Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
jede Frau gleichzeitig schützend in einen edlen Umhang von königlicher Anmut zu hüllen.«
Magnus trat hinter sie und blickte gemeinsam mit ihr in den Spiegel. Er begegnete ihrem Blick, als er um sie herumfasste und den Sari so zurechtzog, dass der ganz natürlich fiel. Die Wärme seines großen Körpers wogte an ihrem Rücken hoch und hüllte sie ein, während er sich bewegte und ihr irgendwie sehr deutlich bewusst machte, dass seine Fingerspitzen über ihre Brust wanderten, als er den Faltenwurf des Sari zu ihrer Schulter nachfuhr. In gewisser Weise umarmte er sie beinahe, als er den Arm quer über sie legte. Daenaira fühlte sich auf einmal gefangen von der Stärke und der unheilvollen Macht, und es überlief sie abwechselnd heiß und kalt, als sie sich von ihm losriss und sich umdrehte, wobei sie rückwärts gegen den kalten Spiegel stieß, und sie verschränkte die Arme über ihrer bloßen Taille unter dem Sari.
Magnus blickte sie an, seine goldenen Augen waren einen Moment lang verwirrt. Dann schien er langsam zu begreifen und fluchte leise.
»Es tut mir leid. Ich habe dir versprochen, dass ich es nicht tun würde, und ich verstoße immer wieder dagegen. Ich hoffe, du kannst mir vergeben, wenn ich dir sage … «
Nein . Er sollte ihr nichts von seinen Vorstellungen über Vertrautheit mit ihr erzählen. Vorstellungen waren nur Möglichkeiten, und er wusste, dass er sie noch vor sechs Wochen nicht gehabt hatte. Es war, als hätte Karris Vergiftungsversuch eine verschlossene Tür in ihm geöffnet, und jetzt stürmte alles auf ihn ein. Doch Kanzlerin Malaya war eine echte Wahrsagerin, und er hatte gesehen, wie sie mit den Erkenntnissen gerungen hatte, die sie im Laufe der Jahre aus nächster Nähe gesehen hatte. Es konnten heikle, verwirrende Visionen sein. Sie waren immer wahr, doch es war oft eine Bildersprache, die Wahrheit und andere, nicht entschlüsselbare oder unzuverlässige Darstellungen umfasste.
Seine Visionen waren deutlich und klar gewesen.
Zügellos.
Magnus verdrängte das pulsierende Hitzegefühl, das dieses Eingeständnis in ihm ausgelöst hatte. Er rief sich ins Gedächtnis, dass es wahrscheinlich Drennas Art war, ihn dazu anzuhalten, sehr achtsam mit der neuen Dienerin umzugehen, nachdem es sexuelle Bedürfnisse gewesen waren, die das geheiligte Band zwischen ihm und Karri zerstört hatten. Weil das der Fall war, zwang er sich, sich auf das zerbrechliche Vertrauen zu konzentrieren, das er zwischen ihnen schaffen wollte.
»Niemandem ist es erlaubt, dich zu berühren, wenn du nicht willst, doch du wirst feststellen, dass wir eine liebevolle und warmherzige Gruppe sind hier. Die Frauen sind freundlich und werden dich zur Begrüßung umarmen wollen. Die Männer werden dich mit Handschlag begrüßen wollen. Ich erzähle dir das, damit du meine Vergesslichkeit verstehst, aber auch, weil ich wissen möchte, wie ich das für dich regeln soll. Ich kann die anderen bitten, dass sie dich nicht berühren.«
»Nein. Bitte. Dann würde ich nur auffallen wie … wie eine seltsame Attraktion. Ich kann das schon aushalten. Ich will nicht … dass irgendjemand weiß, was mich belastet.«
Das war von Vorteil. Sie wollte nicht, dass jemand, den sie kennenlernte, ihr überlegen war. Magnus bedauerte, dass sie auf diese Weise auf die Welt um sie herum reagierte, doch zugleich würden ihr Misstrauen und ihre Vorsicht ihr helfen, sich zu schützen, gerade angesichts der Probleme, die er hatte.
»Morgen fange ich damit an, dein Sai zu schmieden«, teilte er ihr mit. »Ich weiß allerdings nicht recht, welche Art von Holster du gern hättest.« Ein Sai war eine ungewöhnliche Wahl für eine Frau, da es wegen seiner Größe kaum zu verbergen und außerdem schwerer war als andere Waffen. Es konnte einer Frau im Alltag auch im Weg sein. Weil Dienerinnen im Sanktuarium nur einen Sari oder ein K’jeet trugen und beides Kleider waren, waren Knöchelholster ungünstig und unattraktiv.
»Wirklich? Ich kann es mir aussuchen?« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und war sichtlich bemüht, ihm zu antworten, obwohl sie überrascht war, dass er sie bewaffnen wollte. Doch Magnus wollte, dass sie sich jederzeit verteidigen konnte.
»Ja. Dein Sai , dein Holster, deine Entscheidung.«
Er bemerkte, dass sie in ihrem Leben noch nicht viele Entscheidungen zu treffen gehabt hatte. Und er bemerkte auch ihr durchtriebenes Lächeln.
»Um die Waden. Aber … eins für die Stiefel und eins, das ich ohne Stiefel tragen
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