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Shakran

Shakran

Titel: Shakran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Winter
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hob jemand ab, sagte aber nichts.
    »Hallo?«
    Im Hintergrund glaubte sie Sirenen zu hören.
    »Ach, du bist es, Juliet ...« Die geschmeidige, kultivierte Stimme kannte sie aus ihren Albträumen. »Nett, dass du anrufst ...« Er lachte leise. »Schade, dass wir uns verpassen. Ich hätte dich gern wiedergesehen ...« Es klickte. Er hatte aufgelegt.
    Ann war wie gelähmt. Sie stand in einer Telefonzelle in einem Außenbezirk von Washington. Schließlich legte sie langsam den Hörer auf, zwang sich, ganz normal zum Auto zu gehen und loszufahren. Immer wieder hörte sie seine Stimme. Ihr wurde so übel, dass sie rechts ranfahren und anhalten musste. Im Rückspiegel sah sie ihre Augen. Sie weinte, sie hatte es gar nicht bemerkt. Das Make-up war verlaufen.
    Sie fuhr weiter, hielt bei einem McDonald's auf dem Parkplatz und suchte den Waschraum auf. Dort schminkte sie sich neu, ging zum Wagen zurück und fuhr weiter.
    Zwei Querstraßen von Normans Haus entfernt hielt sie an. Schon aus der Ferne sah sie die Blaulichter. Sie atmete tief durch, dann stieg sie aus, schloss den Wagen ab und ging auf sein Haus zu.
    Ein junger Polizeibeamter hielt sie an der Absperrung auf. »Sorry, Miss, aber ich kann Sie nicht durchlassen.«
    Ann hielt ihren Ausweis hoch. »Mein Name ist Jacqueline Marie Marchaut. Ich wohne hier.«
    »Ja, Ma'am.« Er räusperte sich. »Sie kannten den Admiral?«
    Ann nickte. »Er ist mein Schwiegervater ...« Wieder wurde ihr übel. »Was ist passiert?«
    Der junge Mann schluckte. »Es tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, Mrs Marchaut, aber ... er ist tot.«
    Alles brach in ihr zusammen. Sie hatte es gewusst, tief in ihrem Innern hatte sie es gespürt, aber bis eben hatte sie noch gehofft.
    Er sah sich Hilfe suchend um. »Am besten wenden Sie sich an Detective Goldkind. Die Frau mit dem schwarzen Mantel da drüben.«
    Ann sah hinüber. Sie erkannte sie wieder. Sie hatte ihr vor dem Krankenhaus den Umschlag mit den Phantombildern von Shakran gegeben.
    »Danke. Können Sie mich jetzt bitte durchlassen?«
    Der Polizist nickte und hob das Absperrband an. Ann tauchte darunter durch. Sie musterte die Umgebung, ihr Blick verharrte kurz auf den Übertragungswagen zweier Sender auf der anderen Straßenseite, auf den Polizisten, die sorgfältig den Rasen den Grundstücks absuchten, auf der Leiter, die gegen die Garage gelehnt war, auf den weiß gekleideten Beamten der Spurensicherung, die auf dem Garagendach damit beschäftigt waren, eine Lampe aufzubauen. Das Gitter vor dem Badezimmerfenster war aufgeklappt, das Fenster offen. Aus dem Badezimmer drang in unregelmäßigen Abständen ein Blitzlicht. Ann wusste, was das zu bedeuten hatte.
    Ihre Beine zitterten, während sie sich langsam um die eigene Achse drehte.
    Plötzlich stand Detective Goldkind neben ihr und sah sie besorgt an. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Wieder hielt Ann ihren Ausweis hoch. »Jacqueline Marchaut. Ich wohne hier ...«
    Terry musterte den Ausweis. »Das ging aber schnell. Es ist noch keine zwei Minuten her, dass ich mit dem Büro gesprochen habe. Sie wurden informiert?«
    Ann schüttelte den Kopf. »Reiner Zufall. Ich war lange weg, acht Jahre. Ich bin gerade angekommen, dann habe ich die Blaulichter gesehen ...«
    Terry nickte. »Es tut mir leid, dass Sie es auf diese Weise erfahren, aber der Admiral ist tot. Kannten Sie ihn gut?«
    Ann nickte. »Was ist mit Nasreen? Nasreen Norman? Ist sie auch ...« Anns Herz schlug wie wahnsinnig, sie konnte kaum atmen.
    »Ist das die Tochter des Admirals?«, fragte Terry.
    Ann zögerte kurz. »Ja.«
    »Nein. Wir haben sie noch nicht gefunden. Wie es aussieht, konnte sie über das Garagendach fliehen, während Admiral Norman versucht hat, den Täter aufzuhalten.« Sie lächelte. »Ich denke, ihr ist nichts passiert.«
    »Besteht die Gefahr, dass sie entführt worden ist?«
    »Das glaube ich nicht.«
    Ruhig, sagte sich Ann im Stillen. Vergiss nicht, du hast so einen Tatort schon Dutzende Male gesehen. Bleib ruhig. Sie nickte in Richtung des Hauses. »Könnte ich ... Vielleicht sehe ich etwas, das Ihnen weiterhilft.«
    »In acht Jahren kann sich viel verändern.«
    »Vielleicht.«
    Terry musterte sie. »Sind Sie sicher, dass Sie dazu imstande sind?«, fragte sie sanft.
    Ann atmete tief durch. »Ja.«
    »Also gut, kommen Sie mit.«
    Als die beiden Frauen das Haus betraten, gab ihnen ein Beamter der Spurensicherung Überschuhe, Plastikmäntel, Plastikhauben und Handschuhe. »Achten Sie bitte darauf, wo Sie

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