Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
zuzuziehen. Die Äste schlängelten sich und griffen nach ihm. Er schlug mit seinem Speer auf die nahenden Wände ein, auf die Decke über ihm und die Wurzeln am Boden. Die verflochtenen Wände des Holzschlunds zuckten zurück, aber ansonsten zeigte der Speer kaum Wirkung.
Er war etwa vier Meter vom Ende des Gangs entfernt, als der Ausgang sich zuzog. Aus allen Richtungen wuchsen ihm giftige Dornen entgegen. Er konnte nicht durch, ohne sich zahlreiche Kratzer zuzuziehen. Wenn es sich um ein schnell wirkendes Gift handelte, wäre er tot oder gelähmt, bevor er draußen war.
Er blieb nicht stehen. Stattdessen drosch er mit dem Ebereschenspeer auf die Dornen ein und bahnte sich einen Weg. Von draußen hörte er Max rufen und sah ihr Messer aufblitzen, als sie auf den Durchgang einhackte. In ein oder zwei Sekunden würde er nicht mehr hindurchpassen. Er warf sich nach vorne durch den Ausgang. Holz und Dornen zerkratzten ihm die nackte Brust und verfingen sich in seiner Hose, als er durch das Loch tauchte.
Er rollte sich über die Schulter ab und kam auf die Beine. Sofort verschwamm alles vor seinen Augen, und er taumelte. Max hielt ihn an der Hüfte.
»Ganz ruhig, Schleimer. Ich halte dich.«
»Aber wirst du mich auch be halten?« Seine Zunge war schwer wie ein Stein.
»Kommt drauf an. Wie gut bist du im Badezimmerputzen und Bettenmachen? Oder gehörst du zu der Sorte Männer, die ihre nassen Handtücher und ihre schmutzige Unterwäsche auf dem Boden rumliegen lassen?« Sie zog ihn dichter an sich. »Komm schon. Ab ins Wasser. Wir versuchen, ein bisschen von dem Gift aus deinen Wunden zu waschen.«
Sie schob ihn zurück. Er wankte. Seine Beine waren steif, und jeder Muskel in seinem Körper verkrampfte sich. Es war ein Lähmungsgift. Er spürte die Kälte kaum, als er kopfüber ins Wasser eintauchte. Max legte den Arm in seinen Nacken und rieb behutsam über die Schrammen an seinem Oberkörper.
»Komm schon, Schleimer. Du vertrödelst die Nachtzeit. Mach schon und werd endlich gesund«, sagte sie angespannt.
Er versuchte, etwas zu erwidern, aber seine Lippen wollten sich nicht bewegen. Sein Herzschlag flatterte, seine Lungen fühlten sich an wie Ziegelsteine. Er spürte, wie seine Heilzauber gegen das Gift ankämpften und Hitze durch seinen Körper sandten. Alles drehte sich um ihn, während er nach Atem rang.
»Das ist ein Trick, damit ich dich noch mal küsse, hab ich recht? Du hoffst auf eine Mund-zu-Mund-Beatmung von mir. Das ist ja wohl jämmerlich, Schleimer.«
Alexander spürte die Bewegung, als sie ihn aus dem Wasser hob und neben den Teich ins Gras legte. Er spürte, wie etwas seine taube Nase und seine Lippen berührte, und er erahnte einen Druck in den Lungen. Max holte Luft und beatmete ihn weitere viermal. Dann hörte er ein Knacken und spürte ein Gewicht auf der Brust, als sie mit der Herzmassage begann.
Sie wiederholte den Vorgang fünfmal, und jedes Mal kehrte mehr Gefühl in ihn zurück, als seine Heilzauber ihrer Arbeit nachgingen. Beim sechsten Mal spürte er die Wärme ihrer Lippen auf seinem Mund. Träge hob er den Arm und umfasste ihren Hinterkopf. Er schob die Zunge in ihren Mund. Zunächst erstarrte sie für einen Moment, doch dann erwiderte sie seinen Kuss und legte die Hände auf seine Wangen. Ihr Geschmack machte ihn schwindelig. Er hob den Kopf, zog sie dichter an sich, legte den Kopf schräg und küsste sie fester. Sie gab einen kehligen Laut von sich, und an seinem Gesicht ballten sich ihre Hände zu Fäusten.
Keuchend zog Alexander sich zurück. Er wusste nicht, ob seine Atemnot von seinem Verlangen nach ihr herrührte oder davon, dass seine heilenden Lungen noch nicht voll funktionstüchtig waren.
»Anscheinend geht es dir besser«, meinte sie.
»Ich könnte noch einen Kuss gebrauchen, um wieder ganz auf die Beine zu kommen.«
Sie grinste kopfschüttelnd. »Komm. Wir machen uns besser auf die Suche nach Holt.«
Sie stand auf und half ihm hoch. Er verzog das Gesicht. Seine Jeans waren klitschnass, und seine Stiefel gaben ein schmatzendes Geräusch von sich. Er streckte sich unbeholfen. Seine Muskeln fühlten sich noch immer steif an, aber mit jedem verstreichenden Augenblick ging es ihm besser. Er schaute sich um.
Sie standen an einem kleinen, mit Gras bewachsenen Hang. Eine Quelle sprudelte fröhlich im Teich in der Mitte, aus dem ein Bach entsprang. Das Dornendickicht lag oberhalb und erstreckte sich links und rechts von ihnen weiter nach unten. Der Bach, der entgegen
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