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Shakran

Shakran

Titel: Shakran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Winter
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zukommen, sah den Ausweis auf der Brust, den Knopf im Ohr, das Mikrofon am Kragenaufschlag.
    »Agent Holstein?«, fragte er, als er fast bei ihm war.
    Der Agent entspannte sich, als er seinen Namen hörte.
    »Ich soll bei Ihnen etwas abgeben«, sagte er. Er griff unter die Jacke, zog und drückte ab.
    Der Agent war schnell gewesen, als er starb, hatte er seine Pistole tatsächlich schon in der Hand gehabt. Gut, aber nicht gut genug. Er lächelte.
    Er bückte sich, steckte dem Toten die Waffe wieder ins Holster und zog ihn die zehn Meter zu dessen Wagen. Jeder, der auch nur grob in die Richtung gesehen hätte, hätte sie entdecken können. Aber alles blieb ruhig. Manchmal, dachte er schmunzelnd, lohnte es sich, unverschämt zu sein. Der Agent hatte die Schlüssel dabei. Er öffnete den Kofferraum, verstaute die Leiche dort.
    Das Ganze hatte nicht einmal zwanzig Sekunden gedauert.
    Er wartete einen Moment. Es gab vierundzwanzig Kameras. Jede Kamera zeigte zwölf Sekunden lang ein Bild. Zwei der Kameras hätten den Mord aufzeichnen können. Eine Chance von eins zu zwölf. Und dann musste sie drinnen auch noch in genau diesem Augenblick auf den Monitor sehen. Wenn sie etwas gesehen hatte, würde es gleich interessant werden.
    Er ging auf das Haus zu, direkt bis vor die Eingangstür, und schloss sie auf. Die Alarmanlage auf der rechten Seite blinkte, er gab den Deaktivierungscode ein. Er ging weiter bis zur Küche und öffnete die Tür. Die Agentin machte sich gerade einen Toast. Die Waffe zuckte in seiner Hand, und ihr Hinterkopf explodierte.
    Er war schnell genug, um sie aufzufangen und leise zu Boden gleiten zu lassen. Sein Bein und die Rippe protestierten, aber er ignorierte es.
    Sie hatte zwei Geflügeltoasts gemacht. Wie nett von ihr. Er mochte Truthahn. Auf dem kleinen Monitor auf der Anrichte war jetzt der Wagen des Agenten zu sehen. Er lächelte. Es war alles eine Frage des Timings. Ganz einfach.
    Er prüfte die Räume im Erdgeschoss. Arbeitszimmer leer. Esszimmer leer. Wohnzimmer leer. Er entlud die Waffen, alle befanden sich genau dort, wo man es ihm genannt hatte, dann ging er vorsichtig die Treppe hoch in den ersten Stock.
    Plötzlich war ein durchdringendes Piepsen zu hören. Die Alarmanlage. Irgendwo hatte jemand ein Fenster geöffnet. Er rannte los, riss die Tür zum Schlafzimmer auf, rollte sich hinein, Waffe ausgestreckt, niemand da. Die Schmerzen waren wie eine Woge.
    Ein Geräusch aus dem Badezimmer. Er trat die Verbindungstür auf, sah das offene Fenster. Es führte auf das Dach der Garage. Er sah noch, wie am anderen Ende eine schlanke Gestalt über die Kante verschwand. Er fluchte. Dann eine Explosion, irgendetwas traf ihn von hinten. Ein zweiter Schuss ging an seinem Kopf vorbei, durch das offene Fenster. Ihm wurde schwarz vor Augen. Während er zusammenbrach, schaffte er es, sich umzudrehen. Ein Schatten in der Badewanne. Wieder eine Explosion. Eine orangerote Mündungsflamme schien ihn zu berühren, sein rechtes Bein wurde weggerissen.
    Die Waffe in seiner Hand zuckte, immer wieder. Jemand schrie. Der Schatten in der Badewanne wurde nach hinten gerissen, ruderte mit dem Arm, fiel in die Wanne zurück. Er kroch bis zum Rand, eine neue Explosion versengte sein Haar, dann hatte er die Glock in der Hand und drückte ab. Wieder und wieder. Und wieder.
    Immer wieder Schreie, wie ein wütendes wildes Tier. Es dauerte einige Sekunden, bis er merkte, dass er es selbst war, der schrie.
    Mühsam richtete er sich auf und sah über den Rand der Wanne. Der einarmige Mann regte sich nicht mehr, eine dunkle Flüssigkeit sammelte sich unter ihm.
    Er hinkte zur Tür, machte das Licht an und zog den Badevorhang zur Seite. Der Admiral lag da, in einen altmodischen Pyjama gekleidet. Eine Wunde an der Schulter, eine andere am Bein. Sein Hals war grotesk verrenkt. Um ihn herum ein gutes Dutzend Löcher in der Wanne und in den Kacheln, aber was ihn umgebracht hatte, war das gebrochene Genick. Er musste ausgerutscht sein.
    Er stand da und sah auf die Leiche hinunter. Der Mann war tot, aber es fühlte sich an, als wäre er ihm entkommen.
    Weit entfernt hörte er eine Sirene.
    Ich bin ein Profi, ich bin ein Profi. Wieder und wieder flüsterte er dieses Mantra vor sich hin. Er konnte sich kaum noch bewegen, die Gliedmaßen waren schwer wie Blei, er schien flüssiges Feuer zu atmen. Ich bin ein Profi.
    Unten klingelte das Telefon.

69
 
    N ormalerweise ging der Admiral immer gleich dran. Es klingelte und klingelte. Endlich

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