Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
versessen darauf.
So wie ich ihn einschätzte, würde er kurzen Prozess mit mir machen, sobald er es hatte.
Er musste mein Interesse gespürt haben, denn er sah mich an.
Stimmt was nicht, Miss Lane?
Meine Augen höhnten: Stimmt in dieser Situation überhaupt irgendwas?
Er lächelte freudlos. Nicht einmal das Augenfällige.
Ich schüttelte den Kopf.
Sie sehen mich an, als müssten Sie miteinem tödlichen Angriff von mir rechnen.
Ich zuckte zusammen. War ich so leicht zu durchschauen?
Sie zerbrechen sich den Kopf darüber, was für eine Art Mann ich bin und wie ich bei all dem empfinde, oder?
Ich starrte ihn an.
Sie denken, ich würde Sie wegen Ihres Betrugs eines Tages töten.
Ich weiß wirklich nicht, warum ich mir die Mühe mache zu sprechen, wenn du ohnehin schon alles weißt. Meine Augen funkelten zornig. Ich hasste es, so durchschaubar zu sein.
Ich fühle mich nicht hintergangen, weil Sie sich mit Darroc verbündet haben, um Ihre Ziele zu erreichen. Ich hätte genauso gehandelt.
Warum bist du dann so sauer?
Dass Sie mit ihm gevögelt haben, kann ich Ihnen nur verzeihen, wenn Sie mit mir schlafen. Eine andere Frau würde sich auf diese Art von Vergebung stürzen.
Ich beendete unsere stumme Unterhaltung, indem ich stur geradeaus sah.
Wir kamen langsam voran. Fiona konnte sich nicht schnell bewegen, also schlichen wir im Schneckentempo durch die rosafarbenen, die gelben und bronzefarbenen Flure.
»Die Bibliothek«, sagte Barrons. »Auf dem Rückweg machen wir hier halt, da wir schon mal da sind. Ich möchte mich noch mal umschauen.«
Ich fühlte, wie sich Fiona neben mir anspannte. Ich brauchte ihr Gesicht nicht zu sehen, um ihre Verbitterung und ihre morbiden Gedanken zu erahnen.
Barrons’ Bemerkung hatte ihr ins Bewusstsein gerufen, dass er und ich allein, ohne sie, den Rückweg antreten würden. Und ganz bestimmt malte sie sich aus, dass wir eine fabelhafte Zeit miteinander haben, tanzen, flirten und streiten, uns lieben und miteinander leben würden, während sie dem Vergessen anheimfiel, als wäre sie nie geboren worden.
Hass, Bosheit und Finsternis wehten mir entgegen, und ich war froh, dass wir die schwarzen Korridore bald erreicht hatten.
Ich kam mir vor, als wären wir Gefängniswärter, die den langen, schrecklichen Weg zum elektrischen Stuhl zurücklegen mussten. Die Verurteilte zwischen uns hätte alles getan, um der Todesstrafe zu entgehen, aber das Schicksal hatte ihr keine andere Wahl gelassen, und jetzt sehnte sie sich nach dem Ende.
»Wie?«, flüsterte sie, sobald wir den schwarzen Korridor betraten.
Ich wechselte einen Blick mit Barrons. Die sexuelle Spannung, die in diesem Teil der Villa herrschte, machte sich sofort bemerkbar. Sein Gesichtsausdruck verriet mir, dass er dasselbe fühlte.
Ich war entsetzt, als ich merkte, dass Fiona genauso empfand.
Barrons antwortete gepresst: »Es gibt einen Spiegel, der das Gemach des Königs von dem der Konkubine trennt. Nur die beiden können durch diesen Spiegel gehen. Alle anderen sterben bei der ersten Berührung.«
»Sogar … du?«
Also wusste sie, dass er nicht sterben konnte und immer wieder zurückkam.
»Ja.«
Da war wieder dieser grässliche Laut – ein Lachen und doch kein Lachen. »Sie … weiß jetzt Bescheid.«
Barrons sah mich an. Bringen Sie sie zum Schweigen, oder ich mache dem allen sofort ein Ende.
»Ja. Ich weiß alles, Fiona«, log ich.
Sie ging schweigend weiter.
Christian schlief im riesigen Bett des Unseelie-Königs; sein langes schwarzes Haar lag wie ein Fächer auf dem seidenen Kissen.
Wäre Fiona nicht so verstümmelt gewesen und hätte sie keine solchen Schmerzen gehabt, dann hätte ich sie durch das Boudoir zum Spiegel geschubst und es hinter mich gebracht, aber es widerstrebte mir zutiefst, sie anzufassen.
»Wer … was soll das, verdammt?« Barrons schritt über schneeweiße Felle durch den mit Diamanten gesprenkelten Raum zu dem riesigen Spiegel und starrte den Mann im Bett an.
Ich erwartete die Konkubine vor dem Kamin und zerbrach mir den Kopf, wie ich Barrons das alles erklären sollte. Aber das Feuer war zur Glut heruntergebrannt, und auf den Fellen lag niemand.
Seine Stimme weckte Christian; der junge Schotte rollte herum und sprang auf.
Die seidenen Laken fielen von ihm ab; er war nackt und sichtlich erregt. Im ersten Moment dachte ich, er wäre die Tätowierungen losgeworden, aber sie bewegten sich seine Beine hinauf zu den Lenden, über den Bauch bis zum Brustkorb, dann
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