Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
Ohren des Lehrers unwidersprochen blieben.
Als sie feststellte, dass sie zu spät zum Unterricht kommen würde, wenn sie sich nicht beeilte, vergewisserte sie sich kurz, dass das Sai an seinem Platz war, legte den Sari an und stürzte aus dem Zimmer. Sie rannte den größten Teil des Weges zum Schultrakt, und ihre feuchten Haare fielen lang und gelockt über ihren Rücken. Sie betrat den Unterrichtsraum und war überrascht, als sie feststellte, dass sie sogar noch zu früh dran war. Die Einzigen, die bereits da waren, waren die Modelle. Lächelnd ging sie zu ihnen und begrüßte sie.
»Hallo. Ich bin Daenaira.«
»Hallo, K’yan Daenaira. Ich bin Sydney, und das ist mein Partner Thomas.«
»Ein verbundenes Paar? Das ist schön«, sagte Daenaira mit einem Lächeln. »Es gibt nicht viele verbundene Paare, die sich als Modelle zur Verfügung stellen. Es scheint etwas zu sein, was Singles und junge Abenteurer bevorzugen.« Sie lachte, als sie ihre unabsichtliche Kränkung hörte. »Nicht, dass ich etwas andeuten möchte … «
»Nein, wir verstehen schon.« Sydney kicherte. »Du hast außerdem recht. Wenn man verbunden ist, wird der Sex sehr eindimensional – außer man ist Fetischist. Doch Thomas und ich mögen es, wenn es hin und wieder eine neue Herausforderung gibt, um der Routine zu entfliehen.«
»Zu welchem Zweck?«, fragte Dae Thomas rundheraus.
»Nun«, sagte der und räusperte sich. »Ich nehme an, man vergewissert sich der eigenen Sexualität. Die Erregung ist so außerdem viel größer. Meistens geht es jedoch darum, sich selbst verletzlich zu zeigen – aber gemeinsam verletzlich. Wir sind entblößt, doch als verbundene Einheit können wir alles aushalten. In gewisser Weise ist es sehr spirituell.«
»Und liebevoll. Obwohl ich bezweifle, dass uns in dem Punkt viele zustimmen würden. Der Nervenkitzel, den wir suchen, unterscheidet sich von dem der anderen, die hierherkommen, da bin ich mir sicher«, sagte Sydney, und eine leichte Röte überzog ihre Wangen.
»Was führt ihr heute vor?«, fragte Daenaira aufmerksam.
»Oralverkehr. Ich glaube, der Mann steht im Mittelpunkt. Ich wünschte, es wäre eher um Koitus gegangen, aber Magnus hat uns darum gebeten, weil Modelle neuerdings knapp sind.«
»Ja«, sagt Daenaira nachdenklich. Ihr Herz begann zu rasen, als ihr eine schreckliche, schlimme und schockierend wunderbare Idee kam. »Ähem, dürfte ich euch um einen riesigen Gefallen bitten?«
* * *
Magnus seufzte erschöpft, als er den Unterrichtsraum betrat. Der Abend war noch nicht einmal halb um, und er hatte schon das Gefühl, als könnte er noch einmal acht Stunden Schlaf gebrauchen. Er blickte zu Henry, der ihm zunickte, und bemerkte, dass Daenaira nicht auf ihrem Platz saß. Wegen Henry machte ihn das ein wenig nervös. Angesichts des Themas, das auf dem Lehrplan stand, hatte er auf Daenaira gezählt, damit sie ein wachsames Auge auf den Jungen hatte. Vor allem nach der detaillierten Beschreibung der unangemessenen Behandlung durch Nicoya.
Er hatte die Modelle für heute auch ganz gezielt ausgewählt. Sydney und Thomas waren ein wunderbares Liebespaar; ihre Zärtlichkeit und ihr Sinn für Humor waren genau das, was er brauchte. Sie waren außerdem körperlich ganz anders als Henrys Missbrauchstäter, und er hatte erkannt, dass das ebenfalls wichtig war. Er war ein wenig spät dran, sodass Brendans Schüler bereits alle dasaßen und geduldig warteten. Jedenfalls alle, die noch immer eingeschrieben waren. Von ehemals zwanzig waren das vielleicht noch zehn. Magnus konnte nur hoffen, dass es sich in einem Monat wieder normalisiert hatte. Er musste einigen zu Recht besorgten Eltern eine Menge beweisen. Eins der Mädchen kicherte, als er an ihr vorbeiging, und er wäre fast gestolpert, als er sah, dass es Condilaya war. Seit Daenaira ihm davon erzählt hatte, kam er nicht umhin, ihre Schwärmerei für ihn zu bemerken. Jetzt wünschte er sich fast, sie hätte es nicht getan. Jedes Mal, wenn er das Mädchen sah, schweifte seine Erinnerung zurück zu den erotischen Orgasmen, die sie im Bad gehabt hatten, wie auch zu dem schwierigen Gespräch.
Es war ein wenig nervenaufreibend, festzustellen, dass Daenaira in seinem Kopf viel stärker präsent war als er in ihrem. Das gab ihr eine gewisse Überlegenheit. Doch er wollte nicht darüber nachdenken. Seine Belastungen und seine emotionalen Qualen waren seine Angelegenheit. Und er wollte auf gar keinen Fall, dass sie sich schuldig oder in irgendeiner Weise
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