Shadowangels (German Edition)
so lange hat warten müssen, Cassandra. Von
Thalon, unserem Sohn, hatten wir schon erfahren, dass du ein
zauberhaftes Mädchen bist, das nicht nur das Herz seines Sohnes
Lance sofort gewonnen hat.“
Cassie senkte
peinlich berührt ihren Kopf, denn nicht nur die Erwähnung
von Lance‘ Namen ließ sie rote Wangen bekommen. Nein, sie
war es einfach nicht gewöhnt, solche Lobeshymnen vorgesungen zu
bekommen. Zumal sie bisher nicht das Geringste getan hatte, dieser
würdig zu sein.
Dieses Mal war es
Evors Finger, der sie zwang, ihren Kopf wieder zu heben.
„ Thalon hat
uns erzählt, wie sehr Lance und du euch liebt, wie stark ihr
beide, jeder für sich, bereits seid … und wie stark ihr
beide zusammen sein werdet. Unser Sohn hat
nicht die geringsten Zweifel, dass ihr beide, du und Lance, es
schaffen werdet, unserem Volk, und nicht zuletzt der ganzen
Menschheit, wieder Hoffnung zu geben. Also wirst du uns doch nicht
verwehren wollen, ein winziges Stückchen an eurem Ruhm teilhaben
zu wollen, oder?“
Evors letzte Worte
wurden begleitet von einem fast hörbaren Schmunzeln.
Eigentlich hatte
Cassie jetzt lachen wollen, doch das Gegenteil war der Fall.
Sturzbachartig
verließen glasklare schimmernde Tränen ihre wundervollen
Augen und hinterließen silbrige Spuren auf ihren Wangen.
Mit aller Klarheit
war ihr bewusst, dass sie diese beiden wundervollen Menschen hätte
lieben können wie Großeltern … und eigentlich tat
sie es auch bereits.
Doch wieder einmal
würden ihr geliebte Menschen – oder Engel – genommen
werden und sie würde mit ihrer Trauer fertig werden müssen.
„ Sieh uns an,
Kindchen!“, bat Tinta mit angenehmer Stimme und Cassie
gehorchte schniefend.
„ Es war unser
Wunsch, endlich alt werden und sterben zu dürfen, Cassie. Nein,
lass‘ mich ausreden“, unterbrach sie sich, als Cassie
heftig ihren Kopf schüttelte. „Wir haben so lange gelebt
und sind einfach müde geworden. Dass es uns vergönnt war,
dir mit unseren Gaben zu helfen …“
„ Zu helfen?“,
kiekste Cassie jetzt und unterbrach Tinta einfach, „zu helfen?
Ihr habt mich von den Toten zurückgeholt. Das ist nicht einfach
nur irgendeine Hilfe … das ist mehr, als ich jemals von
irgendjemandem bekommen habe.“
Hysterisch kichernd
unterbrach sich Cassie.
Natürlich
war es mehr. Wie in aller Welt sollte dies ein Sterblicher denn auch
bewerkstelligen können?
Als Cassie bemerkte,
wie konfus ihre Gedanken waren, schüttelte sie ihren Kopf,
runzelte ihre kleine glatte Stirn und dann prustete sie los.
Endlich fiel die
Anspannung von ihr ab und während Evor noch etwas verwirrt neben
ihr stand, fiel auch Tinta in Cassies Lachen mit ein. Schlussendlich
schloss sich Evor den kichernden Damen auch noch an.
„ So, nachdem
das also geklärt ist, ich euch also auf gar keinen Fall danken
darf und euch natürlich auch nicht fragen werde, ob ich
irgendetwas für euch tun darf …“, Tinta und Evor
schüttelten angestrengt ihre Köpfe zu Cassies Worten und
lächelten, „…möchte ich euch dennoch sagen,
wie sehr ich mich freue, euch kennenzulernen. Jetzt weiß ich
wenigstens, woher Thalon seinen Mut …“, sie sah Evor an,
„…und seine Liebe …“, ihr Blick ruhte auf
Tintas Gesicht, „…hat. Ich hoffe sehr, wenn alles hier
vorbei ist, darf ich euch besuchen kommen, ja?“
Tinta und Evor
nickten beide. „Natürlich, Kindchen. Du und Lance, den wir
nachher noch kennenlernen werden, seid uns immer willkommen!“
Cassie schluckte
heftig. Hoffentlich würden Tinta und Evor noch genügend
Zeit bekommen, dass sie dieser Einladung auch Folge leisten konnte.
Sie umarmte die
beiden Ältesten herzlich und machte sich auf den Rückweg,
als sie den riesigen Engel erkannte, der soeben im Garten landete.
„ Thalon“,
rief sie freudig aus und rannte leichtfüßig auf ihn zu.
Alle Vorschriften
außer Acht lassend, schlüpfte sie in Thalons Arme.
Sie war dankbar,
dass dem Engel in diesem Moment die jahrtausendealten Traditionen
ebenfalls völlig egal waren.
Zärtlich
drückte er Cassie an seine breite Brust und küsste ihren
Scheitel.
„ Ich vermisse
Lance so sehr“, wisperte Cassie ohne nachzudenken und eine
silbrige Träne kullerte über ihre heiße Wange.
„ Lance
vermisst dich ebenso sehr, meine Tochter.“
Cassie schluchzte.
„Wie geht es ihm? Macht er gute Fortschritte? Wurde er beim
Training verletzt? Kann er schon fliegen? Wie schnell fliegt er? Ist
er schneller als du?“
Die Worte sprudelten
aus ihr heraus und
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