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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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jetzt kann ich wieder frei durchatmen«, sagte Max mit rauher Stimme. Angetrieben von der Restmagie, breiteten sich die Heilzauber in ihrem Innern wie ein riesiges Spinnennetz aus und reparierten alles, was Giselle zerstört hatte. »Fühlst du dich nun besser?«
    »Du musst diese Sache ernst nehmen«, sagte Giselle. Ihre Lippen erinnerten an eine tiefe Schnittwunde.
    Stirnrunzelnd musterte Max sie. Giselle wirkte rastlos und ausgelaugt. Ihr Make-up konnte die Ringe unter ihren Augen kaum verdecken und ihre eingefallenen Wangen schon gar nicht. Max straffte sich, senkte leicht den Kopf und beugte die Knie, als das Raubtier in ihr die Kontrolle von dem übernahm, was einmal ein menschliches Mädchen gewesen war. »Ich höre. Erzähl mir eine Gutenachtgeschichte.« Damit gähnte sie und nahm die Hand vor den Mund. Sie konnte sich weitere Sticheleien gegen die Hexe einfach nicht verkneifen.
    »Ist es so schlimm, eine Shadowblade zu sein?«, fragte Giselle und wedelte mit den Fingern in der Luft herum. Ihr Tonfall änderte sich, und ihre Stimme klang lebhafter. »Egal. In der Beziehung hast du deine Meinung oft genug klar zum Ausdruck gebracht. Doch es gibt einige Dinge, die du wissen musst. Es ist an der Zeit.« Sie hielt inne und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Eine Art nervöses Lächeln ließ einen Moment lang ihre Mundwinkel zucken, dann glättete sich ihre Miene wieder. Beim Reden betrachtete sie ihre Hände.
    »Ich habe nie zuvor mit jemandem darüber gesprochen. Dafür ist es viel zu gefährlich. Aber dir muss ich vertrauen.« Sie zuckte mit den Schultern und schaute Max unter gesenkten Wimpern hervor an, als wartete sie auf eine Reaktion.
    Max sperrte den Mund auf und starrte sie verblüfft an. »Machst du dich über mich lustig? Ich verbringe die meisten meiner wachen Stunden damit, mir Möglichkeiten zu überlegen, wie ich dich töten kann.« Sie war so gewöhnt an den bohrenden Schmerz, der ihre Worte begleitete, dass sie ihn kaum bemerkte. Aber Giselle hatte auch dafür gesorgt, dass sie eine hohe Schmerztoleranz hatte. Übung macht den Meister und so.
    Giselle schnaubte. »Das ist nicht gerade ein Staatsgeheimnis. Aber das, was ich dir erzähle, ändert vielleicht deine Meinung – und sei es auch nur zum Wohle von Horngate. Meine Mutter hatte eine wahrhaft seltene Gabe. Sie war eine Seherin. Eines Tages hatte sie eine Zukunftsvision, die mit solcher Macht über sie kam, dass es sie beinahe umgebracht hätte. Und die Vision verschwand nicht einfach. Sie tauchte wieder und wieder auf. Quälte sie. Irgendwann konnte sie nichts anderes mehr sehen. Sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ihr Körper war kaum dazu in der Lage, die Botschaften zu verkraften.« Giselle verzog das Gesicht und richtete den Blick starr auf die Schränke über Max’ Kopf. Mit rauher Stimme fuhr sie fort: »Dann hat man sie ermordet. Der ganze Zirkel wurde abgeschlachtet. Es war ein schreckliches Blutbad.« Sie schluckte und wischte sich die Augen. »Ich bin bei meinem Vater gewesen, als es geschah. Als wir zurückkehrten …« Sie brach ab und presste die Finger auf die Lippen.
    »Wir sind geflohen. Jedes Mal, wenn wir uns in Sicherheit geglaubt haben, hat uns jemand aufgespürt. Sie wollten, dass keine Spur von den Visionen meiner Mutter zurückbleibt. Aber schließlich ist es uns gelungen, eine sichere Zuflucht zu finden. Und dann habe ich begonnen, mich auf das Kommende vorzubereiten.«
    »Und das wäre?« Vor ihrem inneren Auge sah Max unwillkürlich das kleine fröhliche Kind, das Giselle einmal gewesen sein musste. Sie stellte sich vor, wie es nach Hause gekommen war und ein Blutbad vorgefunden hatte, das niemand überlebt hatte. Wie sie anschließend gejagt worden war, wie sie sich ständig versteckt und über die Schulter umgeschaut hatte, wie sie ständig in Angst vor dem gelebt hatte, was vielleicht hinter der nächsten Ecke lauerte. Gegen Max’ Willen regte sich ein Anflug von Mitgefühl in ihr.
    Giselle wischte sich mit den Händen übers Gesicht und massierte mit den Fingern kreisend ihre Schläfen, während sie tief Luft holte. »Die Vision meiner Mutter entsprach genau dem, was die Wintergreisin gesagt hat. Ein Krieg bahnt sich an. Er hat bereits begonnen. Und er wird verdammt hässlich.«
    »Ein Krieg um was? Worum geht es?«
    »Magie – um die Existenz der Magie selbst. Früher ist sie überall gewesen, wie Wind und Regen. Doch dann sind die Menschen gekommen und haben Wege gefunden, um sie

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