Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
Aufenthaltsorten ein Labyrinth zu machen, um sich vor Licht oder vor Gefahr besser schützen zu können.
Killian hing bei den Wachen herum, die den Auftrag hatten, andere von den königlichen Suiten fernzuhalten, wahrscheinlich, um herauszufinden, ob es irgendwelche Probleme gab. Senatoren und dergleichen machten sich oft wichtig, um eine Privataudienz bei den Monarchen zu bekommen. Doch Killians Männer waren alle geschult und daran gewöhnt, sich gegen machtvolle Drohungen zur Wehr zu setzen, die ihnen gegenüber manchmal ausgestoßen wurden.
» Ajai Trace«, grüßte Killian ihn, als er auf ihn zuging. Er lächelte, doch Trace sah, wie das Lächeln plötzlich erstarb, als er näher kam. Killian hatte zu viele Kämpfe bestritten, als dass er nicht bemerken würde, wenn ein Mann im Kampf schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war. Obwohl es ihm wieder besser ging, wusste Trace, dass er noch immer ziemlich angeschlagen war. Doch er warf Killian einen warnenden Blick zu, und die anderen Wachen schienen nichts zu bemerken, als er an ihnen vorbeihastete.
Killian musste später auf den neuesten Stand gebracht werden, dachte Trace.
Mit bloßen Füßen betrat er leise und sacht die versteckten Räume des ausgeklügelt konstruierten sicheren Unterschlupfs; zum Teil aus Gewohnheit, zum Teil aus Respekt. Kurz nachdem er die Barriere durchschritten hatte, die den erhöhten Sicherheitsbereich im Innern markierte, hörte er Musik und Lachen. Während er näher kam, wurde beides lauter und fröhlicher.
Als er die Tür zum Privatsalon der Kanzler aufstieß, sah er gleich, woher die fröhlichen Laute kamen. Die Musik wurde erzeugt von leisen Trommelschlägen, darüber lag der Klang von Röhrenglocken, dazu verschiedene Harfen und eine Sitar. Zusammen ergab das einen kraftvollen und ausgelassenen Klang mit einem verhalten sinnlichen Rhythmus, wie er fast ihre gesamte Musik prägte. Neben der Dunkelheit war das, was sie am meisten schätzten, die genussvolle Ausgelassenheit im Tanz. Der Tanz hatte einen hohen Stellenwert in ihrer Kultur, wobei die Geschlechter sich völlig unbefangen mischten. Bei fast jedem wichtigen Akt spielte er eine Rolle, bei Festen, Ehrungen und Liebeleien. Sie nutzten den Tanz, um Siege zu feiern und um Kriege zu erklären. Sie nutzten ihn, um Geburten einzuleiten und um jemanden zu betrauern. Sogar bei manch raffinierteren Formen des Sex kam er zum Einsatz.
Wie zum Beweis wirbelte eine schöne, geschmeidige Tänzerin in einem wogenden dunkelroten, üppig mit Gold bestickten Rock herum. Sie trug kein Paj , die traditionelle dazu passende Hose, welche die konservativeren Schattenbewohnerinnen stets unter ihrem Rock anhatten, weshalb ihr schneller, ausdrucksvoller Tanz die braune Haut langer, beweglicher Beine entblößte. Sie trug einen ebenfalls roten hübschen Bolero mit sorgfältig aufgestickten Sonnenblumen. Ohne eine Bluse darunter oder darüber waren die schlanken Muskeln ihrer Taille und auch ihr üppiges Dekolleté zu sehen. Ihre makellose Haut glänzte vor Schweiß von der Anstrengung, und die salzige Feuchtigkeit benetzte das schwarze, gelockte Haar an den Schläfen und am Hals.
Trace blickte zu den Anwesenden im Raum: sechs Musiker, die durch einen Paravent aus Bambus und Papier von den anderen getrennt waren; die beiden Leibwächter, die den Regenten auf Schritt und Tritt folgten, und die Kanzler selbst.
Tristan hatte sich entspannt auf dem Fußboden auf einem Berg von Kissen ausgestreckt, die alle aus edlem, schwerem Stoff gefertigt waren. Er nippte Wein aus einem elegant geschliffenen Glas mit Goldverzierung und mit dem Familienwappen in Form eines Viersterns aus kostbaren geschliffenen Rubinen. Die Rubine passten zu dem Reif um Tristans beeindruckenden linken Bizeps, dessen Breite keinen Zweifel an der Macht und dem Ansehen seines Trägers ließ.
Der entsprechende schwesterliche Reif glänzte am Arm der Tänzerin, die durch den Raum glitt und ihre atemberaubenden Fähigkeiten sowie ihre körperliche Ausdauer zeigte; sie war eine der wunderbarsten Frauen, die Trace jemals kennengelernt hatte. Trace hatte kein Problem mit Malayas Leidenschaft für den Tanz, besonders wenn er bedachte, wie glücklich es sie machte und wie gut es ihrer Gesundheit tat und welches Vergnügen es ihm und anderen bereitete, ihr zuzuschauen. Allerdings hatte er etwas dagegen, wie freizügig ihr Kleid war. Als Galionsfigur ihrer Kultur erwartete man von ihr, dass sie sorgfältig auf Ausgewogenheit achtete
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