Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
erreichen?«
»›Ich finde, du solltest König sein, Darroc‹«, äffte er meine Stimme nach, »›und wenn du es möchtest, würde ich mich geehrt fühlen, deine Königin zu werden.‹«
Ich schnappte nach Luft.
»Haben Sie das nicht gesagt?«
»Was hast du gemacht – mir nachspioniert? Und wenn du Barrons bist, dann müsstest du klug genug sein, Worten keinen Glauben zu schenken.«
»Weil Ihre Taten so für Sie sprechen, wie? Wo haben Sie letzte Nacht geschlafen, Miss Lane? Hier bestimmt nicht. Mein Buchladen stand Ihnen offen. Ihr Zimmer hat oben auf Sie gewartet. So sieht es also mit Ihrer verdammten Ehre aus.«
Ich öffnete den Mund, schloss ihn jedoch sofort wieder. Ehre? Barrons sprach mit mir von »Ehre«? Besser gesagt, das Sinsar Dubh tat es. Ich konnte nicht entscheiden, was anachronistischer war. Ich runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte nicht. Ganz und gar nicht. Obgleich »Barrons« und »Ehre« zwei Worte sind, die man meiner Meinung nach nicht in einem Atemzug nennen konnte, fiel mir kein vernünftiger Grund ein, warum das Sinsar Dubh eine solche Farce aufführen sollte. Es hatte mir noch nie eine so ausgedehnte, detaillierte Illusion geboten, und mir war schleierhaft, was es damit erreichen wollte.
»Wissen Sie, wieso ich heute Nacht mit Ihnen und Darroc auf der Straße war?« Da ich schwieg, knurrte er: »Antworten Sie mir!«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich war nicht dort, um Ihnen und Ihrem kleinen Freund hinterherzuschnüffeln. Apropos – wie ist es, den ausgelutschten abgelegten Kerl der Schwester abzuschlecken?«
»Oh, zum Teufel mit dir«, versetzte ich. »Das ist billig – sogar für dich.«
»Sie haben ja keine Ahnung. Ich war dort, um ihn zu töten. Das hätte ich schon längst tun sollen, aber das Vergnügen war mir verwehrt gewesen. Das Sinsar Dubh ist mir zuvorgekommen«, fügte er verbittert hinzu.
»Das reicht! Du bist das Sinsar Dubh !«
»Kaum. Allerdings bin ich genauso todbringend. Wir beide können Sie vernichten. Nichts kann Sie vor mir schützen, wenn ich mich gegen Sie wende.«
Es war höchste Zeit, dem Spektakel ein Ende zu machen. Ich hatte es nur weiterlaufen lassen, weil es eine Zeitlang ganz erfreulich gewesen war und ich hoffte, dass sich die Sache von selbst klärt. Welch bizarres Spiel das Buch auch mit mir aufführte, es war nicht mehr schön, und diesen eisigen, spöttischen Barrons wollte ich nicht in Erinnerung behalten.
»Du solltest jetzt gehen«, murrte ich.
»Ich gehe nirgendwohin. Auf keinen Fall. Wenn Sie glauben, ich lasse zu, dass Sie mitten im Geschehen die Seiten wechseln, haben Sie sich getäuscht. Ich habe viel investiert, und Sie stecken zu tief drin. Sie schulden mir etwas. Ich werde Sie anketten, fesseln und mit Magie gefügig machen – ich tue alles, was notwendig ist, um Sie zu zwingen, mir bei der Suche nach dem Buch zu helfen. Und wenn ich es habe, lasse ich Sie vielleicht am Leben.«
»Du bist das Buch«, wiederholte ich, aber mein Protest war schwach. Während seiner kleinen Ansprache hatte ich mein Sidhe -Seher-Zentrum aufgesucht – das alles durchschauende Auge, das die Wahrheit von jeder Illusion befreien kann – und es wie einen Laserstrahl auf das Trugbild gerichtet.
Nichts – keine Seifenblase war geplatzt, kein Phantasiegebilde war zersplittert. Meine Hände zitterten, und ich rang nach Atem.
Das konnte nicht möglich sein.
Ich hatte ihn mit meinem Speer durchbohrt.
Und als mir klar wurde, was ich angerichtet hatte, verwandelte ich meine Verzweiflung in eine Massenvernichtungswaffe. Ich hatte einen Plan mit einer in Beton gegossenen Vergangenheit und einer konkreten Zukunft geschmiedet.
Dieses … dieses Unerklärliche passte nicht in die Realität, wie ich sie verstand. War weder mit meinen Zielen noch mit dem vereinbar, was aus mir geworden war.
»Vielleicht aber auch nicht«, fuhr er fort. »Anders als gewisse Leute gebe ich mich nicht mit abgelegten und ausgelutschten Gespielinnen ab.«
Ich atmete scharf ein. Mir wurde gefährlich schwindelig. Das konnte nicht sein. Er stand nicht wirklich hier.
Oder doch?
Er sah aus wie Barrons, fühlte sich an wie Barrons, roch und klang wie Barrons und hatte sicherlich sein Gehabe.
Am besten ich vergaß das Sidhe -Seher-Zentrum. Ich brauchte etwas Handfestes und wusste, wo ich es finden konnte. Mein Blick richtete sich nach innen, und ich sog schiere Kraft aus meinem glasigen See.
Sobald ich wieder in die Realität zurückkehrte, richtete ich alles, was
Weitere Kostenlose Bücher