Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
sauer, dass er den Buchladen kurz und klein geschlagen hat.
»Richtig. Das hab ich vergessen.«
Sie schüttelte den schwarzen Ledermantel von den Schultern und ließ ihn auf den Boden fallen. Darunter trug sie eine hautenge schwarze Hüftjeans, einen anliegenden Pulli und schwarze Stiefel. Ihre grünen Augen funkelten.
»Solange sich das Buch an Menschen versteckt, sollten wir alle wie Nutten rumlaufen – mit knallengen Klamotten oder ganz nackt. Mann, da sieht man bei allen alles , und bei manchen fetten Hühnern aus der Abtei werd ich das große Kotzen kriegen. Teigklumpen mit Kamelbeinen. Igitt!«
Ich biss mir auf die Lippe, um nicht zu lachen. So war Dani. Nicht ein Funke Taktgefühl. Wie die Welt um sie herum war sie, was sie war – halt- und schrankenlos. »Es kann ja nicht jeder so einen superschnellen Stoffwechsel haben wie du«, sagte ich trocken. Was würde ich nicht darum geben! Dann könnte ich Schokolade zum Frühstück, Kuchen zu Mittag und Pasteten zu Abend essen.
Sie aß den Apfel auf und warf das Gehäuse auf einen der Abfallhaufen. »Ich freue mich schon drauf, Barrons zu sehen«, schwärmte sie. »Du? Nee, ich schätze, dir kann das egal sein. Du hast ihn – wie lange? – über Monate ganz nackt gesehen, stimmt’s?«
Manchmal wünschte ich wirklich, sie würde sich ein paar Grenzen auferlegen. Plötzlich befand ich mich wieder in dem Keller, beobachtete, wie Barrons nackt den Raum durchquerte, und sagte ihm, dass er der schönste Mann war, den ich je gesehen habe.
Hastig wechselte ich das Thema: »Was tut sich in der Abtei? Ich weiß, dass du nicht mehr dort lebst, aber wie war es, bevor du gegangen bist?«
Ihr Gesicht verfinsterte sich. »Schlimm, Mac. Echt schlimm. Warum? Überlegst du, ob du zurückgehen sollst? Ich glaube kaum, dass das eine gute Idee ist.«
Gute Idee oder nicht, ich hatte keine andere Wahl. Laut Nana war meine Mutter, als das Sinsar Dubh vor mehr als zwanzig Jahren entkommen konnte, Haven Mistress. Laut Ryodan war in jener Nacht der gesamte Haven ausgerottet worden, nur meine Mutter hatte überlebt.
Nana hatte mich Alina genannt.
Ryodan behauptete, dass Alina das einzige Kind war, das Isla jemals bekommen hatte. Ryodan weiter zu befragen wäre bei seiner Geheimnistuerei ein nutzloses Unterfangen; zudem war er gegenwärtig tot, und ich wusste nicht, für wie lange.
Blieben nur noch Nana und die Abtei.
Die Abtei lag näher, und die Bewohner waren nicht annähernd hundert Jahre alt und neigten nicht dazu, mitten im Satz einzunicken.
Die ursprünglichen Mitglieder des Haven mochten tot sein, doch manche Altersgenossinnen meiner Mutter mussten überlebt haben – auch das kürzliche Massaker, welches das Sinsar Dubh angerichtet hatte. Andere könnten auch etwas von den Ereignissen in jener Nacht wissen, wenn auch nur Gerüchte.
Und da gab es noch die Bibliotheken, zu denen ich mir Zugang verschaffen musste, und die Schutzzauber, die ich nicht überwinden konnte und die sogar V’lane vertrieben hatten. Ach, ich hatte vergessen, ihn zu fragen, was damals, als ich ihn in die Abtei gerufen hatte, mit ihm geschehen war. Ich nahm mir vor, dem nachzugehen.
Außerdem spielte ich mit dem Gedanken, Rowena zur Rede zu stellen und die Wahrheit aus ihr herauszupressen. Ob sich die Macht, mentalen Zwang auszuüben, die Darroc der alten Frau zugestand, mit der Macht messen konnte, die ich in mir entdeckt hatte? Nur das Wissen, dass ich nicht nur eine Brücke hinter mir abbrennen, sondern es mir auch endgültig mit allen Sidhe -Seherinnen verscherzen würde, wenn ich es auf einen Machtkampf ankommen ließe, hielt mich davon ab. Gleichgültig, ob sie immer mit ihren Entscheidungen einverstanden waren, die Mehrheit der Sidhe -Seherinnen war Rowena gegenüber ausgesprochen loyal. Und noch etwas machte mich vorsichtig: Da ich nicht sicher war, woher meine Macht kam, zögerte ich, der Großmeisterin etwas zu offenbaren, was sie später gegen mich verwenden könnte. Und vielleicht waren die Runen ja wirklich so etwas wie Parasiten, die der Welt noch größeren Schaden zufügen konnten.
Andererseits gab es noch eine Waffe, die ich einsetzen könnte. Mittlerweile war ich ziemlich erfahren in der Anwendung des Stimmenzaubers, und das könnte ich leicht als Druidenkunst erklären, in der mich Barrons unterwiesen hatte.
»Ich brauche Antworten, Dani. Hilfst du mir?«
»Ro wird an die Decke gehen, wenn sie uns erwischt«, warnte sie. Ihre Augen blitzten, und sie hüpfte vor
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