas hat. Unentrinnbar, nicht wahr? Einige sind weniger schmerzlich als andere, aber für jeden Einzelnen bedeutet es dasselbe. Er oder sie glaubt, dass diese Geheimnisse sie zerstören werden. Für einige mag das auch zutreffen. Doch in den meisten Fällen ist das eine Illusion. Zeitverschwendung. «
»Nicht für uns.«
»Nein. Genauso wenig, wie wir uns vor dem verbergen können, was wir tun.«
Elena schmiegte ihren Kopf unter Arturs Kinn. »Rictor hat mir die Statistik genannt. Vielleicht gibt es viele von uns, die sich da draußen verstecken und ihre Geheimnisse hüten.«
»Jetzt gibt es eine weniger.« Artur küsste sie. »Und deine Geheimnisse sind bei mir sicher aufgehoben.«
»Und deine?«, erkundigte sie sich. »Wirst du mir je genug vertrauen, dass du mir zeigst, wovor du dich fürchtest?«
Er zögerte. »Ich war nicht immer ein guter Mensch. Das bin ich auch jetzt noch nicht, aber früher war ich viel schlimmer. Ich habe Angst davor, wie du für mich empfinden könntest, wenn du all das siehst, was ich getan habe.«
»Du klingst so, als erwartetest du, dass ich dich zurückstoße.«
»Wie sollte ich nicht? Diese Möglichkeit besteht immer.«
»Dann kennst du mich nicht so gut, wie du glaubst.« Elena schloss die Augen. »Schlaf jetzt, Artur.«
Sein Schweigen lastete auf ihr, aber sie weigerte sich, ihn anzusehen. Sie war nicht wütend, nicht einmal verletzt, aber sie war starrsinnig. Sie schien fest entschlossen, ihm zu beweisen, dass er sich irrte. Entschlossen, ihre eigenen Vorurteile über den Haufen zu werfen und diesen Mann so zu sehen, wie er war. Sie kannte bereits seine zärtliche Seite. Und nun musste sie auch seine gewalttätigen Anteile erkennen. Nicht, weil sie über ihn urteilen, sondern weil sie ihn verstehen wollte.
Artur zog sie fester an sich, sagte jedoch nichts. Nach einer Weile wurden seine Atemzüge regelmäßiger, seine Muskeln entspannten sich. Elena
Weitere Kostenlose Bücher