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Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers

Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers

Titel: Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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Er konnte sie sich nur in einer der winzigen Wohnungen vorstellen, die New York allen anderen zu bieten hatte.
    Doch er lebte in Wohlstand, also konnte er erkennen, wenn jemand nicht daran gewöhnt war. Es gab viele kleine Dinge in der Suite, die sie faszinierten oder belustigten, und die Tatsache, dass er dieses Interesse gelegentlich nicht nachvollziehen konnte, sagte ihm, dass er derartige Annehmlichkeiten viel mehr gewöhnt war, als es ihm bisher bewusst gewesen war. Und es sagte ihm, dass sie es nicht gewöhnt war.
    Doch es waren nicht diese Eigenheiten, die ihn beunruhigten.
    Nein.
    Was ihn beunruhigte, war …
    Hunger.
    Seine Faust schloss sich plötzlich um die Mitte des Schwerts, und das Geräusch drang so weit in ihre Tagträumereien, dass sie zusammenzuckte. Sie zog die kleine Nase kraus und schob leicht bestürzt die Unterlippe vor. Trace starrte wie gebannt auf den Schmollmund und bemerkte die kleinen Falten, die sich in den Mundwinkeln bildeten, und das Schimmern des Mondlichts auf ihrer feuchten, vollen Unterlippe.
    Er hatte noch nie erlebt, dass ein missbilligender Blick so erregend sein konnte.
    Doch seit Kurzem schien ihn alles an ihr zu erregen. Er war wie Staub in ihrem kräftigen Wind. Sie spielte mit ihm bis zur Erschöpfung, drehte ihn im einen Moment in die eine Richtung – etwa wenn sie glaubte, sie sei allein, und durch das Zimmer tanzte, um ihren schmerzenden Körper zu strecken, nicht ahnend, dass er sie mit seiner genialen Infrarot-Sehfähigkeit beobachten konnte – , und im nächsten Moment in die andere – etwa wenn er ihr lange vorlas und sie es so genoss, dass ihr Körper an Stellen durchblutet wurde, die …
    Trace lockerte seinen tödlichen Griff um das Katana und drehte es noch schneller als zuvor. Diesmal dachte er nicht einmal daran, wie ungehalten Magnus wäre, wenn er ihn dabei sehen könnte. Es kümmerte ihn nicht. Was ihn im Moment kümmerte, war viel schöner, als ein Stück Stahl sein konnte.
    Er war überzeugt, dass sie aus dem Licht selbst erschaffen worden war. Das war die einzige Erklärung dafür, weshalb ihre bloße Anwesenheit für ihn so schädlich geworden war. Ihr Geruch, wenn sie vorbeiging, ihre Wärme, wenn sie sich als Reaktion auf seine Stimme wand, die Rundungen ihres Körpers, die so erlesen waren, es war wie schwaches Gift, brannte sich schnell und tief in ihn ein, bis er nur noch hätte schreien wollen vor süßen Höllenqualen.
    Das Schlimmste daran war, dass er nicht allein der Euphorie im Schattenreich die Schuld geben konnte. Nein. Er hatte es versucht. Doch dann erinnerte er sich wieder daran, wie sie sich angefühlt hatte, als sie sich in der Boutique auf ihn gelegt hatte, um ihn zu heilen, oder daran, wie ihr Hintern sich angefühlt hatte, als sie sich, nur Minuten nachdem er ins Schattenreich eingetreten war, provozierend an ihn geschmiegt hatte.
    Doch jetzt war er in ernsthaften Schwierigkeiten. Er wusste es wegen seines wilden Herzschlags. Er wusste es wegen seiner schärfer werdenden Sinne, die sich auf sämtliche Details an ihr hefteten. Und vor allem wusste er es wegen des heftigen Drangs, einfach … einfach …
    … in sie einzutauchen.
    Ausgerechnet in diesem Moment drehte sie sich zu ihm um und schaute ihn an, richtete diese hypnotischen blauen Augen auf ihn und öffnete leicht die Lippen, als sie ihn dabei ertappte, wie er sie anstarrte. Trace biss die Zähne aufeinander, und sein ganzer Körper spannte sich unter dem rauschhaften Gefühl des Verlangens nach ihr, das ihn durchpulste.
    Dann stand er auf einmal auf und nahm das Katana in die andere Hand, um es auf der rechten Seite seines Gürtels festzumachen.
    »Ich muss gehen«, sagte er schroff und verfluchte sich insgeheim für den rücksichtslosen Tonfall.
    Ashla sprang auf, und die rasche Bewegung verriet ihm, wie gut sie sich in den letzten beiden Tagen erholt hatte. Sie lief auf ihn zu und veranlasste ihn, warnend die Hand auszustrecken und einen Befehl zu bellen.
    »Halt!«
    Sie blieb abrupt stehen. Nur ein Dummkopf hätte die Warnung missachtet, die in großen, übermächtigen Wellen von ihm abstrahlte. Doch sie hatte sich nicht ganz unter Kontrolle.
    »Bitte gehen Sie nicht!«
    Vor zwei Tagen hatte sie sich geschworen, dass sie ihn nicht bitten würde, wenn es so weit wäre. Und jetzt tat sie genau das, ohne sich auch nur den Anschein von Tapferkeit zu geben. Doch Tapferkeit war nie ihre Stärke gewesen. Und Alleinsein auch nicht, trotz ihres angeborenen Misstrauens anderen

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