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Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers

Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers

Titel: Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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religiöse Frau war Malaya fasziniert von der Fähigkeit der Verlorenen, Trace und seinen Feind sehen zu können, wie auch von ihren körperlichen Eigenschaften. Die Kanzlerin glaubte nicht an Zufall, sondern an göttliche Vorsehung. Ihrer Meinung nach hatte die Dunkelheit für Trace das Unmögliche bewerkstelligt, um ihm genau in diesem Moment zu helfen, und es war sehr schwer für ihn, etwas dagegen einzuwenden. Als er die Könige verlassen hatte, bat Malaya ihn, ins Schattenreich zurückzukehren, um diese Frau zu finden und vielleicht auch ein paar Antworten.
    Was für eine absurde Idee! Die Stadt, und selbstverständlich auch das ganze Schattenreich, war viel zu groß, als dass man einer bestimmten Person zufällig wiederbegegnen könnte … ganz abgesehen davon, dass sie wahrscheinlich versuchen würde, sich vor ihm zu verstecken, wenn sie auch nur den kleinsten Hinweis darauf bekäme, dass er nach ihr suchte. Doch wenn er ihr danken könnte für das, was sie für ihn getan hatte, würde sein Geist vielleicht ein wenig zur Ruhe kommen. Vielleicht könnte er sich dann wieder auf schwierigere Probleme konzentrieren statt auf das nagende Gefühl der Reue, dass er sie verärgert hatte.
    »Verdammt«, murmelte er und strich sich mit einer Hand durchs Haar.
    Er blieb unvermittelt stehen und blickte einmal im Kreis herum und dann zum Himmel. Er konnte den anbrechenden Tag spüren. Das Licht in der Umgebung war zwar noch zu schwach für die menschliche Wahrnehmung, doch es löste in all seinen Sinnen als Schattenbewohner Alarm aus. Wenn er jetzt ins Schattenreich wechselte, wäre er dort gefangen, bis es wieder dunkel würde. Auch das spürte er instinktiv, und es hielt ihn davon ab, aus Versehen ins Licht zu wechseln, weil sonst die andere Dimension seinem Zeitgefühl einen Streich gespielt hätte.
    Trace konnte nicht glauben, dass er ernsthaft erwog, etwas so Absurdes zu tun. Doch anscheinend kehrte er genau deswegen auf die Seite seines Kampfes mit Baylor zurück. Er hatte sich schon entschieden, lange bevor es ihm überhaupt bewusst geworden war.
    Trace schloss die Augen, beugte sich weit nach hinten zu der dunkelsten Stelle und begann diese Dunkelheit langsam in sich aufzunehmen. Er konnte spüren, wie Nacht in ihn hineinströmte und sich allmählich von der Umgebung löste. Dann gab es ein grelles Licht, das die Ränder der Dunkelheit umriss, sie erst schuf und je nach Laune wieder zerstörte. Es drang an seinen Gaumen wie der metallische Geschmack von Blut auf der Zunge und löste in ihm den übermächtigen Drang aus auszuspucken. Doch das ging schnell vorbei, und bald waren nur noch die Geister der Dunkelheit übrig, die ihn in Richtung Schattenreich zogen. Er hielt den Atem an wie ein Taucher, der durch einen Unterwassertunnel schwamm, der ihn von einer Bucht in eine andere führte, die dahinter versteckt war.
    Er tauchte im Schattenreich auf und schnappte keuchend nach Luft, ein Reflex, wenn es eine Weile dauerte, bis er drüben war. Der Vorgang verzögerte sich, je nachdem wie dunkel es tatsächlich um den Reisenden herum war. Die Lichter der Stadt und die Dämmerung hatten die Grenzen dessen, was noch sicher war, verschoben, und seine Energien waren viel mehr beansprucht worden, weil er von einem so ungeeigneten Punkt aus gestartet war.
    Doch jetzt war er in Sicherheit, und die vollkommene Dunkelheit des Reichs war eine Wohltat. Sie würde ihn wiederherstellen, bis er in einen Zustand der Euphorie geriet. Wie jeder andere müsste er das Schattenreich wieder verlassen, wenn er an diesen Punkt gekommen wäre. Es hatte einen guten Grund, weshalb die Schattenbewohner nicht die ganze Zeit im Schattenreich blieben, und das hatte damit zu tun, dass es zu viel des Guten wäre.
    Trace blickte sich langsam um und passte sein Augenlicht an die Dunkelheit an, für die es geschaffen war. Im Lichtreich waren Schattenwandler alle ein wenig »blind«. Solange es keine totale Dunkelheit gab, verursachte der Lichteinfall einen Schmerz und manchmal sogar eine Trübung der Augen. Sie waren anfällig für heftige Kopfschmerzen, ziemlich oft sogar richtige Migräne. Doch das waren nur kleine Nachteile, die die Schattenbewohner gerne ertrugen für solche Zeiten, wenn die vollkommene Dunkelheit ihnen die Welt in glänzenden, lebhaften Farben und Einzelheiten zeigte. Er stellte sich vor, dass Menschen in ihrer von Tageslicht durchfluteten Welt so etwas Ähnliches sahen, nur dass das, was er erblickte, viel besser war. Er hatte noch

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